ASIEN/INDIEN - Radikale Hindus überfallen Campus der Jesuiten: Rektor festgenommen, Studenten verletzt

Dienstag, 31 Januar 2012

Bangalore (Fidesdienst) – Dozenten und Studenten der Universität „St. Joseph’s“ in Anekal (Bangalore) im indischen Unionsstaat Karnataka erlebten am gestrigen 30. Januar einen Tag des Schreckens: der Überfall, bei dem 100 radikale Hindus in das Universitätsgelände eindrangen und damit ihrer Aggression gegen Christen und insbesondere christliche Bildungseinrichtungen freien Lauf ließen hätte noch größere Schäden verursachen können. Gewaltbereite Mitglieder verschiedener hinduistischer Gruppierungen, darunter die „Sishwa Hindu Parishad“, „Bajrang Dal“, „Sahtra Sakthi Sene“, „Karnataka Rakshana Vedike“ drangen in den Campus ein und unterbrachen dort die Vorlesungen. Angeblicher Grund für den Überfall, so das „Catholic Secular Forum“ zum Fidesdienst, war die Tatsache, dass die Universität am Tag der Republik, der in Indien in den der vergangenen Woche gefeiert wurde, die Landesfahne nicht gehisst hatte.
Der Rektor des Instituts, P. Melwin Mendonca (sj), berichtet dem Fidesdienst von Stunden der Angst, vor allem angesichts der Tatsache, dass zivile Behörden und Sicherheitskräfte bei dem gewaltsamen Vorgehen Beihilfe leisteten. Unter der aufgebrachten Menge sollen sich auch Gemeinderäte der Stadt befunden haben. Als die Jesuiten, in deren Trägerschaft die Universität sich befindet, die Polizei riefen, schaute diese nach Angaben des Rektors „untätig zu, so dass die Aufruhr auf dem Campus insgesamt weitere zwei Stunden anhielt“.
P. Melwin Mendonca konnte keine Erklärung abgeben, vielmehr forderten die Eindringlinge lautstark seine Festnahme. Der Jesuitenpater ließ dies geschehen obschon kein Grund dafür vorlag. Doch anstatt ihn in das Polizeiauto zu bringen, gaben die Beamten der Menge nach und ließen ihn zu Fuß bis zur Polizeistation gehen: dabei riefen die am Straßenrand stehenden Extremisten Slogans gegen die christliche Minderheiten und Beleidigungen gegen den Ordensmann. Studenten, die versuchten den Rektor zu beschützen, wurden von der Menge verprügelt und dabei verletzt.
Der Rektor wurde von der Polizei grundlos von 12.00 Uhr mittags bis 21.00 Uhr abends festgehalten. Nach seiner Freilassung sah er von einer Beschwerde wegen des persönlichen Angriffs, des Eindringens in den Campus und die Misshandlung der Studenten ab.
P. Melwin betont in einem Kommentar für den Fidesdienst: „Das Hissen der Fahne war ein Vorwand. Radikale Hindus haben unsere Universität im vergangenen Studienjahr insgesamt acht Mal überfallen. Sie verlangen, dass unsere Studenten sich ihren Bewegungen anschließen. Einige Anführer radikaler Gruppen fordern sogar die Schließung unserer Einrichtung und das Verbot der Erteilung von Lizenzen an christliche Bildungseinrichtungen, da diese angeblich die indische Kultur zerstören. Es gibt in Karnataka viele ähnliche Fäll der Christenverfolgung.“
Das Universitätsinstitut „St’Joseph’s“ in Anekal existiert dort seit über 40 Jahren. Gegenwärtig sind 378 Studenten eingeschrieben, von denen 200 Dalit oder Mitglieder niedriger Kasten und 60 Angehörige indigener Gruppen sind. (PA) (Fidesdienst, 31/01/2012)


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