ASIEN/INDIEN - Bericht zur Christenverfolgung 2011: über 2.000 Christen sind betroffen, Tendenz steigt

Freitag, 13 Januar 2012

Bombay (Fidesdienst) - Insgesamt 2.141 Christen wurden im Jahr 2011 Opfer von Aggressionen, Übergriffen und Verfolgung. Dabei sind die Familien, Angehörigen und Freunde, die indirekt ebenfalls Opfer sind, nicht berücksichtigt. Es wird vermutet, dass die Tendenz im Jahr 2012 steigen wird. Dies geht aus dem Bericht zur Christenverfolgung 2011 des ökumenischen „Catholic Secular Forum“ (CSF) hervor, das der katholische Erzbischof Oswald Gracias von Bombay unterstützt. Der Bericht, der dem Fidesdienst vorliegt, zieht eine finstere Bilanz und bezeichnet die antichristliche Gewalt radikaler Hindus als „Virus, das die Gesellschaft infiziert“. Die Verfolgung hat sich ausgedehnt „und betrifft fast alle Staaten des Landes“.
Mindestens 1.000 christliche Familien sind von den Übergriffen betroffen: das Forum beklagt eine „vorsätzliche Kampagne“ gegen schwache Bevölkerungsteile. Der Bericht dokumentiert die 250 schlimmsten kriminellen Handlungen und erinnert an Verstöße gegen die Religionsfreiheit, die Menschenrechte und die Verfassung. Wie CSF betont, handelt es sich bei den zitierte Fällen um diejenigen, die bekannt wurden und von denen auch die Medien berichten: angesichts der hohen Dunkelziffer wird geschätzt, dass die tatsächliche Zahl der Verfolgungsfälle dreimal höher sein könnte.
Am häufigsten kommt es im Staat Karnataka im Süden des Landes zu Verfolgungen. Hier wurden im Jahr 2011 allein 1.000 Übergriffe auf Christen verübt: „durchschnittlich 3-5 Übergriffe pro Tag“. Weitere Verfolgungsfälle wurden aus Orissa, Gujarat, Madhya Pradesh und Chhattisgarh gemeldet.
Hauptleidtragende sind Frauen und Kinder: vor allem Kinder sind „wehrlose Zeugen der Verbrechen“ und leiden unter deren Folgen, wie zum Beispiel mangelnde Bildung, Unterernährung, Flüchtlingsdasein, Angst und finanzielle Unsicherheit, Missbrauch und Kinderarbeit.
Der Richter Michael F. Saldanha, bat in einem Kommentar zu dem Bericht um mehr nationales und internationales Augenmerk und betonte, dass „Polizei, Bürokratie und Richter den Anschein erwecken, als ob sie ihre Pflicht nicht mehr erfüllten“. Wie Prof. Ram Puniyani betont, der sich mit dem Phänomen des hinduistischen Extremismus befasst, „konzentrieren die Anhänger der Hindutva-Ideologie ihre Aufmerksamkeit auf Christen, insbesondere aus tribalen Völkern, da diese einfache Opfer sind und man keine Racheakte befürchten muss“. Nach Ansicht hinduistischer Extremisten seien auch christliche Missionare und deren angebliche „betrügerische Abwerbung von Gläubigen“ eine „Bedrohung für den Hinduismus“. Dies werde jedoch von den Fakten widerlegt, so Prof. Puniyani, da der Anteil der Christen in Indien zurückgeht: 1972 waren es 2,60%, 1981 waren es 2,44 und 2001 waren es 2,30%. (PA) (Fidesdienst, 13/01/2012)


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