ASIEN/INDIEN - Islamisches Gericht in Kaschmir klagt katholischen Missionar und protestantischen Pastor an: Christen bezeichnen die Lage als kritisch

Freitag, 13 Januar 2012

Srinagar (Fidesdienst) - Das Oberste Islamische Gericht in Kaschmir klagt den katholischen Missionar P. Jim Borst und den protestantischen Pastor Chander Mani Khanna wegen Abwerbung von Gläubigen und betrügerischen Bekehrungen zum Christentum an. Wie einheimische Quellen dem Fidesdienst berichten, gab das Gericht bekannt, dass ein Urteil in den kommenden Tagen mit einer entsprechenden Urteilsbegründung veröffentlicht werden soll. Das Gericht hatte zunächst Pastor Khanna vorgeladen: bei der Anhörung wurde eine CD gezeigt, die seine Beteiligung an den Bekehrungen beweisen soll. Der Pastor soll 15 muslimische Jugendliche bekehrt und getauft haben.
Wie der Mufti Muhammad Nasir-ul-Islam erklärt, soll Khanna bei der Verhandlung gestanden haben, dass er Muslime zum Christentum bekehrt“ und „es wurde zweifelsfrei bewiesen, dass der Pastor dies seit Jahren zusammen mit anderen Gleichgesinnten tut“.
Der katholische Mill Hill-Missionar P. Jim Borst setzt sich seit 50 Jahren für die Entwicklungshilfe in der Region Kaschmir ein. „Die Vorwürfe, die gegen ihn erhoben werden sind völlig falsch: viele Muslime wurden an den von ihm geleiteten Schulen ausgebildet“, so das „Catholic Secular Forum“ (CSF) zum Fidesdienst. Der Missionar hatte bereits im vergangenen Jahr einen Ausweisungsbescheid erhalten. Die christlichen Aktivisten des CSF sind besorgt: „Die Situation in Kaschmir befindet sich in einer kritischen Phase, was die individuelle Freiheit und die Religionsfreiheit anbelangt. Das islamische Gericht ist nicht für Christen zuständig. Wir bitten die Regierung um ihr Eingreifen zum Schutz der Rechte der Bürger und zur Bekämpfung extremistischer Elemente“.
Wie aus dem Bericht der ökumenischen Organisation „All India Christian Council“ hervorgeht, der dem Fidesdienst vorliegt, werden Christen in Kaschmir von extremistischen muslimischen Gruppen verfolgt, die in dem indischen Staat mit muslimischer Mehrheit großen Einfluss auf die Politik und auf die Justiz ausüben und damit gegen die Rechtsstaatlichkeit verstoßen. Die insgesamt 400 in der Hauptstadt Srinagar lebenden Christen „haben Angst vor der Zukunft“, während die Polizei „die Anweisungen der politischen Führungskräfte ausübt“, die die muslimische Mehrheit vertreten. Die Organisation beklagt das Fehlen von Menschenrechtsorganisationen und einer Kommission für die Minderheiten in Kaschmir. Seit dem 19. Jahrhundert gibt es Christen im Kaschmir-Tal. Derzeit leben rund 18.000 Christen in Kaschmir. (PA) (Fidesdienst, 13/01/2012)


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