VATIKAN - Papst in seiner Neujahrsnsprach an das Diplomatische Korps: „In zahlreichen Ländern werden die Christen ihrer Grundrechte beraubt und aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt“

Dienstag, 10 Januar 2012

Vatikanstadt (Fidesdienst) – Bei der Religionsfreiheit handelt es sich „um das erste Menschenrecht, weil sie Ausdruck der grundlegendsten Wirklichkeit des Menschen ist. Allzuhäufig wird dieses Recht aus verschiedenen Gründen weiterhin eingeschränkt oder verhöhnt“, so Papst Benedikt XVI. in seiner Neujahrsansprache an das Dipolmatische Korbs am 9. Januar. In diesem Zusammenhang erinnerte der Papst auch an den pakistanischen Minderheitenminister Shahbaz Bhatti, „dessen unermüdlicher Kampf für die Rechte der Minderheiten durch seinen tragischen Tod ein Ende gefunden hat“. „In zahlreichen Ländern werden die Christen ihrer Grundrechte beraubt und aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt“, so der Papst weiter, „in anderen Ländern erleiden sie gewaltsame Angriffe auf ihre Kirchen und Wohnungen. Manchmal sind sie aufgrund der anhaltenden Spannungen und einer Politik, die sie häufig in die Rolle von untergeordneten Zuschauern des nationalen Lebens verbannt, gezwungen, die Länder zu verlassen, zu deren Aufbau sie beigetragen haben. In anderen Teilen der Welt ist eine Politik anzutreffen, die darauf abzielt, die Rolle der Religion im gesellschaftlichen Leben an den Rand zu drängen, als wäre sie Ursache der Intoleranz und nicht vielmehr ein schätzenswerter Beitrag für die Erziehung zur Achtung der Menschenwürde, zur Gerechtigkeit und zum Frieden“.
Mit einem besonderen Gruß wandte sich der Papst „an die Länder Lateinamerikas und der Karibik, die 2011 den 200. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit begangen haben“ und an den Südsudan „der sich im vergangen Juli als souveräner Staat konstituiert hat“ und hofft, „daß alle ihre Anstrengungen vereinen, damit für die Bevölkerung des Sudans und des Südsudans endlich eine Zeit des Friedens, der Freiheit und des Forschritts beginnt“
In seiner umfassenden Ansprache bedauerte der Papst, dass „die gegenwärtige Zeit ist leider von einem tiefen Unbehagen gekennzeichnet ist“. „In diesem Zusammenhang kann ich nicht umhin, vor allem die schwerwiegenden und besorgniserregenden Entwicklungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise zu erwähnen“, so der Papst weiter, die „sich auch auf das Leben in den Entwicklungsländern stark ausgewirkt“ Doch, „die Krise kann und muß ein Ansporn sein, um über die menschliche Existenz und die Bedeutung ihrer ethischen Dimension nachzudenken, noch bevor man dies in bezug auf die Mechanismen tut, die das Wirtschaftsleben steuern“.
„Ich möchte nochmals darauf zurückkommen, daß die Auswirkungen der derzeitigen unsicheren Lage vor allem die jungen Menschen treffen“ so der Papst weiter, „Ihrer Notlage entsprangen die Unruhen, die in den letzten Monaten verschiedene Regionen teilweise hart getroffen haben. Ich beziehe mich vor allem auf Nordafrika und den Nahen Osten, wo die Jugendlichen“, wo die Jugendlichen etwas in Gang gebracht haben, „was zu einer breiten Bewegung geworden ist, die Reformen fordert sowie eine aktivere Teilhabe am politischen und gesellschaftlichen Leben.“ Die Fortsetzung dieses Weges führe über „die Anerkennung der unveräußerlichen Würde jeder menschlichen Person und ihrer Grundrechte“ „Die Achtung der menschlichen Person muß im Mittelpunkt der Institutionen und Gesetze stehen, sie muß zur Beendigung jeglicher Gewalt führen“, so Papst Benedikt XVI..
„Ich empfinde große Sorge um die Bevölkerungen jener Länder, in denen die Spannungen und die Gewalt andauern, insbesondere in Syrien, für das ich auf ein schnelles Ende des Blutvergießens hoffe und auf den Beginn eines fruchtbaren Dialogs zwischen den politisch Beteiligten, der von der Präsenz unabhängiger Beobachter unterstützt wird“, so der Papst weiter, der auch an das Heiligen Land erinnerte, „wo die Spannungen zwischen Palästinensern und Israelis Auswirkungen auf das Gleichgewicht im ganzen Nahen Osten haben“.
Mit Bezug auf die jährliche Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages 2012, die dieses Jahr den Titel „Die jungen Menschen zur Gerechtigkeit und zum Frieden erziehen“ trägt erinnerte der papst daran, dass „Erziehung ein Schlüsselthema für alle Generationen ist“ und dabei auch Räume brauche: „Unter diesen steht die auf die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gegründete Familie an erster Stelle“.“Generell bin ich, vor allem mit Blick auf die westliche Welt, davon überzeugt, daß Gesetzesmaßnahmen, welche die Abtreibung aus persönlichen Motiven der Nützlichkeit oder aus zweifelhaften medizinischen Gründen nicht nur erlauben, sondern zuweilen sogar fördern, der Erziehung der Jugendlichen und damit der Zukunft der Menschheit entgegenstehen“, betonte der Papst in diesem Zusammenhang.
„Der religiös motivierte Terrorismus“ so der Papst, „hat auch im vergangenen Jahr zahlreiche Opfer hinweggerafft, vor allem in Asien und Afrika“ weshalb religiöse Verantwortungsträger mit Nachdruck und Entschiedenheit wiederholen müssen, dass dies „nicht das wahre Wesen der Religion“ ist. „Es ist ihre Entstellung und trägt zu ihrer Zerstörung bei“. „Es ist von grundlegender Wichtigkeit, daß auf dem afrikanischen Kontinent, den ich kürzlich anläßlich meiner Reise nach Benin erneut besucht habe“, so der Papst abschließend, „die Zusammenarbeit zwischen den christlichen Gemeinschaften und den Regierungen dazu beiträgt, einen Weg der Gerechtigkeit, des Friedens und der Versöhnung zu beschreiten, wo die Mitglieder aller Ethnien und Religionen geachtet werden.“ In diesem Zusammenhang erinnerte er auch „an das Wiederausbrechen der Gewalt in Nigeria“, „an die Folgen des Bürgerkrieges in der Elfenbeinküste, an die anhaltende Instabilität in der Region der großen Seen und an die humanitäre Notlage in den Ländern am Horn von Afrika“ und an die Krise, die seit Jahren schon in Somalia andauert.“ (SL) (Fidesdienst, 10/01/2012)


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