ASIEN/PAKISTAN - Asia Bibi riskiert in der Isolationshaft eine psychische Erkrankung: trotzdem vergibt sie ihren „Peinigern“

Dienstag, 20 Dezember 2011

Lahore (Fidesdienst) – Die auf der Grundlage des Blasphemieparagraphen zu Unrecht zum Tode verurteilte Christin Asia Bibi befindet sich seit dem 9. Juni 2010 in Haft und zeigt nun erste Anzeichen einer psychischen Erkrankung: ihr physischer und psychischer Zustand verschlechtert sich stetig und „eine umfassende ärztliche Untersuchung ist dringend notwendig“. Ihr Gemütszustand ist, in den wenigen Momenten, in denen es ihr gut geht, positiv und sie bekräftigt weiterhin, dass sie „ihren Peinigern vergibt“: dies erklärt der Vorsitzende der „Masihi Foundation“, Haroon Barkat Masih, im Gespräch mit dem Fidesdienst. Die Stiftung setzt sich für die Rechte von Christen in Pakistan ein und leistet in der Causa Asia Bibi Rechtsbeistand. Eine internationale Delegation der „Masihi Foundation“ besuchte Asia Bibi am 19, Dezember 2011 im der Vollzugsanstalt Sheikpura, wo sie sich seit über einem Jahr in Haft befindet. Bei diesem Anlass wollten sich die Mitglieder der Delegation über den Gesundheitszustand der Frau informieren und ihr Glückwünsche zum bevorstehenden Weihnachtsfest übermitteln. Nach einer Verurteilung in erster Instanz wartet Asia Bibi auf einen Berufungsprozess beim Hohen Gericht in Lahore.
In einer Verlautbarung, die die Masihi Foundation nach dem Besuch in der Haftanstalt veröffentlichte, heißt es, dass „die 46jährige Asia Bibi nach langer Isolationshaft sichtbar gealtert scheint und sehr blass und zerbrechlich aussieht“. Während des Besuchs befand sich Asia Bibi in Begleitung zweier Gefängniswärterinnen.
„Bei dem Zusammentreffen schaute sie ins Leere und sie schien nicht zu verstehen, was geschah. Sie war vollkommen verwirrt und überrascht. Während des gesamten Gesprächs, das 2 Stunden und 20 Minuten dauerte, fasste sie keinen klaren Gedanken“, so die Delegation der Masihi Foundation besorgt. „Sie reagierte auf unsere Anrede mit ablehnender Haltung, lachte, weinte und schwieg über lange Zeiträume hinweg“.
„Während der ersten 10 Minuten“, heißt es in der Verlautbarung weiter, „zeigte Asia kaum eine Reaktion und verstand nicht ob wir Freunde oder Feinde waren. Sie beklagte, dass sich niemand um sie kümmerte, sie war verängstigt und es schien ihr kalt zu sein. Dabei machte sie einen sehr nervösen Eindruck. Es gelang ihr nicht, die Augen auf einen Punkt zu richten oder den Gesprächspartnern in die Augen zu schauen. Wir boten ihr Wasser an, aber auch das schien sie zu erschrecken“. Ihr körperlicher Zustand war unter hygienischen Umständen verheerend: sie hat seit zwei Monaten nicht geduscht oder gebadet.
Die Delegation der Masihi Foundation versprach Asia qualifizierten Rechtsbeistand. Asia wiederholte jedoch immer wieder mit leiser Stimme: „Ich möchte zu meiner Familie zurück kehren“. Christen in aller Welt bat sie um das Gebet. Auf die Frage, wie sie ihre Zeit verbringe antwortete Asia Bibi: „Ich habe kein Zeitgefühl mehr. Ich weiß nicht wie späte es ist, in welchem Monat oder in welcher Jahreszeit wir uns befinden. Der einzige Tag, an den ich mich erinnere ist der 9. Juni, der dunkelste Tag in meinem Leben, als ich festgenommen wurde. Damit begann für mich und meine Familie ein Albtraum.“
Auf die Frage, ob sie vergeben könne, antwortet Asia Bibi: „Anfangs war ich nur frustriert und empfand Wut und aggressive Gefühle. Doch durch meinen christlichen Glauben habe ich nach einer Zeit des Betens und des Fastens gespürt, dass sich meine Gefühle änderten: ich habe denen, die mich der Blasphemie beschuldigen bereits vergeben. Dies ist ein Kapitel in meinem Leben, das ich vergessen möchte“. Als sich die Mitglieder der Delegation verabschiedeten, fragte Asia verzweifelt und in Tränen: „Wann werde ich endlich freigelassen?“.
„Mit dieser Frage werden wir uns an die pakistanische Regierung, die internationale Staatengemeinschaft und die Weltkirche wenden“, so Haroon Barkat Masih im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Wenn Asia weiterhin in Isolationshaft bleibt, dann riskiert sie eine ernsthafte psychische Erkrankung, die ihr geistiges Gleichgewicht für immer stören könnte. Wir bitten die Behörden um eine sofortige ärztliche Untersuchung und eine Behandlung“, so der Vorsitzende der Masihi Foundation weiter. „Vor kurzem hat Papst Benedikt XVI. die Strafgefangene in einem römischen Gefängnis versucht: wir glauben, dass er mit dieser Geste die Gefangenen in aller Welt umarmt, die Weihnachten im Gefängnis verbringen müssen, wie Asia Bibi. Wir bitten die Christen in aller Welt um das Gebet für Asia Bibi an Heiligabend.“ (PA) (Fidesdienst, 10/12/2011)


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