ASIEN/PAKISTAN - Minderheiten in Aufruhr: Christlicher Geschäftsmann ermordet, Hindus fordern „Entziehung der Staatsbürgerschaft“ für religiöse Minderheiten

Freitag, 18 November 2011

Karachi (Fidesdienst) – Ein christlicher Geschäftsmann und Familienvater wurde in Karachi, der Hauptstadt der Provinz Sindh ermordet; hinduistische Parlamentarier provozieren mit der Forderung nach Widerrufung der Staatsbürgerschaft für religiöse Minderheiten. Diese Episoden, so Beobachter zum Fidesdienst, zeigten das Klima der Anspannung und Unzufriedenheit unter religiösen Minderheiten, zuletzt vor allem in der pakistanischen Provinz Sindh.
Vor zwei Tagen wurde in Karachi nach dem Mord an dem protestantischen Pastor Jamil Sawan (vgl. Fidesdienst vom 17/11/2011) auch der 50jährige christliche Geschäftsmann Jamil Masih ermordet: zwei Unbekannte feuerten aus nächster Nähe Schüsse auf ihn ab, während er sein Geschäft im Einkaufszentrum „Luna“ im Stadtteil Gulshan-e-Iqpal öffnete, jenem Teil der Stadt, wo auch der protestantische Pastor ermordet worden war. Jamil Masih lebte in der christlichen Siedlung „Essa Nagri“ mit seiner Frau und fünf Kindern und engagierte sich für Sozialprogramme für Jugendliche und junge Christen in seinem Stadtteil. Wie die Polizei mitteilt, soll es sich um eine private Racheaktion handeln, doch „Christen sind oft Opfer außergerichtlicher Hinrichtungen“, so ein Beobachter zum Fidesdienst. Der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Pakistan, P. Mario Rodrigues, betont im Gespräch mit dem Fidesdienst: „In Karachi herrscht im Alltag ein Klima der Unsicherheit für alle Einwohner. Minderheiten sind in einen derart schwierigen Kontext besonders gefährdet, weil sie schutzlos sind“.
In Sindh hält unterdessen nach dem Mord an vier hinduistischen Ärzten durch Mitglieder einer muslimischen Bruderschaft (vgl. Fidesdienst vom 08/11/2011) die Spannung in der hinduistischen Religionsgemeinschaft weiter an. Hinduistische Parlamentarier forderten im Parlament ein rasches und entschiedenes Eingreifen zum Schutz der Minderheiten. Gleichsam provozierten sie mit der Forderung, „religiösen Minderheiten die Staatsbürgerschaft zu entziehen“, um damit klarzustellen, dass diese heute „Bürger zweiter Klasse“ sind. Der pakistanische Innenminister Rehman Malik versprach indes ein effizientes Vorgehen der Polizei, die bereits 11 Verdächtige festgenommen hat.
Premierminister Yousuf Reza Gilani bekräftigte in einer Botschaft zum „Welttag der Toleranz“ der Vereinten Nationen am heutigen 16. November, dass er sich darum bemühe, aus Pakistan ein „menschengerechtes Land“ zu machen. Dazu sei „die Förderung der Harmonie und Engagement für den Dialog zwischen Religionen und Kulturen“ notwendig. „Die Regierung muss bedingungslos für Toleranz und die Achtung des Glaubens und der Rechte der anderen eintreten“, so der pakistanische Premierminister. (PA) (Fidesdienst, 18/11/2011)


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