ASIEN/INDIEN - Missionsbischof zum 75. Geburtstag über sein fast 60jähriges Engagement als Ordensmann: „Ich wollte von Anfang an das Evangelium verkünden und Frieden schaffen“

Montag, 14 November 2011

Guwahati (Fidesdienst) – „Ich wollte immer ein Missionar sein, der das Evangelium verkündet und sich für Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern einsetzt“, so der Salesianer von Don Bosco und Erzbischof von Guwahahti, Thomas Manamparampil, der derzeit die Abteilung für Evangelisierung bei der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen (FABC) leitet. Der Erzbischof sprach mit dem Fidesdiesnt anlässlich seines 75. Geburtstag über sein fast 60jähriges Engagement im Bereich der Evangelisierung.

Wie blicken sie mit 75 Jahren auf die Anfänge ihres Dienstes in der Kirche zurück?

Mein einziger Wunsch war es damals, als Missionar tätig zu sein, ich wollte ein ganz einfacher Missionar werden. Damit wollte ich vor allem bedürftigen Menschen helfen und die Botschaft Jesu verkünden. An diesem Wunsch hat sich nichts geändert: es ist auch heute nach 56 Jahren als Ordensmann, 46 Jahren als Priester und 30 Jahren als Bischof mein Hauptanliegen-

Wie fühlen Sie sich heute?

Ich bin Gott dankbar. Ich fühle mich immer noch wie ein „Anfänger“, der versucht die wesentlichen Elemente des Ordenslebens zu verstehen, wie ein junger Priester, der zurückhaltend versucht, sich nützlich zu machen, wie ein Bischof, der erst vor kurzem ernannt wurde, und versucht die Hauptaufgaben des Bischofsamtes zu erkennen.

Welche Früchte tragen Ihre vielen Jahre im Amt als Hirte?

Wir haben über 50 Pfarreien, viele Schulen, Kollegien, Heime und zwei Seminare sowie fünf Krankenhäuser gegründet. Ich bein glücklich darüber und ich werde es umso mehr sein, wenn ich weiß, dass diese Einrichtungen die Sendung, die Grundlage ihrer Gründung war, in ganzem Umfang erfüllen. Wir haben mit vielen Mitarbeitern hart gearbeitet und obschon es auch große Schwierigkeiten gab, können wir heute auf die Ergebnisse stolz sein.

Worin bestanden die Schwierigkeiten?

Bei ethnischen Konflikten in Assam im Jahr 1996 mussten zum Beispiel 250.000 Menschen ihre Heimat verlassen, 500 wurden getötet, Häuser wurden in Brand gesteckt, ganze Dörfer verwüstet: wir waren völlig schutzlos. Viele meiner Gläubigen befanden sich unter den Flüchtlingen und suchten in provisorischen Hütten Zuflucht, lebten im Schlamm und hatten Angst vor Krankheit und Tod. Unser Friedensteam versuchte zur Überwindung dieser tragischen Situation beizutragen: zunächst versuchten wir Hilfe zu leisten und dann zu vermitteln. Schmerzlich war auch die Entführung einer meiner Priester. Ich hatte zwei Monate lang Angst um ihn, ging zu den Leuten und versuchte mit den Ortsvorstehern zu sprechen. Schließlich wurde er freigelassen. Die Freundschaften, die ich in dieser Zeit geschlossen habe, waren später nützlich für unsere Friedensarbeit.

Als Erzbischof setzen Sie sich besonders für den Frieden ein. Welchen besonderen Ansatz legen Sie dabei zugrunde?

Wir konnten in sieben Fällen zur Beendigung schwerer ethnischer Konflikte beitragen. Alles, was ich tue ist, den guten Willen zum Vorschein zu bringen, der immer auf beiden Seiten vorhanden ist, auch in Zeiten des Konflikts. Oft ist dieser Wille tief vergraben, doch er existiert. Unser erster Schritt ist es in solchen Fällen, die Wutgefühle bei den beteiligten Parteien zu beseitigen. Dies ist nicht immer einfach. Doch wenn die Wut sich legt, dann können die Menschen anfangen, logisch zu denken und so gelingt es auch Lösungsmöglichkeiten zu erkennen. Der schwierigste Teil der Verhandlungen ist die Überwindung von Vorurteilen: doch auch dies ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Frieden. Schließlich sollten alle mit Blick auf das Gemeinwohl auf einen Teil ihrer Ansprüche verzichten. In diesem Sinn hat das Christentum und seine Lehre etwas zu sagen und unsere Glaube ist dabei sehr nützlich.

Welche Möglichkeiten sehen Sie für die Zukunft der Evangelisierung in Asien?

Mein Vorschlag ist ganz einfach: wir sollten „überzeugend“ sein, wenn wir Beziehungen zu den anderen aufnehmen. Ich glaube, dass wir vielmehr die Menschen in ihrem Denken und in ihren Herzen überzeugen– wie Jesus es tat – und dabei keine Zwänge auferlegen sollten. In Asien leben wir nicht in einer säkularisierten Welt, sondern in Gesellschaften, die die Religion sehr ernst nehmen. Wir haben es nicht mit Atheismus oder Heidentum zu tun, sondern es geht oft um die Instrumentalisierung der Religion zu poltischen Zwecken und zur Durchsetzung von Interessen. Unsere Aufgabe ist es hier nicht, die Religion in den Herzen der Menschen zu verwurzeln, sondern dafür zu sorgen, dass der Glaube zum Wachstum und zur ganzheitlichen Entwicklung des Landes beizutragen. Aus diesem Grund stellen wir Jesus als „Weg, Wahrheit und Leben vor“. (PA) (Fidesdienst, 14/11/2011)


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