ASIEN/VIETNAM - Die Zukunft der katholischen Kirche ist viel versprechend: Über 1.500 Seminaristen und 80.000 junge Katechisten

Samstag, 12 November 2011

Ho Chi Minh City (Fidesdienst) – „Es ist der Glaube an Christus, der den neuen Generationen in Vietnam Hoffnung schenkt: junge Menschen, die nur Marktwirtschaft, Konsumdenken und Streben nach Image kennen, suchen neue Antworten und dürsten nach Wahrheit und neuen Lebensmodellen“, so der stellvertretende Rektor des Priesterseminars in Ho Chi Minh City, der Theologe P. Joseph Do Manh Hung, der auch Sekretär der bischöflichen Kommission für den Klerus ist. P. Manh Hung ist zuversichtlich, was die Zukunft der christlichen Glaubensgemeinschaft in Vietnam anbelangt und sieht auf der einen Seite „Zeichen der Öffnung seitens der Regierung“ und auf der anderen eine Blütezeit, was die Berufungen (über 1.500 Seminaristen) und die rund 80.000 jungen Katechisten anbelangt.

Welche Perspektiven und Hoffnungen gibt es für die Christen in Vietnam?

Die Hoffnungen der christlichen Glaubensgemeinschaft sind vor allem auf die jungen Menschen. Von den insgesamt 87 Millionen Einwohnern Vietnams sind 7 Millionen Katholiken. In den sieben Großen Seminaren (2 im Norden, 2 im Zentrum und 3 im Süden des Landes) studieren 1.500 Seminaristen. Diese Blüte bei den Priesterberufen ist für uns eine Hoffnungsspritze. Auf der einen Seite wird der Glaube stärker, doch gleichsam öffnet sich das Land auf der anderen Seite zunehmend der Marktwirtschaft, dem Konsumdenken, dem Streben nach Image. Mit diesen Herausforderungen sehen sich vor allem junge Menschen konfrontiert, einschließlich der Seminaristen und künftigen Priester, die entsprechend ausgebildet werden müssen. Bei einer solchen Ausbildung ist auch der Umgang mit modernen Informationstechnologien wichtig.

Wie steht es um die Evangelisierung?

Die Evangelisierung stößt derzeit noch an Grenzen, doch in der katholischen Kirche denkt man sorgfältig darüber nach, insbesondere bei der Ausbildung von Priestern und Laien, was man künftig tun kann, damit unter allen Gläubigen ein Missionsbewusstsein entsteht. Insbesondere haben wir im Großen Seminar von Ho Chi Minh Ville anlässlich des Sonntags der Weltmission am vergangenen 23. Oktober versucht, die Menschen durch Erfahrungsberichte von Missionaren auf die Anliegen der Mission aufmerksam zu machen.

Wie wichtig sind die Laien im Leben der Kirche?

Wenn wir an engagierte Laien denken, dann denke ich insbesondere an junge Menschen, die die Antriebskraft für die Mission der Kirche in der Gesellschaft sind. Dies zeigt die Tatsache, dass es im ganzen Land in unseren 26 Diözesen insgesamt 80.000 Katechisten gibt, bei denen es sich vorwiegend um junge Menschen handelt. Nachdem sie entsprechend ausgebildet wurden, können junge Menschen ihrerseits als Katechisten den Glauben lehren und weitergeben. Gewiss, die jungen Menschen sehen sich in Vietnam auch mit sozialen Problemen wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit und Armut konfrontiert, die vielen Familien das Leben erschweren. Doch die Verkündigung des Evangeliums unter jungen Menschen ist eine Herausforderung, der wir uns mit großer Ausdauer widmen müssen.

Wie steht es um die Beziehungen zwischen Staat und Kirche?

Wir leben in einer Zeit der progressiven Öffnung seitens der Regierung gegenüber dem christlichen Glauben und der Kirche. In finsteren Zeiten, wie zum Beispiel nach 1975, war das ganze Land vom kommunistischen Regime unterdrückt und die Priesterseminare wurden geschlossen. Erst 1986 wurden sie wieder eröffnet und anfangs durften nur alle sechs Jahre neuen Seminaristen aufgenommen werden; später alle drei Jahre, dann alle zwei Jahre und schließlich seit 2008 genehmigt die Regierung jedes Jahr die Aufnahme neuer Seminaristen. Wir müssen die Liste der Kandidaten den lokalen Behörden vorlegen, die dann eine Genehmigung erteilen. Trotzdem können wir sagen, dass es seit 1986 eindeutig eine kontinuierliche Verbesserung gab, deren Früchte heute sichtbar sind.

Mit welchen Schwierigkeiten sieht sich die Kirche heute in Vietnam konfrontiert?

Schwierigkeiten gibt es, doch wir können sie durch einen konstruktiven Dialog überwinden. Sie betreffen vor allem das kirchliche Personal oder den kirchlichen Immobilien- und Grundstücksbesitz und die Beschlagnahme kirchlicher Güter: doch zu diesen Problemen findet ein Dialog statt. Im vergangenen Jahr feierten wir mit den Gläubigen das 50jährige Jubiläum der Errichtung der katholischen Hierarchie im Land. Bei dieser Gelegenheit haben wir besonders hervorgehoben, dass wir trotz aller Schwierigkeiten als Kirche im Dienst der Gesellschaft stehen und aktiv an der Entwicklung des Landes mitwirken wollen. (PA) (Fidesdiesnt, 12/11/2011)


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