ASIEN/PAKISTAN - Bericht einer unabhängigen US-amerikanischen Kommission: Staatliche Schulen lehren Intoleranz gegenüber religiösen Minderheiten

Mittwoch, 9 November 2011

Islamabad (Fidesdienst) – Aus Lehrbüchern, die an staatlichen und privaten Schulen in Pakistan benutzt werden, lernten die Schüler des Landes Intoleranz gegenüber nichtmuslimischen religiösen Minderheiten. Dies geht aus einer erstmals in dieser Art durchgeführten Studie der „United States Commission on International Religious Freedom“ (USCIRF) hervor, die heute in Washington vorgestellt wurde. In dem Bericht, der dem Fidesdienst vorliegt, bezeichnet die unabhängige Kommission der US-amerikanischen Regierung, das Schulsystem als Ursache der weiten Verbreitung radikalislamischer Strömungen in Pakistan. Dies erkläre weshalb radikalislamische Gruppen in Pakistan oft unterstützt, toleriert oder gerechtfertigt werden.
Die Studie mit dem Titel „Connecting the dots: education and religious discrimination in Pakistan“ untersuchte über 100 Schulbücher für die Klassen 1 bis 10, die in vier pakistanischen Provinzen benutzt werden. Im Februar 2011 hatten die beauftragten Wissenschaftler 37 staatliche Schulen und 19 Islamschulen besucht und 277 Schüler und Lehrer befragt.
„Mitglieder religiöser Minderheiten werden oft als minderwertige oder zweitrangige Bürger dargestellt, die ihre Rechte und Privilegien von großherzigen pakistanischen Muslimen erhalten habe, weshalb sie diesen dankbar sein sollten“, heißt es in den Bericht. Hindus werden immer wieder als Extremisten und Feinde des Isalm dargestellt“, ihre Kultur und ihr Gesellschaftsbild basiere auf „Ungerechtigkeit und Grausamkeit, während der Isalm eine Botschaft des Friedens und der Brüderlichkeit verkündet, die angeblich dem Hinduismus fremd ist“, heißt es in der Untersuchung weiter. Schulbücher enthielten auch spezifische Anspielungen auf Christen, „die im allgemeinen negativ sind und die größte religiöse Minderheit in Pakistan unvollständig darstellen“. Der Bericht betont damit, dass religiöse Minderheiten, darunter Hindus (1%), Christen (3%) aber auch Sikh und Buddhisten systematisch auf negative Weise dargestellt werden.
Die Schulbücher enthielten keinerlei Hinweise auf die wichtige Rolle, die Hindus, Sikh und Christen im kulturellen, militärischen und zivilen Bereich in Pakistan spielen. In den meisten Fällen tendierten historische Angaben dazu, „die islamische Kultur zu verherrlichen und die der religiösen Minderheiten in Misskredit zu bringen“. Ein Wandel sei deshalb dringend notwendig, „damit die Geschichte frei von falschen oder unbegründeten Feststellungen vermittelt wird, die zur Verbreitung religiöser Vorurteile beitragen“.
Die Schulbücher vermittelten zudem die Vorstellung „dass die islamische Identität Pakistans ständiger Gefahr ausgesetzt ist“. „Anti-islamische Kräfte versuchen die Herrschaft des Islam in der Welt zu beenden“ sei zum Beispiel in einem Lehrbuch für die 4. Klasse zu lesen, das in der Provinz Punjab benutzt wird.
Auch die Lehrer seien nicht unproblematisch, so die Autoren des Berichts abschließend: mehr als die Hälfte der Lehrer, die an staatlichen Schulen unterrichten erkennen zwar das Recht der religiösen Minderheiten auf, doch viele seine der Ansicht, dass Vertreter religiöser Minderheiten keine Machtpositionen innehaben sollten, „damit Pakistan und die muslimischen Gläubigen geschützt werden“. Rund 80% der Lehrer vertreten außerdem die Meinung, dass nichtislamische Lehrkräfte als „Feinde des Islam“ zu betrachten seien. (PA) (Fidesdienst, 09/11/2011)


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