VATIKAN - Interview mit P. Vito Del Prete, Generalsekretär der Päpstlichen Missionsunion der Kleriker: „Der Heilige Geist ist der Motor der Evangelisierung“

Samstag, 15 Oktober 2011

Vatikanstadt (Fidesdienst) – „Die Evangelisierung muss heute vielmehr auf den Heiligen Geist vertrauen als auf menschliche Mittel, wie zum Beispiel Geld, denn der Heilige Geist ist die wirkliche Antriebskraft der Mission. Wenn man bei der Mission vorwiegend auf Geld vertraut, dann wird das Evangelium nicht voran kommen: dies pflegte auch der selige P. Paolo Manna, Gründer der Missionsunion der Kleriker zu sagen“, mit diesen provokatorischen Worten bezieht sich der Generalsekretär der Päpstlichen Missionsunion der Kleriker, P. Vito del Prete, im Interview mit dem Fidesdienst zum Missionsmonat Oktober. Im Gespräch mit dem Fidesdienst schildert P. Del Prete die Zukunft der missionarischen Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit.


Wie entstand die Päpstliche Missionsunion der Kleriker?

Die Päpstliche Missionsunion der Kleriker entstand Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Zeit der Krise für die Evangelisierung auf Initiative des seligen P. Paolo Manna vom Päpstlichen Institut für die Außenmissionen (PIME). Er bedauerte, dass die Mission ‚ad gentes’ „ein nebensächlicher Aspekt im Kirchenalltag war und nur einigen wenigen mutigen Missionaren anvertraut wurde. P. Manna wollte, dass die ‚missio ad extra’ ein dringendes Anliegen für die ganze Kirche werden sollte und wandte sich damit vor allem an Bischöfe und Priester. So lange diese nicht an die Mission herangeführt werden und die Leidenschaft für die Verkündigung des Reiches Gottes nicht spüren, so P. Manna, wird das Evangelium nicht vorankommen. So kam er auf die Idee, die Missionsunion der Kleriker zu gründen (die später in den Rang eines Päpstlichen Werkes erhoben wurde), deren spezifische Aufgabe es war unter dem Klerus das missionarische Gebet und die missionarische Bildung zu fördern. Wenn die Hirten die missionarische Leidenschaft verspüren, dann wir dies auch das Gottesvolk tun.

Wie sieht die Arbeit des Werkes heute aus?

Die Intuition des seligen P. Manna ist auch heute noch gültig, obschon das Zweite Vatikanische Konzil verkündete, dass die Kirche ihrem Wesen nach missionarisch ist und dies auch in den Konzilsdokumenten festgehalten wurde. Es gibt unterdessen auch positive Entwicklungen: viele Priester und Laien aus den Diözesen gehen als so genannte „fidei donum“-Missionar in die Mission. Doch wir müssen die Hirten durch eine entsprechende Bildungsarbeit davon überzeugen, dass die Berufung des Priesters und des Bischofs ihrem Wesen nach missionarisch ist. Dies gilt auch heute noch. Doch die Kirche muss nicht missionarisch werden, sondern sie ist es von Anfang an. Nach einer Zeit der Begeisterung, die auf das Zweite Vatikanische Konzil folgte, gab es eine gewisse Ermüdung, so dass Papst Johannes Paul II. sogar von einer „Krise der Mission“ sprach, die er auf verschiedene Faktoren zurückführte: eine neue Kultur, einen weit verbreiteten Relativismus, die Identitätskrise der westlichen Welt und damit im wesentlichen eine Krise des Glaubens.

Welchen Herausforderungen steht das Werk auf den verschiedenen Kontinenten gegenüber?

Die Bildungsarbeit unter Priestern und Bischöfen ist unsere absolute Priorität. Darum bitten uns auch die jungen Kirchen, von denen heute eine neue Vitalität des Christentums ausgeht. In Afrika, das mit vielen Berufungen gesegnet ist, gibt es zum Beispiel noch keine Tradition der missionarischen Bildung und es gibt nur wenige qualifizierte Ausbilder. Und in Afrika sind Bischöf und Priester nicht nur für die kirchliche sondern auch für die zivile Gemeinschaft ein wichtiger Bezugspunkt. Asien ist besser gerüstet mit qualifiziertem Personal für die Ausbildung, doch in einigen Ländern müssen sich die Ortskirchen auf das beschränken, was die jeweiligen Regierungen genehmigen: Laos, Nordkorea, Birma, China erteilen zum Beispiel keine Einreiserlaubnis für ausländisches Personal, dass die Bildungsarbeit voranbringen könnte. In Lateinamerika ist der Klerus zwar unter akademischen Gesichtspunkten gut ausgebildet, doch oft fehlt es dort an einem konsequenten christlichen Lebenszeugnis, was mancherorts die Glaubwürdigkeit untergräbt.

Welche Mittel stehen der Päpstlichen Missionsunion der Kleriker für die Bildungsarbeit zur Verfügung?

Die Päpstliche Missionsunion der Kleriker wird auch als „Seele“ der Päpstlichen Missionswerke bezeichnet und versucht vor allem die verschiedenen Initiativen der Evangelisierungstätigkeit mit einer apostolischen Spiritualität zu begleiten. Das Evangelium wird von der Kraft des Heiligen Geistes und nicht von Geld angetrieben: die Päpstliche Missionsunion der Kleriker setzt sich in diesem Sinne vor allem dafür ein, dass die anderen Werke sich nicht auf die reine Verwaltungsarbeit beschränken. Wir veranstalten Kurse für Ausbilder, Bischöfe, Priester und Theologen aus aller Welt im Internationalen Zentrum für Missionsanimation (CIAM) in Rom. Außerdem organisieren wir auch Bildungswochen in verschiedenen Ortskirchen. Weitere Instrument der missionarischen Bildungsarbeit sind unsere Zeitschrift „Omnis Terra“, die sich vor allem an die Evangelisierungsbeauftragen in den verschiedenen kirchlichen Bereichen wendet, und einen Missionskurs, der bisher in Skriptform erscheint und den wir bald möglichst auch online anbieten wollen. (PA) (Fidesdienst, 15/10/2011)


Teilen: