ASIEN/PAKISTAN - Radikalislamische Gruppen protestieren gegen die Verurteilung Qadris: auch das Leben von Asia Bibi ist in Gefahr

Montag, 3 Oktober 2011

Rawalpindi (Fidesdienst) – Nach der Verurteilung des Mörders von Salman Taseer, Mumtaz Qadri, zum Tode (vgl. Fidesdienst vom 01/10/2011) kam es in ganz Pakistan zu Unruhen und gewaltsamen Protesten. Taseer hatte sich für die Christin Asia Bibi eingesetzt, die unter dem Vorwand der Blasphemie zum Tode verurteilt wurde, und forderte die Abschaffung des Blasphemie-Paragraphen. Die Proteste, so Beobachter zum Fidesdienst, beunruhigen die Christen des Landes und lassen insbesondere auch um das Wohl von Asia Bibi fürchten.
Radikalislamische Gruppen und religiöse Parteien protestierten gestern in Karachi, Lahore und Rawalpindi gegen die Regierung und den Richter, der das Urteil gegen Qadri ausgesprochen hat. Qadri wird als „islamischer Held“ und „wahrer Kämpfer des Islam“ bezeichnet. Die „Allianz zum Schutz des Propheten“ (Tahaffuz-e-Namoos-e-Risalat), in der sich radikalislamische Gruppen zusammenschließen erklärte, das Urteil sei „politisch motiviert“ und fordert die umgehende Annullierung des Urteils. Der muslimische Religionsvertreter Tehreek Sarwat Ijaz Qadri, erklärte: „Das Gericht hat weder den Koran noch die Sunna berücksichtigt. Wir werden gegen den Beschluss des Gerichts Einspruch erheben.“ Das Netzwerk bezeichnet unterdessen Mumtaz Qadri als „leuchtende Persönlichkeit“, da er einen Mann ermordet hat, der sich für die Abschaffung des Blasphemiegesetzes eingesetzt hat. „Ein wahrer Muslim wie er“, so das Netzwerk, „konnte es nicht ertragen, dass jemand gegen den geliebten Propheten Mohammed vorgeht. Dieses Schicksal erwartet auch die Christin Asia Bibi, die sich der Blasphemie schuldig gemacht hat.“
Unterdessen befindet sich auch der Richter Pervez Syed Ali Shah, der das Urteil ausgesprochen hat, in Lebensgefahr. Er erhält polizeilichen Personenschutz. Beobachter erinnern in diesem Zusammenhang daran, dass vor einigen Jahren in der Provinz Punjab ein Richter ermordet wurde, nachdem er zwei junge Christen freigesprochen hatte, die der Blasphemie beschuldigt worden waren.
Pfarrer Francesco Saverio aus der Diözese Lahore erklärt gegenüber dem Fidesdienst: „Auch wenn Taseer gegen das Gesetz verstoßen hätte, dann hätte man ihn vor Gericht stellen müssen und nicht auf barbarische Art und Weise ermorden dürfen. Auch das islamische Gesetz sieht das Recht auf einen Prozess mit Anklage und Verteidigung vor“. Der anglikanische Bischof John Malik erklärt in diesem Zusammenhang: „Ich lehne die Todesstrafe ab: niemand hat das Recht einen anderen Menschen zu töten. Doch manchmal muss man mutige Entscheidungen treffen, um den Rechtsstaat zu schützen und festzustellen, dass niemand über das Gesetz erhaben ist“. Haroon Barkat Masih, Vorsitzender der „Masihi Foundation“, die sich für die Christin Asia Bibi einsetzt, erklärt im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Unsere Verfassung gibt uns die Freiheit unsere Meinung frei zu äußern. Wenn ich sage, dass der Blasphemie-Paragraph unmoralisch ist und abgeschafft werden sollte, darf man mich dann unbestraft ermorden?“ (PA) (Fidesdienst, 03/10/2011)


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