ASIEN/PAKISTAN - „Reservierte Sitze“ für Vertreter von Minderheiten im Senat sind eine „Farce“: Christen werden in der Politik und in der Gesellschaft unterdrückt und Medien schweigen darüber

Montag, 5 September 2011

Islamabad (Fidesdienst) – Christen in Pakistan betrachten eine in den vergangenen Tagen verabschiedete Gesetzesänderung (Nr. 18), die den religiösen Minderheiten vier Sitze für jede Provinz im pakistanischen Senat vorbehält, als eine „Farce“. Transparenz und Repräsentation seien nicht gewährleistet, das Auswahlverfahren basiere auf Vetternwirtschaft und Korruption und werde oft von einflussreichen muslimischen Parteien bestimmt, beklagen Vertreter der Minderheiten in Pakistan.
Wie Beobachter aus Kreisen der christlichen Glaubensgemeinschaft in Pakistan berichten, ist die „Auswahl der Kandidaten Kompetenz der Parteien, die größtenteils muslimisch geprägt sind. Es könnten rein finanzielle Kriterien zugrund gelegt werden, wobei es sich um Summen handelt, die der Kandidat der Partei zur Verfügung stellt“. Die Senatssitze würden „an den Meistbietenden verkauft und dabei wird der Sitz nicht immer an einen Hindu oder einen Christen vergeben werden“. Dieser Mechanismus „beeinträchtigt die tatsächliche Repräsentation und die tatsächlichen Fähigkeiten der Kandidaten sind nicht ausschlaggebend“. Es begünstige die Willkür, denn „man privilegiert durch die Logik der Korruption und der Vetternwirtschaft Persönlichkeiten, die eigene persönliche Vorteile suchen und die Rechte der Minderheiten nicht schützen werden“.
Außerdem stellen sich Christen eine andere Frage: wer wird in den so genanten Federally Administered Tribal Areas (FATA), in denen es keine religiösen Minderheiten gibt, die reservierten Senatssitze besetzen? Wäre es nicht besser, die Vertreter zu wählen?
„Es kommt zu fortwährenden Unterdrückungen gegenüber Christen und religiösen Minderheiten in der Politik und in der Gesellschaft des Landes. Zu Episoden der Gewalt kann es in jedem Moment kommen. Doch darüber berichten die Medien nicht“, so P. John Shakir Nadeem, Direktor von Radio Veritas und Sekretär der Kommission für Soziale Kommunikation der Pakistanischen Bischofskonferenz. Die pakistanischen Medien befassten sich mit Fragen in der Art der Besetzung der Parlamentssitze und „allen Fragen, die religiöse Minderheiten betreffen: dies bestätigt die Ausgrenzung und die Diskriminierung, denen christliche Bürger ausgesetzt sind“.
„Offiziell heißt es, dass die Minderheiten in Pakistan alle Rechte genießen“, so P. Nadeem, „Doch in Wirklichkeit ist dies nicht der Fall. Journalisten, die von solchen Situationen berichten, bei denen es um das Leid der Christen oder Recht geht, die ihnen verweigert werden, werden unter Druck gesetzt oder zum Schweigen gezwungen. (PA) (Fidesdienst, 05/09/2011)


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