ASIEN/INDIEN - Hinter den Attentaten in Mumbai: Diamanten und Spannungen zwischen Hindus und Muslims

Freitag, 22 Juli 2011

ASIEN/INDIEN – Hinter den Attentaten in Mumbai: Diamanten und Spannungen zwischen Hindus und Muslims
Ahmedabad (Fidesdienst) – Diamant-Industrie und Spannungen zwischen Militanten der muslimischen und der hinduistischen Gemeinschaft: dies sind die beiden Schlüsselelemente um Gründe und Verantwortung der jüngste Attentate verstehen zu können, die erneut Mumbai getroffen haben. Wie P. Cedric Prakash, SJ, der Direktor des Zentrums für Menschenrechte, Gerechtigkeit und Frieden „Prashant“ in Ahmedabad im Staat Gujarat, gegenüber dem Fidsdienst erklärte, „ist es schwierig die Hintergründe der Attentate in Mumbai zu verstehen. Die Polizei arbeitet fieberhaft an der Aufklärung. Es ist natürlich offensichtlich, dass bestimmte Handelsbereiche getroffen wurden - wie z.B. der Diamanthandel – in denen die Bevölkerung des Gujarat stark vertreten ist.“ P. Prakash fährt fort:“ Es ist außerdem bekannt, dass die Massaker in Gujarat von 2002, bei denen mehr als 2000 Muslims durch extremistische Hindu-Gruppen umkamen, von vielen Menschen längst nicht vergessen sind. Zudem hat die politische Führung – wie der Premierminister (damals wie heute), Narendra Modi – der für seine radikalen Positionen bekannte hinduistische Nationalist – nie das geringste Bedauern über die Vorfälle gezeigt. Heute, fast 10 Jahre nach den Gewaltakten fordern die Opfer noch immer Gerechtigkeit (s. Fides 1/7/2011). Diese Unzufriedenheit ist gewiss ein fruchtbarer Nährboden für ihre Aktivitäten“. Während sich die amerikanische Außenministerin, Hillary Clinton, zu Gesprächen über die indisch-amerikanische Wirtschaftskooperation in Indien aufhält, befasst sich die Öffentlichkeit noch sehr wachsam mit den Attentaten von mumbai (s. Fides 14/7/2011). Die Hauptstadt des Staates Maharashtra ist nicht nur Zentrum der Hochfinanz und der Aktienmärkte Indiens, sondern auch einer großen indischen Pole für Diamant-Industrie und Diamant-Handel, neben Surat, der Industriestadt im Staate Gujarat. Die Attentate trafen vor allem einige wesentliche Standorte der Diamantindustrie: ein Sprengkörper ist im Zaveri-Bazaar, dem Zentrum des Diamant-und Schmuckhandels explodiert; ein zweiter nicht weit entfernt vom Pancharatna Tower, in dem sich Tausende Büros von Diamanthändlern befinden.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass 70% des Weltbestandes an Diamanten in Indien, zwischen Surat und Mumbai geschnitten und geschliffen werden. Indien importiert jährlich Diamanten im Wert von 11 Milliarden US-Dollar und exportiert für 28 Milliarden Dollar. Im wesentlichen sind es die Händler aus dem Gujurat, die die indische Diamantindustrie und den Diamanthandel zwischen Surat und Mumbai bestimmen.
Die expremistische Organisation “Indian Mujahideen”, die zahlreicher Attentate im Subkontinent und auch der jüngsten Attentate von Mumbai verdächtigt wird, nährte sich seit 2002 gerade aus der antimuslimischen Reaktion. Analisten und Geheimdiensten zufolge besteht sehr wahrscheinlich eine Verbindung zwischen Diamantindustrie, Unzufriedenheit und in der muslimischen Gemeinde des Gujurat verbreiteten Ressentiments , die sich nach wie vor als Opfer von Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen fühlt. Zur Entschärfung von Spannungen und Gewalttaten innerhalb der Gemeinschaft, die häufig die christlichen und muslimischen Minderheiten Indiens treffen, hat die indische Regierung einen Gesetzentwurf erarbeitet zum Schutz der ethnischen, religiösen und kulturellen Minderheiten Indiens, der demnächst dem Parlament vorgelegt werden soll. (PA) (Fidesdienst 22/7/2011)


Teilen: