ASIEN/VIETNAM - Mehr Freiraum für Privatinitiativen im Bildungswesen: Bischöfe erklären sich zu mehr Engagement bereit

Montag, 30 Mai 2011

Hanoi (Fidesdienst) – Die katholische Kirche in Vietnam ist bereit einen Beitrag zur Entwicklung des Landes im Bereich des Bildungswesens zu leisten – den sie als Schlüsselbereich für die Bildung von jungen Menschen und bei der Gewissensbildung betrachtet – und bittet die Regierung „Religionsvertretern guten Willens, die sich im Bildungswesen engagieren wollen, die Pforten zu öffnen“: so die vietnamesischen Bischöfe in einem Hirtenbrief mit dem Titel „Gemeinsam für den Aufbau einer Kultur der Liebe und des Lebens“, der in vietnamesischer Sprache veröffentlicht wurde und sich an das Gottesvolk wenden. Der Hirtenbrief wurde im Anschluss an die jüngste Vollversammlung veröffentlicht und trägt das Datum des 1. Mai 2011.
Wie Beobachter aus Vietnam dem Fidesdienst berichten, bittet die Kirche um Möglichkeiten des Engagements im Bildungswesen, nachdem die vietnamesische Regierung vor kurzem die Absicht zum Ausdruck brachte, „Privatinitiativen“ im Bereich des akademischen Bildungsbereichs zu fördern. Gegenwärtig gibt es im Land 23 private Universitäten: das sind 11 % der Gesamtzahl und dieser Anteil könnte auf bis zu 30% ansteigen.
Die Vollversammlung ergriff die Initiativen am Ende der Jubiläumsfeiern anlässlich der 350jährigen Gründung der beiden Apostolischen Vikariate und des 50jährigen Jubiläums der Errichtung der katholischen Hierarchie in Vietnam. Der Hirtenbrief – von dem nun auch eine offizielle Übersetzung in verschiedene westliche Sprachen zur Verfügung steht – widmet nach der Einführung langes Kapitel dem Geheimnis der Kirche, ein weiteres der „Gemeinschaft der Familie Gottes“ und endet mit einem Kapitel zur Verkündigung des Evangeliums in der heutigen Zeit.
Insbesondere im vierten Kapitel, das der Evangelisierung gewidmet ist, betonten die Bischöfe, dass „die katholischen Bürger Vietnams die Pflicht haben ihre Mitmenschen zu lieben und sich gemeinsam um den Aufbau ihres Landes zu bemühen“. Es handele sich um eine „Pflicht, die wir im Geist des Evangeliums mit prophetischer, aufrichtiger und verantwortlicher Stimme ausüben“, wobei man versuche „Liebe in der Wahrheit“ und „Wahrheit in der Liebe“ zu üben.
Indem sie die Gläubigen aufrufen, „mutig und nachhaltig das Evangelium zu verkünden“ befassen sie sich in ihrem Hirtenbrief auch mit dem Thema der Erziehung als Mittel zur Verwirklichung des Evangelisierungsauftrags in der heutigen Gesellschaft.
„Es wäre ratsam, dass die Regierung Religionsvertretern guten Willens, die sich im Bildungswesen engagieren wollen, die Pforten öffnet“, heißt es in dem Schreiben, denn „das Bildungswesen ist der Schlüssel auf dem Weg in eine leuchtende Zukunft für unsere Land“.
„Die katholische Kirche“, so die Bischöfe, „kann die ihr eigenen erzieherische Philosophie und Erfahrung einbringen, wenn es darum geht, Personen auszubilden, die sich für das Wohl der Mitmenschen und der ganzen Gesellschaft einsetzen.“ Gleichsam bitten die Bischöfe alle kirchlichen Einrichtungen „der Bildung und der Begleitung von Studenten aus armen Verhältnissen und aus ländlichen Gebieten besonders großes Augenmerk zu widmen“, damit das Bildungsniveau durch das Engagement katholischer Lehrkräfte angehoben wird.
„Die schulische Bildung sollte nicht nur eine Karriere vorbereiten oder einen vorgefertigten Rahmen liefern, sondern Menschen zu Christus, dem vollkommenen Menschen hinführen“, heißt es in dem Text weiter. Die Kirche vertrete dabei die Ansicht, dass vor allem „Gewissensbildung“ wichtig sei. Eine solche sollte auf „menschlichen Werten, kulturellem Dialog und auf dem Licht des Wortes Gottes basieren“.
Neben dem Thema Bildung erinnern die Bischöfe in ihrem Hirtenbrief auch an die Bedeutung des interreligiösen Dialogs und des karitativen Dienstes an den Mitmenschen. Ein weiterer Schwerpunkt der Bischöfe ist das Thema Familie und Jugend (Vietnam ist ein Land mit einem hohen Anteil an Jugendlichen): diesem Bereich widmet die Kirche spezifische Pastoralprogramme, insbesondere auch mit Blick auf den bevorstehenden Weltjungendtag. (PA) (Fidesdienst, 30/05/2011)


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