ASIEN/PAKISTAN - Katholikin in Punjab wegen Blasphemie in Haft: Bischöfe äußern sich besorgt und appellieren an die Regierung

Mittwoch, 23 Februar 2011

Lahore (Fidesdienst) – Die katholische Kirche in Punjab und in ganz Pakistan ist bestürzt im Hinblick auf eine erneute ungerechtfertigte Anklage auf der Grundlage des Blasphemieparagraphen und den Fall der Katholikin Agnes Nuggo aus Faisalabad (vgl. Fidesdienst vom 22/02/2011). Wie die Ortskirche, die den Fall aus nächster Nähe verfolgt, dem Fidesdienst mitteilt ist Agnes 50 Jahre alt und Katholiken, verheiratet mit Bashir (52 Jahre) und Mutter von fünf Kindern: die Söhne Shahzad (29), Imran (27), Amir (13) und deren Schwestern Kiran (25) und Amber (23). Sie wurde von muslimischen Nachbarn der Blasphemie beschuldigt, die Anspruch auf ein umstrittenes Grundstück erheben. Anges bekräftigt ihre Unschuld und bezeichnet die Anschuldigungen als falsch.
Wie aus Informationen hervorgeht, die dem Fidesdienst vorliegen, wurden im Fall von Agnes weitere Details bekannt: Agnes ist Opfer eines Racheaktes, doch sie hat selbst auch Fehler begangen. In den vergangenen Wochen hatte sie drei Christen zu Unrecht beschuldigt und dem örtlichen Imam zugetragen, dass diese den Propheten Mohammed beleidigt hätten. Nachdem deren Unschuld bewiesen worden war, hatte sich Agnes öffentlich entschuldigt und ihren Fehler eingestanden. Doch nun wurde sie selbst Opfer einer falschen Anklage und derselbe örtliche Imam sagt nun gegen sie aus.
Der Bischof und die Priester der Diözese Faisalabad, die sich in diesen Tagen zu einwöchigen geistlichen Exerzitien versammeln, werden sich dabei auch mit dem Fall befassen und ein gemeinsames Vorgehen erörtern. Unterdessen beten die Priester der Diözese für Agnes und ihre Familie und für alle unschuldigen Opfer des Blasphemiegesetzes.
Im Gespräch mit dem Fidesdienst äußerte sich der Vorsitzende der Pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Lawrence Saldanha von Lahore, besorgt: „Es ist bedauerlich, dass es einen weiteren solchen Fall gibt. Immer wieder gibt es solche falschen Anschuldigengen wegen Blasphemie gegen Christen und gegen die Angehörigen anderer Minderheiten aber auch gegen Muslime. Das Gesetz eignet sich für Missbrauch und dazu kommt es immer wieder: dies bereitet uns große Sorge. Wir müssen uns auch in Zukunft dafür einsetzen, dass dieses Gesetz geändert wird. Wir hoffen, dass der Fall Agnes in kurzer Zeit aufgeklärt und gelöst wird. Wir hoffen weiterhin, dass die gesunden Kräfte unseres Landes sich darauf einigen können, dass dieses Gesetz bald möglichst abgeschafft oder zumindest geändert wird“.
Unterdessen wurde in Pakistan bei einer Regierungsumbildung das Ministerium für religiöse Minderheiten bestätigt: „Von der neuen Regierung“, so der Erzbischof weiter, „fordern wir eine Politik der Gleichberechtigung und der Achtung der Menschenrechte für alle Bürger und mehr Demokratie im Land auf der Grundlage der Prinzipien der Transparenz und der Gerechtigkeit: nur so wird es im Land Frieden und Harmonie geben können wir Christen und die anderen religiösen Minderheiten sind Teil des Landes und wir möchten in Frieden leben, in einem Land, das alle seine Bürger ohne Unterschiede respektiert“. (PA) (Fidesdienst, 23/02/2011)


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