ASIEN/PAKISTAN - Die Frauen Pakistans setzen sich für Asia Bibi ein: Reform des Justizsystems und Appell an Asma Jahangir

Dienstag, 16 November 2010

Lahore (Fidesdienst) – Die christlichen wie die muslimischen Frauen gehen auf die Straße um ihre Unterstützung und ihre Solidarität mit Asia Bibi zu demonstrieren, der christlichen Frau, die wegen Blasphemie zum Tode verurteilt wurde.
Laut einer Fides-Quelle haben in Nankana (der Heimatstadt von Asia Bibi) die Frauen vor den Regierungsgebäuden demonstriert, um die Öffentlichkeit zu mobilisieren und ihre Freilassung zu fordern. Eine der Vereinigungen, die die Demonstration organisiert hatten, ist die “Pakistan Catholic Women Organization”, die sich zusammen mit zahlreichen muslimischen Vereinigungen, die die Rechte der Frauen verteidigungen, aktivierte. Die pakistanische Frauen appellieren an Asma Jahnangir, eine bekannte muslimische Rechtsanwältin, die vor kurzem als erste Frau den Vorsitz der Anwaltsvereinigung beim Obersten Gerichtshof übernommen hat.

Rosemary Noel, die Koordinatorin auf nationaler Ebene der katholischen Frauen erklärte gegenüber Fides:“ Der Fall von Asia Bibi besorgt uns sehr und schafft großes Leid, vor allem wegen der Verurteilung zum Tode einer Unschuldigen. Wir appellieren an alle Instiutionen für ihre soforrtige Freilassung. Wir arbeiten mit anderen Vereinigungen der bürgerlichen Gesellschaft in einem MIMKIN (auf Urdu bedeutet das „mach es möglich“, AdR) genannten Forum zusammen, und für den 22. November ist ein Treffen auf nationaler Ebene beanraumt. Wir wollen alle möglichen Hebel in Bewegung setzen um Asia zu retten.“
„In ihrem Fall“ - erklärt die Koordinatorin gegenüber Fide - „fehlte eine ganze reihe von Untersuchungen sowohl von Seiten der Polizei als auch des Gerichts: das ist bedauerlicherweise das Machtspiel der Starken, das die Schwachen erdrückt. In Pakistan haben die Mächtigen großen Einfluss auf die Sicherheitskräfte und auf den Justizapparat, vor allem bei den Erstinstanz-gerichten. Ergebnis sind undurchsichtige oder klar ungerechte Urteile. Außerdem ist da die Macht der Mehrheit, die die Minderheiten unterdrückt: und so leiden die Christen doppelt.“
Auch die muslimische Menschenrechtsaktivistin Saman Wazdani bestätigt gegenüber Fides, dass „die Frauen Pakistans sich mobilisieren. Der Fall Asia Bibis rüttelt unser Gewissen wach. Es ist dringend notwendig, dass das Gesetz über die Blasphemie abgeschafft wird. Aber wir haben auch ein ernstes Problem in unserem nationalen Justizsystem: die Gerichte erster Instanz sind sich selbst überlassen, haben veraltete Strukturen, es mangelt an Transparenz, und oft werden die Gesetze falsch interpretiert. Eine umfassende Reform der Rechtsstrukturen ist daher dringen notwendig, auch wenn in den höheren Instanzen die Situation wesentlich besser ist.“
Große Hoffnung setzen die pakistanischen Frauen auf den Einsatz von Asma Jahangir, des ersten weiblichen Vorsitzenden der Anwaltsvereinigung beim Obersten Gerichtshof Pakistans und die sich in der Vergangenheit häufig gegen die Hudud-Verordnungen und das Blasphemie-Gesetz ausgesprochen hatte. Die katholisch erzogene Asma ist bekannt für ihre Verteidigung der Rechte der Minderheiten; für ihre Engagement hat sie bereits Todesdrohungen erhalten. Seit 2004 ist Asma Sonderberichterstatterin bei den VN zum Thema Religionsfreiheit und gehört zu den Begründern der Menschenrechtskommission Pakistans; während ihrer ganzen Karriere hat sie sich stets gegen die Diskriminierung und Gewaltanwendung gegenüber den Frauen gewandt. (PA) (Fidesdienst 16/11/2010


Teilen: