ASIEN/INDIEN - Ayodhya: 8.000 Festnahmen sollen mögliche Ausschreitungen verhindern - Urteil im Verfahren um ein strittiges Grundstück wurde auf den 30. September vertagt

Dienstag, 28 September 2010

New Delhi (Fidesdienst) – Die Polizei im indischen Unionsstaat Uttar Pradesh versucht mit allen Mitteln Ausschreitungen und Gewalt im Zusammenhang mit einem Gerichtsverfahren zu verhindern, während das Oberste Gericht die das Urteil im Fall um ein strittiges Grundstück auf den 30. September um 15.30 Uhr vertagten.
In dem Verfahren, über das ein Gericht in Allahabad entscheidet, geht es um ein Grundstück, auf das sowohl die christliche als auch die muslimische Glaubensgemeinschaft Anspruch erhebt. Auf dem Grundstück stand bi 1992 die so genannte Barbi-Moschee, die von extremistischen Hindus zerstört wurde und zwar mit der Begründung, dass auf dem Grundstück vorher ein hinduistischer Tempel stand. Bei den darauf folgenden Unruhen kamen 2.000 Menschen ums Leben und die indischen Behörden befürchten auch heute noch mögliche interreligiöse Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Urteilsspruch.
Die Beobachtung der Lage war Gegenstand von Gesprächen des indischen Innenministers P. Chidamhbaram mit hohen Vertretern des Militärs und der Zivilbehörden. Die Sicherheitskräfte brachten eine Präventionskampagne auf den Weg, in deren Rahmen insgesamt 8.000 verdächtige Personen in Uttar Pradesh festgenommen wurden, die man als potentielle Provokateure betrachtet. Weiter 55.000 Personen mussten sich mit einer Unterschrift bei den Behörden dazu verpflichten, dass sie den sozialen Frieden in den kommenden Monaten nicht stören werden.
Polizeieinheiten patrouillieren im gesamten Territorium und kontrollieren dabei besonders die Region um Malwa und einige Vororte von Bhopal, Jabalpur und Agar, die als besonders risikoreich betrachtet werden. In diesen Ortschaften bleiben bereits zahlreiche Geschäfte aus Angst vor Unruhen geschlossen.
Sicherheitsmaßnahmen wurden auch im Bereich der Kommunikation getroffen. Bis zum 30. September können keinen kollektiven SMS oder MMS über Mobiltelefone verschickt werden.
Unterdessen äußeren sich Bürgerinitiativen in Uttar Pradesh im Gespräch mit dem zuversichtlich: „Die Bürger sind heute reifer als noch von 20 Kajrem. Heute wissen die Jugendlichen, was sich hinter dem Fall Ayodhya verbirgt und dass es sich dabei um politisches Kalkül handelte. Außerdem wissen sie, dass es in einem Rechtsstaat das Urteil eines Gerichts zu respektieren gilt.“
Auch die Religionslehrer versammelten sich unterdessen in Jaipur an der Grenze zu Uttar Pradesh zu einer Friedenskundgebung: an der Veranstaltung nahmen Hindus, Muslime, Buddhisten und Christen teil. Gemeinsam wollte man eine „Botschaft des Friedens und der Harmonie unter den Menschen aller Religionen“ kund tun- Bischof Oswald Lewis von Jaipuzr erklärt im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Die katholischen Gläubigen nahmen von ganzem Herzen an der Kundgebung teil: wir mochten den Frieden in unserem Land aufbauen und beten dafür. Wir wollen allen mitteilen, dass der Friede im Land ein wichtiges Gut ist, wichtiger als ein Stück Land. Bei den Beziehungen zu Hindus und Muslimen fördern wir den interreligiösen Dialog, damit Freundschaft und Harmonie entsteht. (PA) (Fidesdienst, 28/09/2010)


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