ARSIEN/PAKISTAN - Nichtregierungsorganisationen denunzieren Handel mit Frauen und Kindern unter der Flutopfern

Montag, 20 September 2010

Islamabad (Fidesdienst) – Es handelt sich um ein Phänomen, das sich im Land verbreitet und auf das die Mitarbeiter einheimischer Nichtregierungsorganisationen im Land hinweisen: unter den Flutopfern werden Kinder und Frauen von Menschenhändlern entführt und verschleppt. Bereits in den vergangenen Wochen hatte der Fidesdienst davon berichtet (vgl. Fidesdienst vom 21. August 2010), erst heute gibt es dafür konkrete Daten und Augenzeugenberichte.
Wie aus von der Nichtregierungsorganisation „Roshni Missing Children Helpline“ zitierten Daten der „National Desaster Management Authority“ hervorgeht, wurden allein im vergangenen Monat 400 Kinder verschleppt. Die Mitarbeiter der „Roshni Missing Children Helpline“ mit Sitz in Karachi besuchten verschiedene Aufnahmecamps für Flutopfer in Karachi Thatta, Dadu und Sukkur und führten dort spezifische Umfragen durch. Allein dort wurden 23 Kinder im Alter zwischen 5 und 17 Jahren vermisst.
„Wir erhalten immer wieder Hinweise von Organisationen, die vor Ort tätig sind. Doch die Regierung und die internationalen Hilfswerke der Vereinten Nationen wollen sich mit diesem Phänomen nicht konkret auseinandersetzen. Nur lokale Nichtregierungsorganisationen kümmern sich derzeit darum, weil bei ihnen die verzweifelten Klagen der betroffenen Familien direkt eingehen“, so Tahira Badullah, Muslimin und Menschenrechtsaktivistin, die für verschiedene lokale Organisationen arbeitet, zum Fidesdienst. „Es gibt keine offiziellen Daten, da die Institutionen sich nicht damit befassen, deshalb sind genaue Zahlenangaben unmöglich“.
Unterdessen versuchen verschiedene Nichtregierungsorganisationen vor Ort das Phänomen mit Daten und Augenzeugenberichten zu dokumentieren. Eine Flüchtlingsfamilie in Muzaffargarh in Punjab soll von unbekannten Männern mit Lebensmitteln versorgt worden sein. Nach dem Verspeisen fielen alle in einen tiefen Schlaf, da die Lebensmittel wahrscheinlich mit Schlafmitteln versetzt worden waren. Am Morgen darauf sollen verschiedene Mädchen aus der Großfamilie im Alter von 14 bis 18 Jahren gefehlt haben. „Es handelt sich dabei um kriminelle Banden, die in die Zeltlager eindringen. In diesen Fällen werden die Mädchen von ihren Entführern wahrscheinlich zur Prostitution gezwungen, so Tahira Abdullah.
Verschleppte Kinder seien hingegen für das Betteln, Hausarbeiten, Zwangsarbeit, Drogenhandel oder Organhandel bestimmt, so die Hilfsorganisationen. Haider Yaqub, Leiter des Büros der Kinderschutzorganisation „Plan International“ in Pakistan erklärt dem Fidesdienst: „Wir wissen, da wir nach Katastrophen wie dem Tsunami und dem Erdbeben im Kaschmir im Einsatz waren, dass die Schlepper versuchen die Situation der Not und Verzweiflung unter Flüchtlingen auszunutzen- Gegenwärtig sind wir in drei Bezirken in Sindh und in drei weiteren in Südpunjab tätig und wir haben dabei nichts von Kindern gehört die verschleppt wurden, aber es gab Fälle, in denen Kindern vermisst werden und wir versuchen dies Kinder zu finden und zu ihren Familien zurückzuführen. Doch ich befürchte, dass sich das Phänomen zunehmend ausbreitet. Wir versuchen derzeit die Situation anhand von Daten und Fallbeschreibungen zu erfassen“.
In einer Verlautbarung der Asian Human Rights Commission, die dem Fidesdienst vorliegt, werden pakistanische Behörden aufgefordert, angemessene Maßnahmen zu ergreifen: „In dieser Katastrophe nach den Überschwemmungen fehlt es an Planung, Koordinierung und konkreten Maßnahmen, damit Frauen und Kindern vor Gewalt geschützt werden können, einschließlich der vom Menschenhandel ausgehenden Gefahren“. (PA) (Fidesdienst, 20/09/2010)


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