ASIEN/PAKISTAN - Zahl der vermissten Kinder steigt: Menschenhändler- und Lockvogel - Alarm der NROs

Samstag, 21 August 2010

Islamabad (Pakistan) – “Während sich die Bemühungen der Hilfskräfte auf die Sammlung und Unterbringung der Flüchtlinge konzentrieren, die immer zahlreicher werden, steigt die Zahl der vermissten Kinder und der Mütter, die um ihre verlorenen Kinder weinen, dramatisch an. Es ist dringend notwendig, einen Teil der humanitären Aktionen auf die Kleinsten zu konzentrieren: das ist der Warnruf, den Shamsa Rizwan, Ärztin aus Islamabad und Verantwortliche der pakistanischen Abteilung der Nichtregierungsorganisation “Childhealth Advocay International” (CAI) in einem Gespräch mit Fidesdienst ausgesprochen hat. Die NRO wirkt seit Jahren im Land für den Schutz, die Gesundheit und die Erziehung der Kinder, vor allem der aufgrund von Naturkatastrophen oder Konflikten Vertriebenen oder internen Flüchtlinge.
Nach den Überschwemmungen führt die CAI einigen Hilfsaktionen im Tal von Swar und in Noshera durch und hat intensive Schulungen für freiwillige Helfer organisiert, die in am 1. September öffnenden Aufnahmezentren in der Identifikation und Assistenz von vertriebenen Kindern eingesetzt werden.
Laut offiziellen Schätzungen sind die Kinder bis 14 Jahren, die von der Überschwemmung betroffen sind, rund sechs Millionen. Die UNICEF hat verkündet, dass 3,5 Millionen Kinder aufgrund von Infektionen und Wasserverschmutzung in Lebensgefahr sind.
Zahlreiche lokale NROs haben Fidesdienst die dramatische Situation der vermissten, verwaisten oder kranken Kinder berichtet, deren Leben durch die Überschwemmung umgewälzt wurde: „Sie sind die schwächsten Opfer der schlimmsten Naturkatastrophe in der Geschichte unseres Landes“ stellt Shamsa Rizwan fest. Viele haben ihre Eltern verloren: Jugendliche von 14 Jahren müssen sich um die kleineren Geschwister kümmern, ohne irgendeine Hilfe der Erwachsenen. „Momentan sind die Probleme der Ernährung, des Wassers und der Tausenden von verlorenen und nicht identifizierten Kinder dringlich. Niemand kümmert sich speziell um diese Kleinen“ stellt die Verantwortliche der CAI – Pakistan besorgt fest.
„Diese Chaos-Situation stellt eine verlockende Gelegenheit für die Netze der Menschenhändler dar. Nach den Überschwemmungen nimmt die Zahl der vermissten Kinder zu. Mir ist z.B. der Fall eines Mädchens begegnet, das im letzten Moment von einem Freiwilligen gerettet wurde: sie hatte sich einem Mann genähert, der ihr Essen versprochen hatte, sie aber entführen wollte. Die Kinder benötigen Schutz, sie sind die leichteste Beute. Wir fordern von der Regierung spezifische Maßnahmen zu unterstützen.“
CAI und andere NROs versuchen Aufnahmezentren zur Identifikation der Kinder und zur Zusammenführung der Familien zu organisieren, aber es ist nicht leicht, sich in einer Situation des allgemeinen Chaos und des Mangels an humanitären Hilfsgütern zu bewegen.
Die Überschwemmungen und die Flüchtlingsströme werden ein ohnehin schon großes Problem in Pakistan noch verschärfen: laut einer Anfang August publizierten Studie der NRO „Plan“-Pakistan, die zum Schutz der Minderjährigen arbeitet, erreichet die Zahl der Fälle vermisster oder entführter Kindern jedes Jahr 3000. Viele von ihnen werden nie wieder gefunden: sie sind Opfer der Menschenhändler. Das Phänomen wächst weiter, so „Plan“, aufgrund des schwachen Systems zum Schutz der Minderjährigen im Land. In den letzten 18 Monaten wurden allein in den größeren Städten Pakistans über 4300 Fälle von Vermissten registriert.
Laut Daten, die Fidesdienst übermittelt wurden durch eine andere lokale NRO „Madadgaar Helpline“ - die eine Telefonleitung eingerichtet hat, um Missbrauch an Minderjährigen zu melden - sind in den letzten zehn Jahren (2000-2010) 10.511 Kinder verschwunden (vor allem nach Ereignissen, die Fluchtbewegungen verursacht hatten) und das Phänomen zeigt einen deutlichen Wachstumstrend. (PA) (Fidesdienst 21/08/2010)


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