ASIEN/INDIEN - Priester erhält Morddrohungen: „Die Staaten in Zentralindien befinden sich in den Händen hinduistischer Extremisten“

Donnerstag, 8 Juli 2010

Indore (Fidesdienst) – Pfarrer Anand Muttungal aus der Diözese Bhopal, Sprecher der katholischen Kirche im indischen Unionsstaat Madhya Pradesh, erhielt in den vergangenen Tagen Morddrohungen von hinduistischen Extremisten: „Die Situation ist besorgniserregend: die Staaten in Zentralindien befinden sich in den Händen extremistischer Hindu-Gruppen, die gewaltsam vorgehen und dafür nicht bestraft werden“, so Bischof Chacko Thottumarickal (svd) von Indore im Unionsstaat Madhya Pradesh im Gespräch mit dem Fidesdienst in einem Kommentar zur Lage. Der Bischof warnt vor der Verbreitung hinduistischer Gruppen, die das pluralistische Profil des indischen Staates ablehnen.
„In Zentralindien leiden Christen in Staaten wie Orissa, Madhya Pradesh, Chhattisgarh unter dem Vorgehen hinduistischer Extremisten, die dort auf politischer Ebene von der nationalistischen Baratiya Janata Party in Schutz genommen werden, die ihnen auch Straffreiheit verschafft“, so der Bischof weiter.
Nach wiederholten anonymen Anrufen erstattete Pfarrer Anand Anzeige bei der Polizei in Bhopal, die ihm Schutzmaßnahmen garantierte. Der anonyme Anrufe forderte den Geistlichen, der sich vor allem für Ökumene und interreligiösen Dialog einsetzt, auf, sein soziales Engagement aufzugeben.
Wie verhalten sich Christen in einem solchen Kontext? „Vor allem vertrauen wir auf Gott und auf seine Barmherzigkeit. Außerdem bemühen wir uns um gute Beziehungen zu den führenden Vertretern des Hinduismus, damit wir mit gemeinsamen positiven Kräften vorgehen können. Außerdem haben wir gute Kontakte zu den Medien, damit die Wahrheit bekannt gemacht wird: dies bietet uns Gelegenheit unsere Version der Fakten publik zu machen. Zudem versuchen wir im Rahmen von Aufklärungskampagnen die Menschen über ihre Rechte zu informieren und wir unterhalten gute Beziehungen zu zivilen und politischen Behörden.“
Doch es gibt auch Politiker, die zum einen den Christen die Hand reichen und auf der anderen die hinduistischen Fundamentalisten in Schutz nehmen: „Das beeindruckt uns nicht weiter. Wir wollen ihnen nur mitteilen, dass wir sie nicht als Feinde betrachten. Dabei versuchen wir das Gebot von der Nächstenliebe und der Gewaltlosigkeit umzusetzen“.
Bischof Thottumarickal erinnert abschließend an ein weiteres Problem: „In Madhya Pradesh ist seit 1967 ein Anti-Bekehrungs-Gesetz, das so genannte „Freedom of Religion Bill“ in Kraft, das Bekehrungen verbietet, die auf betrügerische Weise oder durch Bezahlung herbeigeführt wurden. Wir selbst sind davon überzeugt, dass Bekehrungen aus dem Herzen und durch das Wirken des Heiligen Geistes geschehen sollten, denn sonst handelt es sich nicht um eine wahre Bekehrung. Doch das Gesetzt wird vor allem zur Einschränkung der Religionsfreiheit missbraucht. Dies macht die Evangelisierung in einem solchen Kontext zu einer wahren Herausforderung, angesichts der offensichtlichen Hindernisse und Schwierigkeiten. Wir versuchen jedoch trotzdem bei unseren Gläubigen mit regelmäßigen Bildungsangeboten das Missionsbewusstsein wach zu halten“. (PA) (Fidesdienst, 08/07/2010)


Teilen: