ASIEN/PAKISTAN - Gewalt gegen Christen nimmt zu: Pakistanische Bischöfe veröffentlichen „Bericht zur Lage der religiösen Minderheiten“

Donnerstag, 24 Juni 2010

Lahore (Fidesdienst) – Die Tendenz im Hinblick auf die Gewalt gegen Christen ist „in den Jahren 2009-2010 konstant steigend“ und der so genannte „Blasphemie“-Paragraph ist eine „Damoklesschwert“ für religiöse Minderheiten; die Religionsfreiheit „ist nur noch ein Mythos“ und „angesichts der apathischen Einstellung der Regierung sind dringende Maßnahmen zum Schutz der Menschenrechte in Pakistan notwendig“: dies bekräftigen die pakistanischen Bischöfe in ihrem Bericht zur Lage der religiösen Minderheiten mit dem Titel „A report on the Religious Minorities in Pakistan“, den die bischöfliche Kommission für Gerechtigkeit und Frieden herausgibt.
Der Bericht, der dem Fidesdienst vorliegt, analysiert anhand von Daten und Fakten das Phänomen der sozialen Diskriminierung und der religiösen Intoleranz in Pakistan. „Unsere Dokumentation sammelt alle Informationen über die schwierigen Bedingungen unter denen religiöse Minderheiten und insbesondere Christen leiden. Die Hauptprobleme entstehen in Verbindung mit dem Blasphemiegesetz, Zwangsbekehrungen, Diskriminierung, Gewalt und Untergrabung der Religionsfreiheit. Das Bild, das sich daraus ergibt ist sehr kritisch und verdien das besondere Augenmerk Pakistans und anderer Länder“, so der Leiter der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden, P. Emmanuel Yousaf Mani.
Ein Kapitel des Berichts befasst sich mit den schädlichen Auswirkungen des so genannten „Blasphemie“-Paragraphen, „ein Gesetz, das für uns Anlass zu großer Sorge ist“, so P. Mani, „denn es ist ungerecht und fehlerhaft und es verursacht infolge falscher Anschuldigungen großes leid. Der jüngste Fall des 73jährigen Katholiken Rehmat Masih aus Faisalabad ist dafür ein weiteres Beispiel. Doch es kommt täglich zu Missbrauch: aus diesem Grund fordern wir in einer großen Kampagne die Abschaffung des Gesetzes“. Der Leiter der bischöflichen Kommission betont im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Die Zivilgesellschaft in Pakistan unterstützt unsere Kampagne. 95% der Muslime schließen sich uns an. Nur eine kleine Minderheit ist dagegen. Diese kleine Minderheit hat jedoch genug Macht, um politische Beschlüsse zu beeinflussen und die Politiker der Regierung und des Parlaments sind davon betroffen und leiden unter diesem Einfluss. Fundamentalistische Gruppen bringen dabei auch Einschüchterungsmaßnahmen zum Einsatz. Und so ist es eine Tatsache, das der politische Wille zur Abschaffung des Gesetzes fehlt.“
Wie aus dem Bericht hervorgeht, kommt es im ganzen Land immer wieder zum Missbrauch des Blasphemie-Paragraphen. 2009 wurden 112 Fälle registriert von denen 57 Ahmadi, 47 Muslime und 8 Christen betroffen waren. Seit der Einführung des Blasphemie-Paragraphen im Jahr 1987 bis 2009 wurden 1.032 Personen zu Unrecht betroffen.
Auch die Episoden religiöser Intoleranz nehmen zu: insgesamt gab es 9 Attentate auf Kirchen und christliche Siedlungen, bei denen es zum Teil (in Gojra, Sialkot und Kasor) auch Tote und Verletzte gab.
Der Bericht erwähnt auch ungerechtfertigte Enteignungen, von denen nichtmuslimische Minderheiten betroffen (dabei geht es auch um Kirchen, Tempel, Friedhöfe und Einrichtungen der Christen oder anderer Religionsgemeinschaften).
Ein weiteres Kapitel befasst sich schließlich mit dem Thema Religionsfreiheit und deren Untergrabung, die fern von der Öffentlichkeit geschieht: Anträge auf Baugenehmigungen für Kultstätten der Minderheiten werden abgelehnt; Muslime, die sich zu einem anderen Glauben bekehren wollen, werden bedroht; und in 414 Fällen wurden Christen und andere Gläubige zur Bekehrung zum Islam gezwungen. In der Zeit von 2005-2009 gab es unter den gemeldeten Fällen – die nur die Spitze eines Eisbergs darstellen – insgesamt 622 Zwangsbekehrungen. (PA) (Fidesdienst, 24/06/2010)


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