New Delhi (Fidesdienst) - Verbittert und enttäuscht äußerten sich die indischen Bischöfe zu den jüngsten Angriffen hinduistisch geprägter Fundamentalisten auf christliche Personen und Kirchen. In einer Verlautbarung, die dem Fidesdienst vorliegt, weisen die Bischöfe vor allem darauf hin, dass alle Kultstätten respektiert werden sollten. Sie äußern sich besorgt hinsichtlich einer neuen unerwarteten Welle der Gewalt zu Lasten der Christen.
Zur jüngsten Episode, auf die sich das Papier bezieht, kam es am 26. August im mittelindischen Unionsstaat Orissa und zwar in dem zur Erzdiözese Cuttack Bhubaneswar gehörigen Dorf Rakia. Eine Gruppe militanter Hindus hat die dortige katholische Kirche zerstört und mehrere Wohnungen christlicher Gläubiger in der Nähe der Pfarrgebäude zerstört.
Wie der Gemeindepfarrer Alphonse Baliasingh berichtet, zu dessen Pfarrei 5.000 Gläubige gehören, waren rund 300 aufgebrachte Personen in das Kirchengebäude eingedrungen, indem sie die Pforte beschädigten. Im Kircheninneren beschädigten sie unter anderem eine Madonnenstatue und ein Kreuz. Außerdem verbrannten die Angreifer die Bibel, liturgische Bücher, Paramente und schreckten auch nicht davor zurück, das Tabernakel aufzubrechen. Danach schmissen die Angreifer mit Steinen auf die benachbarten Wohnungen von Christen und beschädigten dabei auch die Fensterscheiben der Wohnung des Gemeindepfarrers. Pfarrer Baliasingh, der auch Generalvikar der Diözese ist, äußerte sich gegenüber dem Fidesdienst besorgt hinsichtlich dieses scheinbar sinnlosen Angriffs. Die Täter sollen sich bis spät in die Nacht in der Nähe der Kirche aufgehalten haben. Nach Angaben des Gemeindepfarrers soll während der Tage vor dem Angriff auf die Kirche auch eine katholische Schule in Rakia bedroht worden sein. Über 200 junge Christen forderten bei einer öffentlichen Protestkundgebung das Eingreifen und den Schutz der Sicherheitskräfte. Diese Protestkundgebung könnte den Angriff der Fundamentalisten ausgelöst haben.
„Tempel, Kirchen und Moscheen sind heilige Orte und müssen als solche erhalten bleiben“, so Kardinal Telesphore Toppo, Vorsitzender der indischen Bischofskonferenz. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Bischof Percival Fernandez, fügte hinzu: „Die Schändung von Kultstätten widerspricht der Kultur unseres Landes. Indien ist seit Jahrhunderten für seinen religiösen Pluralismus bekannt und wer solche abscheulichen Gewalttaten gegen heilige Stätten verübt, schadet damit der Menschheit“.
Nach Ansicht von Erzbischof Raphael Cheenath von Cuttack Bhubaneswar, wurde dieser Angriff im Vorfeld geplant. Gegenüber dem Fidesdienst erklärte er: „Die Christen in Orissa sind sehr friedliebend und sensibel und respektieren andere Religionsgemeinschaften. Die Bürger des Staates sollten sich nicht von Fundamentalisten manipulieren lassen“. Der Erzbischof fordert die Bevölkerung von Orissa zu religiöser Toleranz und harmonischem Zusammenleben auf. Erzbischof Cheenath schilderte den Vorfall auch in einem Bericht an das indischen Innenministerium mit Bitte um die Einleitung von Ermittlungen zu diesem Vorfall.
Besorgt äußerten sich die indischen Bischöfe auch zu einer weiteren Episode, zu der es am Abend des 22. August im ostindischen Unionsstaat Jharkhand gekommen war. Der Pallottiner Priester John Sunderam aus der Pfarrei Kuru in der Erzdiözese Ranchi wurde bei einem Überfall so schwer verletzt, dass er sich seit im Koma befindet. Die Angreifer hatten einen Raubüberfall auf seine Kirche verübt. Auch sein Vikar Albinio Tirkey, der seinem Mitbruder zu Hilfe kommen wollte, wurde von den Angreifern verletzt. Wie aus ersten Ermittlungen hervorgeht, soll der katholische Pfarrer sich geweigert haben, Drohungen nachzugeben, die bisher nicht identifizierte Personen gegen ihn ausgesprochen hatten. Es wird vermutet, dass es sich bei den Erpressern um Mitglieder hinduistisch geprägter fundamentalistischer Gruppen handelt.
Der Unionsstaat Jharkhand wird von der Bharatiya Janata Party (BJP) regiert, die bei den indischen Parlamentswahlen im April dieses Jahres große Stimmeneinbußen hinnehmen musste. Die Partei vertritt eine nationalistische monoreligiöse Ideologie und wird von fundamentalistischen Bewegungen unterstützt, die vor allem die Tätigkeit der Kirche im sozialen Bereich und bei der Entwicklungshilfe behindern. (PA) (Fidesdienst, 30/08/2004 - 51 Zeilen, 588 Worte)