ASIEN/INDIEN - Menschenrechtslage im indischen Unionsstaat Karnataka kritischer als in Orissa: Über 1.000 antichristliche Episoden in zwei Jahren

Montag, 15 März 2010

Bangalore (Fidesdienst) – Am heutigen 15. Märze wurde der Generalvikar der Diözese Karwar (an der Küste des indischen Unionsstaates Karnataka) von Polizeibeamten von der Veröffentlichung christlicher Darstellungen abgehalten, den diese „beleidigten das religiöse Empfinden der Hindus“: dies ist nur eine der jüngsten Episoden, die von einem beachtlichen Anstieg der Fälle der Menschenrechtsverstöße in dem südwestindischen Unionsstaat Karnataka zeugen.
Von weiteren Episoden dieser Art berichten einheimische christliche Gemeinden: am 8. März wurde ein protestantischer Pastor in Mysore von hinduistischen Extremisten angegriffen, die auf brutale Weise ein von ihm veranstaltetes Gebetstreffen unterbrachen. Ebenfalls in Karwar waren bereits Ende Februar einige einheimische Christen von radikalen Hindus beschuldigt worden, sie würden „Zwangsbekehrungen“ durchführen. Dabei wurden sie in der Öffentlichkeit misshandelt und bewusstlos auf der Straße zurückgelassen.
„Antichristliche Übergriffe, Episoden bei denen es zu Verfolgung oder offensichtlicher Diskriminierung kommt, geschehen hier tagtäglich und die Behörden und die öffentliche Meinung schweigen dazu“, so Joe Dias vom „Catholic Secular Forum“ zum Fidesdienst. Die Nichtregierungsorganisation, die sich für den Schutz und die Förderung der Rechte der Christen einsetzt, wird von Kardinal Oswald Gracias von Mumbai offiziell unterstützt.
„Die Überfälle werden von militanten Organisationen verübt, die es im ganzen Staatsgebiet gibt, doch sie werden auch von der Regierung der BJP (Bratiya Janata Party), der hinduistisch geprägten nationalistischen Partei, die in Karnataka seit zwei Jahren an der Macht ist, toleriert“, so Joe Dias.
Die Bilanz der vergangenen zwei Jahre ist für die Christen nicht ermutigend. „Wir haben über 1.000 antichristliche Episoden dokumentiert. Dies ist absolut inakzeptabel. Diese Zustände sind schlimmer als in Orissa, denn dort gab es ein Aufbegehren der öffentlichen Meinung, eine Reaktion der internationalen Staatengemeinschaft und das Eingreifen der Zentralregierung. In Karnataka hingegen gibt es dadurch, dass die BJP dazu schweigt, keine Reaktion unter der Bevölkerung. Oft gibt es nicht einmal eine offizielle Anklage oder Berichte in den Medien. Alles geschieht stillschweigend. Die Öffentlichkeit bleibt gleichgültig und Straftäter werden nicht verfolgt. Doch die Christen leiden ganz offensichtlich darunter“, so Joe Dias im Gespräch mit dem Fidesdienst.
Katholische Menschenrechts fordern deshalb ein „offizielles Eingreifen der Indischen Bischofskonferenz mit einem Hinweis auf diese Menschenrechtsverstöße und die allgemeine Lage“ und es einen „dringenden Beschluss der Regierung der Indischen Union, der den Rücktritt der nationalistischen Regierung in Karnataka veranlasst, die nicht in der Lage ist die Rechte aller Bürger zu schützen“. (PA) (Fidesdienst, 15/03/2010)


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