ASIEN/PAKISTAN - Zwei Christen wegen angeblichen Verstoßes gegen den Blasphemie-Paragraphen zu lebenslanger Haft verurteilt

Samstag, 27 Februar 2010

Lahore (Fidesdienst) – Unter den Christen in Pakistan herrscht Bestürzung nach der jüngsten Verurteilung zweier junger Christen zu lebenslanger Haft wegen eines angeblichen Verstoßes gegen den so genannten Blasphemie-Paragraphen des pakistanischen Strafgesetzbuchs. „Die Vorwürfe sind ungerecht und instrumentalisiert und es gibt keine Beweise“, so Beobachter aus katholischen Kreisen zum Fidesdienst. „Die Christen sind darüber sehr traurig. Dieses Gesetzt behindert den Dialog und das harmonische Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Deshalb fordert die Kirche die Abschaffung“, so der neue Bischof von Islamabad-Rawalpindi, Rufnin Anthony.
Der aus Lahore stammende Qamar David, der sich seit 2006 in Haft befindet wurde am 26. Februar 2010 zu lebenslanger Haft wegen eines Verstoßes gegen den Blasphemie-Paragraphen verurteilt. Seit drei Jahren werden sein Anwalt und seine Familie immer wieder bedroht und eingeschüchtert. „Die Verurteilung basiert auf künstliche konstruierten Erklärungen und Zeugenaussagen, denen Hass und Vorurteile zugrunde liegen“, so der Anwalt von Qamar David, Pervez Choudry.
Bereits am 11. Januar wurde der 26jährige Imran Masih aus Faisalabad ebenfalls wegen eines Verstoßes gegen den Blasphemie-Paragraphen zu lebenslanger haft verurteilt. Ein Nachbar hatte ausgesagt, er habe ein Exemplar des Korans verbrannt. Doch dabei war er in eine Falle gelockt worden: bei Aufräumarbeiten in seinem Geschäft wollte er einige Bücher in arabischer Sprache entsorgen und bat einen Nachbarn zu prüfen ob es sich dabei um Bücher mit religiösem Inhalt handelte, da er selbst der arabischen Sprache nicht mächtig ist. Nachdem der Nachbar bestätigt hatte, dass es sich nicht um Bücher mit religiösem Inhalt handelte, verbrannte er die Bücher. Doch derselbe Nachbar erstattete daraufhin Anzeige und beschuldigte ihn, er habe ein Exemplar des Koran verbrannt.
„Wir fordern zusammen mit vielen anderen Bürgerrechtlern in Pakistan die Abschaffung dieses unterechten Paragraphen“, so Francis Mehboob Sada, Direktor des ökumenischen „Christian Study Center“ mit Sitz in Rawalpindi, zum Fidesdienst. „Der Paragraph wird seit vielen Jahren immer wieder missbraucht und oft handelt es sich bei den Opfern um Christen. Bis 1986 hatte es in Pakistan nie Anklagen wegen Blasphemie gegeben, doch seit der Paragraph 1986 von General Zia-ul-Haq bebilligt wurde – kommt es immer wieder zu solchen Anklagen wegen Blasphemie“.
„Unser Land braucht diesen Paragraphen nicht. Die Nationale Menschenrechtskommission und andere Bürgerrechtler, darunter auch Muslime, sagen dies in aller Öffentlichkeit. Es sind extremistische islamische Gruppierungen, die den Paragraphen befürworten und die Regierung lässt sich von diesen Gruppen unter Druck setzen. Doch wir werden unser Engagement nicht aufgeben und hoffen auf gute Nachrichten“. (PA) (Fidesdienst, 27/02/2010)


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