ASIEN/PAKISTAN - Kirche und Staat: „Nein zur Religion in der Politik“. Ein Beispiel dafür ist Bangladesch

Dienstag, 19 Januar 2010

Lahore (Fidesdienst) – Die Religion soll künftig nicht für politische Zwecke benutzt oder missbraucht werden, denn dies sei Ursache für zahlreich Übel des Landes und führe zu Missverständnissen und Diskriminierungen gegenüber religiösen Minderheiten: dies fordern Vertreter der katholischen Kirche in Bangladesch von der Regierung in Islamabad. Wie aus Informationen hervorgeht, die dem Fidesdienst vorliegen, unterzeichnete der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Lawrence Saldanha, ein entsprechendes Schreiben an die pakistanische Regierung, in der diese dazu aufgefordert wird „Maßnahmen zur Vorbereitung einer Verfassungs- und Justizreform zu treffen“. Dabei solle es vor allem um die schwierige Frage der Präsenz der Religion in der Politik gehen.
Das Dokument wurde von der bischöflichen Kommission „Justitia et pax“ verfasst, die seit mehreren Jahren im Rahmen einer Kampagne fordert, dass Religion nicht zu politischen Zwecken genutzt werden soll und dabei vor allem den so genannten „Blasphemie“-Paragraphen als Beispiel anführt oder auf das Wahlrecht des Landes hinweist, das vorschreibt dass die Wähler ihre Stimmen je nach Religionszugehörigkeit abgeben.
In dem Dokument, das dem Fidesdienst vorliegt, bekräftigt Erzbischof Saldanha, dass „der zunehmende Extremismus im Land zu den Schlüsselproblemen des Missbrauchs der Religion zu politischen Zwecken gehöre. Die Religion sei das Hauptargument „religiöser Parteien“, die in großem Maß dafür verantwortlich sind, dass es zu einem solchen Niveau im Land kommen konnte“.
Mit ihrem Vorschlag bezieht sich die bischöfliche Kommission auf das benachbarte Bangladesch, wo das Hohe Gericht festlegte, dass in der Politik keine Parteien zulässig sind, die sich explizit auf eine Religion beziehen. Das Urteil fordert die Streichung eines solchen Bezugs aus dem Namen der Partei und führte zu Protesten in muslimischen Kreisen. „Pakistan sollte sich Bangladesch zum Vorbild nehmen und aus der Lektion lernen“, heißt es in dem Schreiben der Kommission. „Staat und Politik sollten voneinander unabhängig sein“, heißt es.
„Denn ein politisches System, das von der Religion bestimmt ist, diskriminiert Minderheiten und deren Rechte“, so die Autoren, während eine Verfassung nicht als „Wächter einer Religion“ verstanden werden dürfe, wie es in Pakistan der Fall sei.
Bei der Kampagne für die Unabhängigkeit zwischen Politik und Religion bemüht sich die katholische Kirche auch um die Zustimmung anderer religiöser Minderheiten und der Zivilbevölkerung und der muslimischen Kreise. Mit der Aufklärungskampagne möchte man auf das Thema aufmerksam machen und die Regierung um die Abschaffung aller Gesetze bitten, die unter den Bürgern Pakistans zu religiöser Diskriminierung führen. (PA) (Fidesdienst, 19/01/2010)


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