ASIEN/PAKISTAN - Gemäßigte Muslimen protestieren gegen eine strengere Anwendung der muslimischen Gesetze der Sharia in der North-West Frontier Province, die demokratische Prinzipien gefährden könnte

Donnerstag, 8 Juli 2004

Islamabad (Fidesdienst) - Weite Teile der muslimischen Bevölkerung, Menschenrechtsgruppen und religiöse Minderheiten protestieren gegen eine strengere Anwendung der muslimischen Gesetze der der in der pakistanischen North-West Frontier Province vor rund einem Jahr eingeführten Sharia. Die in der Region regierende Muttahida Majlis-e-Amal (MMA), in der sich islamische Fundamentalisten zu einer Koalition zusammenschließen, kündigte die Anwendung der so genannten „Hisbah bill“ an, was eine strengere Auslegung der muslimischen Gesetze mit sich bringen würde.
Nach Ansicht der Koalition soll die Maßnahme zur Bekämpfung von Korruption und anderen gesellschaftlichen Übeln beitragen. Doch gemäßigte Muslime nicht religiöser Parteien und zahlreiche Organisationen forderten unterdessen das Eingreifen der Zentralregierung zur Verhinderung der geplanten Maßnahmen.
Wie die All Pakistan Minorities Alliance berichtet äußerten sich auch religiöse Minderheiten besorgt. Der Vorsitzende der Pakistanischen Bischofskonferenz Lawrence Saldanha hatte erst vor kurzem darauf hingewiesen, dass die Diskriminierung der Christen in Pakistan zunimmt.
In der North-West Frontier Province befindet sich die Diözese Islamabad-Rawalpindi. Von den insgesamt 35 Millionen Einwohnern sind rund 250.000 Katholiken, die sich vor allem im Bildungs- und Sozialwesen engagieren und mehrere Grundschulen und weiterführende Schulen, sowie Berufsschulen und Krankenhäuser leiten.
Im Juni 2003 waren die islamischen Gesetze vom Parlament der North-West Frontier Province einstimmig verabschiedet worden. Die islamischen Gesetze der Sharia sehen unter anderem die Amputation eines Körperteils bei Diebstahl und die Steinigung bei Ehebruch vor. Außerdem schreiben sie den muslimischen Religionsunterricht als Pflichtfach in den Schulen vor.
Mehrere Organisationen ziehen eine Klage beim Verfassungsgericht in Erwägung. Ihrer Ansicht nach ist die Sharia nicht mit dem vom Gründervater des Landes, Ali Jinnah, im Jahr 1947 festgelegten Prinzipien eines laizistischen Staates vereinbar.
Von den rund 140 Millionen Einwohnern Pakistans sind 96% Muslime. In Pakistan leben insgesamt rund 3 Millionen Christen, davon etwa 1,2 Millionen Katholiken. (PA) (Fidesdienst, 8/7/2004 - 31 Zeilen, 306 Worte)


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