ASIEN/INDIEN - Ministerpräsidentin von Tamil Nadu gibt die Widerrufung des Gesetzes zu den „Zwangsbekehrungen“ bekannt. Dies bewerten die indischen Bischöfe, die die Abschaffung in vier weiteren Staaten fordern als „positives Zeichen“.

Mittwoch, 19 Mai 2004

New Delhi (Fidesdienst) - „Dies ist ein positives Zeichen, das der christlichen Glaubensgemeinschaft und allen religiösen Minderheiten neue Hoffnung macht“, so der Sprecher der indischen Bischofskonferenz und Steyler Missionar, Pater Babu Joseph Karakombil, im Gespräch mit dem Fidesdienst zu den jüngsten Äußerungen des Ministerpräsidentin des indischen Unionsstaates Tamil Nadu, Jayaram Jayalalitha, der bekannt gab, er wolle in dem von ihm regierten Staat das Gesetz zu den „Zwangsbekehrungen“ abschaffen. Das Gesetzt ist dort seit Oktober 2002 in Kraft und schreibt eine richterliche Genehmigung für einen Religionswechsel vor und sieht Strafen bis hin zur Haft für Personen vor, die andere durch Gewaltanwendung oder Geldversprechen zum Religionswechsel bewegen.
„Als das Gesetz gebilligt wurde, gab es viele Protestkundgebungen seitens religiöser Minderheiten in Tamil Nadu und in ganz Indien. Damals bezeichneten wir das Gesetz als Verstoß gegen das Recht jedes Bürgers sich für eine Religion zu entscheiden, sich zu dieser zu bekennen und seinen Glauben frei auszuüben. Dieses Gesetzt verstößt eindeutig gegen ein von der Verfassung garantiertes Recht. Auch die Kirche, Vertreter der Gesellschaft und verschiedene politische Parteien äußerten sich besorgt“, so Pater Karakombil.
„Heute“, so der Sprecher der indischen Bischofskonferenz weiter, „haben die Baratiya Janata Party und die All India Dravida Munnetra Kazakham (AIADMK), der die Ministerpräsidentin Jayalalitha angehört, die Wahl verloren. Im Zeichen dieser Niederlage hat sie verstanden, dass Entscheidungen getroffen wurden, die ihre Regierung unbeliebt gemacht haben, und dem will er nun entgegenwirken. Aus diesem Grund wurde auch die Widerrufung des Gesetzes zu den Zwangsbekehrungen bekannt gegeben: dies muss nun noch vom Parlament des Staates gebilligt werden, doch dabei wird es keine Schwierigkeiten geben, da die Partei der Ministerpräsidentin dort die absolute Mehrheit besitzt. Unterdessen gab Frau Jayalalitha auch eine Reihe weiterer Maßnahmen bekannt, die den schwächeren Bevölkerungsteilen, wie zum Beispiel Bauern und Studenten, womit sie eine Wende in der Sozialpolitik ihrer Regierung herbeiführen möchte.“
Die indischen Bischöfe, die bereits seit einiger Zeit gegen dieses „diskriminierende und ungerechtfertigte“ Gesetz Prostest eingelegt hatten, begrüßen den Beschluss. „Nun hoffen wir, und fordern dies mit Nachdruck“, so Pater Karakombil, „dass auch in den anderen vier Staaten der indischen Union, Gujarat, Madya Pradesh., Arunacal Pradesch und Orissa, in denen dieses Gesetz in Kraft ist, ähnliche Entscheidungen getroffen werden. Wir vertrauen dabei auf die Unterstützung weiter Bevölkerungsteile, aller religiösen Minderheiten aber auch der progressiven und liberalen Hindus, die sich von Anfang an gegen ein solches Gesetz ausgesprochen hatten.“
Nach Aussage der Ministerpräsidentin von Tamil Nadu hätte das so genannte „Anti-Bekehrungs-Gesetz“ zur „Förderung der Harmonie zwischen den Religionen beitragen sollen“, man habe nicht beabsichtigt, „es gegen Minderheiten anzuwenden“. Frau Jayalalitha kündigte auch die Einstellung von Verfahren gegen die Tageszeitung „The Hindu“ und die Einstellung von Strafmaßnahmen gegen Beamte und Lehrer an.
Das Anti-Bekehrungs-Gesetz war in Tamil Nadu eingeführt worden nachdem aus verschiedenen Teilen des Landes von Massenbekehrungen unter Dalit und Kastenlosen zum Christentum berichtet worden war. Die Bischöfe hatten das Gesetz in der Vergangenheit wiederholt als diskriminierend, illegal, verfassungswidrig, amoralisch und als Verstoß gegen die Würde und die Rechte der Menschen auf Freihit bezeichnet. (PA) (Fidesdienst, 19/5/2004 - 47 Zeilen, 524 Worte)


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