ASIEN/INDIEN - Wahlen im zweitgrößten Land Asiens: Die Kirche fordert die Gläubigen auf, ihre Stimmen Parteien zu geben, die Politik und Religion nicht vermischen

Montag, 19 April 2004

New Delhi (Fidesdienst) - Die Wahlkampagne verlief im Wesentlichen friedlich und ohne Übergriffe auf Christen; auch der Wahlverlauf wird wahrscheinlich ruhig, frei und regulär sein; man hofft, dass die Politiker auch die Rechte der Minderheiten schützen werden: dies sind die wichtigsten Punkte, auf die der Sprecher der indischen Bischofskonferenz, Pfarrer Babu Joseph im Gespräch mit dem Fidesdienst über die Wahlen in Indien hinweist. Ein erster Wahlgang findet am 20. April statt, weitere Wahlgänge sind für den Mai vorgesehen.
Wie Pfarrer Babu Joseph im Gespräch mit dem Fidesdienst betonte „hat die Wahlkommission sehr viel dafür getan, dass die Wahlen frei, sicher und transparent sind“. „Die Wahlkampagne verlief im Wesentlichen friedlich: es kam nur zu vereinzelten Episoden der Gewalt, darunter der tragische Tod von mehreren Frauen im Unionsstaat Uttar Pradesh. Einige Übergriffe oder Auseinandersetzungen gab es zwischen gegnerischen Fraktionen in den Krisengebieten Kashmir oder Assam, doch dabei wurden keine Christen angegriffen: dies ist ein positiver Aspekt, wenn man bedenkt, was im Zusammenhang mit vergangenen Wahlen geschehen war.“
Zu den politischen Positionen der christlichen Glaubensgemeinschaft unterstreicht der Sprecher der Bischofskonferenz, deren „Pluralität und Meinungsvielfalt“. „Es wurde viel dafür getan, dass bei den Bürgern ein Bewusstsein von Bedeutung der Stimmabgabe entstand und dafür, die Gläubigen über die Wichtigkeit der Teilnahme am politischen Leben in Übereinstimmung mit der Kirchlichen Soziallehre aufzuklären, die den Christen auffordert, sich für das Gemeinwohl einzusetzen“.
Zu den von der katholischen Kirche besonders hervorgehobenen Prinzipien gehört nach Angaben von Pfarrer Joseph die Unterscheidung zwischen Religion und Politik: „Auf nationaler Ebene haben die Bischöfe dazu angeregt, Parteien zu wählen, die Religion und Politik nicht vermischen und den Glauben im Interesse der Partei instrumentalisieren“. Dabei hoffe die katholische Kirche, dass „die neuen Volksvertreter, die das Land regieren werden, die Interessen der ganzen Gemeinschaft, insbesondere auch der Minderheiten vertreten werden, die des besonderen Schutzes bedürfen“. „Die Politiker sollten sich in erster Linie dafür einsetzen, dass die Rechte jedes Menschen unabhängig von der gesellschaftlichen Position, Rasse, Religion oder Kultur in Indien geachtet werden. Es handelt sich dabei um Rechte, die von der Verfassung geschützt sind, wie zum Beispiel Gewissens- und Religionsfreiheit sowie die Freiheit, wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Aktivitäten zu betreiben.“
Die Wahlen in Indien werden in vier Wahlgängen zwischen dem 20. April und dem 10. Mai stattfinden. Über 670 Millionen wahlberechtigte Inder werden insgesamt 543 Abgeordnete wählen, die für eine Amtszeit von fünf Jahren im Amt bleiben. Unter den insgesamt 40 Parteien gilt die hinduistisch geprägte Regierungspartei Baratiya Janata Party (BJP) unter Leitung des amtierenden Premierministers Atal Behari Vajpayee als Favorit. Gute Chancen hat auch die Kongresspartei unter Leitung von Sonia Gandhi und deren Sohn Rahul.
Die Wahlen wahren ursprünglich für Oktober dieses Jahres vorgesehen, wurden jedoch auf Initiativen der BJP vorgezogen, die hofft, die jüngst im politischen und wirtschaftlichen Bereich erzielten Erfolge nutzen zu können: Indien hat vor kurzem den Friedensprozess mit Pakistan hinsichtlich der umstrittenen Kashmir-Region eingeleitet. Außerdem herrscht im Land ein solides Wirtschaftwachstum (jeweils über 10% in den vergangenen vier Monaten). Außerdem führte die Regierung vor kurzem auch eine allgemeine Steuersenkung durch. (PA) (Fidesdienst, 19/4/2004 - 45 Zeilen, 522 Worte)


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