Asien/Indien - 4,5 Millionen Aidskranke allein in Indien: „Diese Menschen brauchen Liebe und Barmherzigkeit“, so das Oberhaupt der syromalabarischen Kirche Kardinal Vithayathil

Freitag, 30 Januar 2004

Kochi (Fidesdienst) – Aidskranke sind unsere Mitmenschen, deshalb müssen wir ihnen Liebe, Respekt und Barmherzigkeit entgegenbringen. Diese Ansicht vertritt der syromalabarische Großerzbischof von Ernakulam-Angamaly, Varkey Vithayathil in einem vor kurzem veröffentlichten Hirtenbrief zum Aidsproblem. Der Kardinal ist das Oberhaupt der syromalabarischen Ordensgemeinschaft: die Mitglieder dieser orientalischen Kirche leben vor allem im südostindischen Unionsstaat Kerala.
In seinem Hirtenwort erinnert der Kardinal auch an die große Zahl der Aidskranken auf der ganzen Welt (42 Millionen Menschen sind weltweit mit HIV/AIDS infiziert, davon leben allein 4,5 Millionen in Indien) und weist gleichsam darauf hin, dass „auch in den Krankenhäusern im indischen Unionsstaat Kerala die Zahl der Aidskranken gestiegen ist“. „Es ist wahrscheinlich, dass die Zahl der Aidskranken und die Zahl derjenigen, die an Aids sterben werden, auch unter den Gläubigen in unseren Pfarrgemeinden zunehmen wird“, heißt es in dem Hirtenbrief. Dabei ruft der Kardinal zwar zu Vorsichts- und Vorbeugungsmaßnahmen auf, bittet aber alle, „keine Angst zu haben und die Kranken und deren Angehörige nicht zu isolieren, da die Ansteckungsmodalitäten bestens bekannt sind und es sich dabei vor allem um sexuellen Kontakt und insbesondere den Kontakt mit infiziertem Blut und Köperflüssigkeiten handelt“. Deshalb fordert der Kardinal vor allem auch verheiratete Paare zur Treue auf. Ein weiterer Grund für die Übertragung von Aids sei jedoch auch der Drogenkonsum: ein weiteres Übel der heutigen Gesellschaft, das vor allem junge Menschen betrifft.
Indem er sich auf das Buch Deuteronomium und die Entscheidung zwischen Gut und Böse bezieht (Dt 30,15) fordert der Kardinal alle Gläubigen auf, das Gute zu wählen: „Die Christen sollten die Sünde ablehnen aber die Sünder trotzdem aufnehmen. Wir müssen dem Beispiel Christi folgen, der sich auch der Prostituierten und Leprakranken annahm“. Dabei betonte der Kardinal jedoch, dass die Kirche den Aidskranken nicht als Sünder betrachte: „Wir dürfen die Worte Jesu nicht vergessen: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken… Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“ (Mt 9,13).
Der Hirtenbrief enthält auch Daten zum Engagement der Kirche bei der Bekämpfung von Aids: „Weltweit wird ein Viertel der Programme zur Bekämpfung von Aids von der katholischen Kirche durchgeführt, Allein in Indien werden Aidskranke in den 4.745 Einrichtungen der Kirche im Gesundheitswesen betreut und gepflegt. Insgesamt befinden sich in Indien allein 39 auf die Behandlung von Aidskranken spezialisierte Einrichtungen in Trägerschaft der Katholischen Kirche“.
„Wenn ein Mitglied unserer Pfarrgemeinden oder Familien sich infiziert, dann braucht er Liebe und Barmherzigkeit und so viel Unterstützung wie möglich. Denn auch wenn ein Mensch HIV-positiv ist, kann es bis zum Ausbruch der Krankheit lange Jahre dauern. Auch Aidskranke die sich im Endstadium befinden brauchen die nötige Aufmerksamkeit und das Sakrament der Krankensalbung“. Aus Vorsicht darf nicht Diskriminierung werden, warnt der Kardinal: „Jeder Kranke soll die Worte Jesu hören: Ich war krank, und ihr habt mich besucht (Mt 25, 36)“.
„Christliche Gläubige“, so der Kardinal abschließend, „müssen Krankheit als eine Gelegenheit zum Leben des christlichen Geistes, zum Engagement für soziale Gerechtigkeit und zur Übung in Werken der Barmherzigkeit betrachten“.
(PA) (Fidesdienst, 30/1/2004 – 44 Zeilen, 504 Worte)


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