Asien/Indien - Jesuiten fordern beim Weltsozialforum den Schutz der Rechte eingeborener Volksgruppen – Interview mit dem Leiter der Delegation der Jesuiten beim WSF

Dienstag, 20 Januar 2004

Bombay (Fidesdienst) – Für den Schutz der Rechte, des Lebens und der Kultur der eingeborenen Volksgruppen setzen sich die über 1.300 Jesuiten ein, die am 4. World Social Forum (WSF) teilnehmen, das bis zum 21. Januar in Bombay stattfindet. Darüber sprach Pater Joe Xavier, Leiter der Delegation, in einem Interview für den Fidesdienst. Mitglieder des Jesuitenordens sind auch aktiv an der Organisation des WSF beteiligt und leiten Seminare, Workshops und Debatten. Es folgt der Wortlaut des Interviews.

P. Xavier, welche Anliegen und Vorschläge bringen die Jesuiten beim World Social Forum ein?
Zu unseren spezifischen Anliegen gehören vor allem die Probleme der eingeborenen Volkdsgruppen. Am 19. Januar wurde von uns zu diesem Thema ein Forum mit dem Titel „Der Anspruch der Eingeborenen auf die Kontrolle über die Ressourcen“. Viele von uns sind in Indien und in anderen Teilen der Welt in diesem Bereich tätig, vor allem auch in Ostasien und Lateinamerika. Dafür haben wir auch eine Foto-Ausstellung organisiert, die anhand von Bildern veranschaulicht unter welchen Bedingungen diese Menschen leben, die oft weder über Wasser, noch über Landbesitz oder Weiden verfügen und ihrer eigenen Kultur und damit ihres Lebens beraubt werden. In Indien gibt es das spezifische Problem der Dalit, der so genannten Kastenlosen, die aus dem pilitischen, sozialen und zivilen Leben des Landes ausgeschlossen sind. Außerdem vergessen wir natürlich auch die Flüchtlinge und die Opfer von Kriegen, Hungersnöten oder Naturkatastrophen auf der ganzen Welt nicht.

Konnten Sie in diesen Tagen bereits Fortschritte verzeichnen, hat diese Versammlung schon zu Ergebnissen geführt?
Alle unsere Delegierten freuen sich sehr, dass sie am Welt Social Forum teilnehmen können und finden sowohl die einzelnen Veranstaltungen als auch den Gesamtverlauf sehr interessant. Wir sind alle sehr zuversichtlich und glauben an eine „gerechtere Welt“. Es herrscht ein Klima der gegenseitigen Unterstützung, das über die individuellen Probleme oder die Probleme einzelner Gruppen hinausgeht und dies führt dazu, dass man die Welt unter globalen Gesichtspunkten betrachtet. Viele Organisationen sind sich heute der unzumutbaren Lebensbedingungen bewusst, unter denen die Eingeborenen oft leben, und sind geradezu schockiert, nachdem sie von einigen tragischen Situationen erfahren haben. Auch Frauen werden sich zunehmend bewusst, auf welche Schwierigkeiten Frauen in den armen Ländern der Welt stoßen. Es entstehen zwischen den Teilnehmern oft Beziehungen, zu denen es unabhängig von Kulturen, Nationen, Rassen und Religion kommt.

Welche Auswirkungen wird der WSF auf die Tätigkeit der Jesuiten im sozialen Bereich haben?
Ich bin mir sicher, dass das Weltsozialforum uns neue Impulse bei der Überwindung der Herausforderungen geben wird, auf die wir bei unserer täglichen Mission stoßen. Es ist das erste Mal, dass so viel Jesuiten an einer Veranstaltung teilnehmen: dies ist für uns ein positives Zeichen, denn dadurch werden wir vereint und die Themen, die wir hier behandeln, werden bestimmt innerhalb des Ordens in größerem Maß berücksichtigt werden. Wir spüren auch die Solidarität untereinander und mit den anderen Teilnehmern. (PA) (Fidesdienst, 20/1/2004 – 46 Zeilen, 489 Worte)


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