ASIEN/INDIEN - „DER WAFFENSTILLSTAND IST EIN SEGEN GOTTES, DOCH WIR BITTEN DIE REGIERENDEN: HALTET EURE VERSPRECHEN!“ – DER EINZIGE BISCHOF IN KASCHMIR IM GESPRÄCH MIT DEM FIDESDIENST

Mittwoch, 26 November 2003

Srinagar (Fidesdienst) – „Der Waffenstillstand ist ein Segen Gottes! Er wurde am Ende des Fastenmontas Ramadan geschlossen und ist ein Geschenk des Herrn an die ganze schwer geprüfte Bevölkerung in Kaschmir. Wir freuen uns sehr darüber und sind sehr zuversichtlich. Seit langem beten Christen, Muslime und Hindu in Kaschmir für den Frieden“, so Bischof Peter Celestien Elampassery von Jammu-Srinagar wenige Stunden nach Inkrafttreten des Waffenstillstands zwischen Indien und Pakistan an der Grenze zu Kaschmir um 0,00 Uhr am Dienstag, den 25. November.
Bischof Elampassery ist der einzige katholische Bischof in Kaschmir. Im Gespräch mit dem Fidesdienst beschreibt er die Atmosphäre in seiner Diözese: „Die Feiern zum Ende des Ramadan werden mit allgemeiner Freude fortgesetzt. Die Bekanntgabe des Waffenstillstands hat Begeisterung hervorgerufen, denn die Menschen lebten in ständiger Angst vor Attentaten, Gewalt und militärischen Handlungen. Heute sind erstmals seit langem keine Schüsse zu hören und es herrscht ein Klima des Friedens und der Geschwisterlichkeit, von dem wir hoffen, dass es lange anhalten wird. Wir hoffen, dass der Waffenstillstand lange hält, denn das würde auch den Fremdenverkehr in Kaschmir wieder beleben. Wenn das so wäre, gäbe dies Kleinunternehmern, Handwerkern und Geschäftsleuten neue wirtschaftliche Impulse, was eine Rückkehr zur Normalität bedeutet.“
Der Bischof appelliert jedoch an die Regierenden in Indien und Pakistan: „Unsere Bitte gilt politischen Verantlwortlichen und Staatschefs: Das Versprechen muss gehalten werden! Tun Sie alles, damit der Waffenstillstand hält und zwar für das Wohl der Völker! Der Waffenstillstand sollte nur ein erster Schritt zu einem endgültigen Friedensabkommen in dieser gemarterten Region sein, in der seit fünfzig Jahren Krieg herrscht, bei dem über 70.000 Menschen starben und tausende ihre Wohnungen verlassen mussten. Dem Schweigen der Waffen muss der Beginn des Dialogs folgen, die Wiederherstellung der Verkehrsverbindungen zwischen Indien und Pakistan und ein Abkommen, das einen Kompromis zwischen den Forderungen beider Seiten darstellt. Wir wünschenuns, dass der gute Wille siegen wird und die Gewalt beendet werden kann, die seit zu langer Zeit andauert.“
Der dem Kapuzinerorden angehörende Peter Celestine Elampassery die Diözese Jammu-Srinagar seit 1998. Das Bistum hat eine Ausdehnung von 220.000 qkm und rund 12.000 Katholiken. Es gibt 41 Priester, 160 Schwestern und 20 Katechisten. Insgesamt hat das Bistum 12.000 Einwohner bei denen es sich größtenteils um Muslime handelt (70%). Außerdem gibt es Hindu, Sikh und Buddhisten. Die flächenmäßig größte indiche Diözese umfasst drei Regionen: Kaschmir mit vorwiegend muslimischer Bevölkerung, Ladakh mit buddhistischer Mehrheit und Jammu, wo es ungefähr gleichviele Muslime und Hindu gibt.
(PA) (Fidesdienst, 26/11/2003 – 42 Zeilen, 431 Worte)


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