EUROPA/ITALIEN - SOLANGE ES NOCH KEINEN IMPFSTOFF GIBT SOLLTEN ZUR VORBEUGUNG GEGEN SARS WEITERHIN TRADITIONELLE SCHUTZMASSNAHMEN BEVORZUGT WERDEN

Samstag, 3 Mai 2003

Rom (Fidesdienst) – Während sich das Virus noch ausbreitet, wird bereits von der Entwicklung von Impfstoffen gesprochen. Doch es ist noch nicht absehbar, wie lange dauern wird, bis ein solcher hergestellt oder verteilt werden kann. Der Fidesdienst sprach über dieses Thema mit Prof. Gianfranco Tarsitani, Virologe im römischen Krankenhaus Sant’Andrea, das der Universität La Sapienza angeschlossen ist. Nach Ansicht von Professor Tarsitani ist es nicht einfach, eine Antwort auf die Frage nach der Herstellung und der Nützlichkeit eines Impfstoffs gegen SARS zu geben. Man müsse dabei schrittweise vorgehen und sich zunächst aufgrund zur Verfügung stehenden Informationen ein entsprechendes Bild machen. An erster Stelle müsse festgestellt werden, dass es sich bei SARS, wie bereits der Begriff an sich deutlich mache, nicht um eine klar umschriebene Krankheit, sondern um ein Syndrom handle, weshalb es sich bei den verschiedenen Krankheitsfällen um ein Zusammenspiel verschiedener Pathologien handle, die dieselben Symptome zeigten, aus denen sich das Syndrom ergebe (eine Lungenentzündung mit Fieber und Husten). Nach Erachten von Professor Tarsitani geht es dabei vor allem um das Erforschen jener Fälle, die von einem oder mehren Stämmen banaler Coronaviren ausgelöst wurden, die derzeit für das Entstehen der Krankheit verantwortlich gemacht werden, und insbesondere um deren Veränderungen aus noch unbekannten Gründen (Übertragung durch Tiere?). Damit soll vor allem deutlich gemacht werden, dass die derzeit zur Verfügung stehenden Daten zur Epidemie zweifelsohne durch die Überbewertung der gelieferten Daten aus den Epidemiegebieten, in denen jede Art von Lungenerkrankung zunächst als SARS klassifiziert wird, zu einer Verzerrung der Realität führen. Ziehe man die Anzahl der Krankheitsfälle in Betracht werde deutlich, dass es sich um ein wenig verbreitetes Krankheitssyndrom handelt, das abgesehen von einigen Regionen in China, unter Kontrolle zu sein scheint. Wobei man sich jedoch nur mit Vorbehalt äußern könne! Es habe auch den Anschein, als ob es sich um eine wenig ansteckende Krankheit handle. „Um zu verstehen was ich meine“, so der Virologe, „sollte man sich vorstellen, dass ein Kind mit Masern in ein Klasse geschickt wird, in denen die Kinder nicht geimpft wurden: innerhalb kürzester Zeit würden sich alle anstecken. Würde es sich um ein Kind mit einer Erkältung handeln, würde es unter Berücksichtigung grundlegender Hygieneregeln, höchstwahrscheinlich nur zu einer teilweisen Ansteckung kommen: ähnlich ist es bei SARS, das von einem mutierten Erkältungsvirus ausgelöst wird.“ Weshalb sind diese Überlegungen zur Übertragungsweise der Krankheit und zur Ansteckungsgefahr so wichtig? Wenn man es im öffentlichen Gesundheitswesen mit einer Krankheit zu tun habe, deren Sterblichkeitsrat zwar relativ hoch sei (5-15%), die jedoch unter Berücksichtigung angemessener Schutzmaßnahmen (Meldung, Isolierung und Quarantäne, Desinfektion, usw.) kontrolliert werden könne, dann ziehe man solche Maßnahmen zur Eindämmung vor; auf jeden Fall sei dies in nächster Zeit die einzige Möglichkeit, da es bis die Herstellung eines für die Bevölkerung nützlichen Impfstoffs viel Zeit in Anspruch nehme: die dafür benötigte Zeitspanne sei auch nur schwer einschätzbar, denn es könne um Jahre oder Jahrzehnte gehen und für manche Krankheiten könne überhaupt kein wirksamer Impfstoffe entwickelt werden. Außerdem werde es, sollte SARS, wie man allgemein hoffe, auf einen bestimmten Personenkreis (tausende oder auch zehntausende Krankheitsfälle, aber nicht Millionen) beschränkt bleiben, schwierig sein, die für die Entwicklung eines Impfstoff notwendigen finanziellen Mittel zu beschaffen. Deshalb sei es derzeit vor allem wichtig, sich auf direkte Schutzmaßnahmen und die normale Gesundheitskontrolle zu konzentrieren. Sollte die Epidemie auf diese Weise eingedämmt werden können, würde es sich dabei um einen großen Erfolg handeln. Sollte es dem neuen Virus jedoch gelingen, diese Barrieren zu durchbrechen, würde dies der Forschung im Zusammenhang mit einem neuen Impfstoff, die bereits begonnen habe, neue Impulse geben. Diese gestalte sich jedoch nicht einfach, da es sich um wenig erforschte Viren handle (angesichts der geringen Bedeutung von Erkältungskrankheiten) und es zu Mutationen kommen könne, die jeweils neue Formeln für einen Impfstoff erforderlich machten, ähnlich wie bei der Grippeimpfung. Eine weitere Entwicklung werde es voraussichtlich bei der Herstellung von Antivirusmedikamenten geben müssen; wobei es sich ebenfalls um eine nicht zu unterschätzende Herausforderung handle. Im Rückblick auf die letzten 20 Jahre habe die Forschung im Zusammenhang mit Medikamenten gegen AIDS zur Entwicklung von Antivirusmedikamenten geführt, die eine Prognose dieser Krankheit zwar verbesserten, die derzeit jedoch nur als Grundlage für Impfstoffe gegen einige Virustypen dienten, die bisher noch nicht in Gebrauch seien.
Abschließend betont Professor Tarsitani ein weiteres Mal die Bedeutung traditioneller Hygienemaßnahmen als derzeit einzige Möglichkeit zum Schutz. „Was Arzneimittel und Impfstoffe anbelangt, so müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass die Entwicklung viel Zeit in Anspruch nehmen wird, wobei wir auch die Hoffnung nicht aufgeben sollten, dass ein solcher Impfstoff nicht notwendig sein wird.“. (AP) (Fidesdienst, 2/5/2003 – 63 Zeilen, 766 Worte)


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