Neu-Delhi (Fides) - Mit mehr als 450 Millionen Binnenmigranten und Wanderarbeiter (bei einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden) erlebt Indien ein Phänomen, das weltweit seinesgleichen sucht: Migranten, die zwischen verschiedenen indischen Bundesstaaten hin- und herwandern, um Arbeit und zu suchen, um ihre Familie zu versorgen oder vor Notsituationen wie Naturkatastrophen fliehen, sehen sich oft mit Herausforderungen konfrontiert. Es kommt zur Vertreibung, Ausbeutung und mangelndem Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen. Und geht manchmal sogar um den Glauben. Unter den Migranten befinden sich auch indische Katholiken und Christen. Aus diesem Grund sind die christlichen Kirchen in Indien auf das Phänomen aufmerksam geworden und haben Maßnahmen und Lösungen entwickelt, um diese Menschen auf ihrem Weg der sozialen Wiedereingliederung und bei ihren geistlichen und seelsorgerischen Bedürfnissen zu begleiten.
Es geht darum, „den Migranten in Indien eine zweite Chance zu geben“, indem man sie bei der Entwicklung, der Arbeitssuche und der Ausbildung begleitet und ihnen vor allem in der Anfangsphase ihres neuen Lebens mit Programmen für die soziale Sicherheit und die Ernährungssicherheit sowie mit Bildungsangeboten für Kinder, deren Familien in ein anderes Umfeld als ihr Herkunftsland umgezogen sind, hilft.
Zu diesem Zweck, hat die katholische Kirche in Indien ein digitales Portal eingeweiht, das Migranten im ganzen Land in verschiedenen Bereichen unterstützt. Das vom Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Goa, Kardinal Philip Neri Ferrão, vorgestellte neue Webportal, das in die Plattform „Catholic Connect“ integriert ist, zielt auch darauf ab, dass Migranten und Binnenvertriebene, insbesondere unbegleitete Minderjährige, dank der erhaltenen Hilfe nicht dem Menschenhandel zum Opfer fallen.
Wie der Sekretär der bischöflichen Kommission für Migranten, Pfarrer Jaison Vadassery, erläuterte, ermöglicht das Online-Portal den Migranten die Registrierung und den Zugang zu kirchlichen Diensten (Pfarreien, Caritas, Schulen, Krankenhäuser usw.) unabhängig von ihrem Aufenthaltsort: Ziel sei es, dass die Migranten die Wärme einer Gemeinschaft finden und spüren können, auch wenn sie weit von ihrer Heimat oder ihrem Herkunftsland entfernt sind: „Es ist wichtig, dass sie sich harmonisch in ihre Aufnahmegemeinschaften einfügen und gleichzeitig mit ihren kulturellen und religiösen Wurzeln verbunden bleiben“, erklärte Pfarrer Vadassery. Die Plattform hilft Migranten auch auf rechtlicher und bürokratischer Ebene, sich für staatliche Hilfsprogramme anzumelden oder im Falle von Notfällen und Naturkatastrophen, die zu Vertreibungen führen, humanitäre Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Der Weihbischof von Mumbai, Alwyn D'Silva, verwies auf die Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus und erinnerte an die Bedeutung der Seelsorge für Migranten, insbesondere für die Schwächsten und Ärmsten, die gering qualifizierte Arbeit haben, ausgebeutet werden und keinen rechtlichen Schutz genießen. Die Kirche habe die Aufgabe, sie nicht nur beim Umzug von einem Ort zum anderen und auf ihrem Weg der sozialen Wiedereingliederung zu begleiten, sondern auch auf ihrem Glaubensweg. Aus diesem Grund hat die Kommission für Migranten einen Pastoralplan vorgelegt, der die Pfarreien im ganzen Land einbezieht, um die geistlichen und sozialen Bedürfnisse der Migranten zu erfüllen.
(PA) (Fides 25/10/2024)