ASIEN/BANGLADESCH - Erzbischof von Dacca: "Wir haben Vertrauen in die Arbeit der Übergangsregierung"

Dienstag, 22 Oktober 2024 politik  

Dhaka (Fides) - „Die Übergangsregierung, die in Bangladesch an der Macht ist, tut ihr Bestes und arbeitet gegen Korruption und für Transparenz. Die von Mohammad Yunus geleitete Exekutive besteht aus Menschen, die sich aufrichtig für das Wohl der Gesellschaft einzusetzen scheinen“, so der Erzbischof von Dhaka, Bejoy D'Cruze, OMI, gegenüber Fides über die Gegenwart und Zukunft des südasiatischen Landes, in dem ein Studentenaufstand zwischen Juli und August 2024 zum Rücktritt der ehemaligen Premierministerin Sheikh Hasina führte, die nach Indien floh. „Die Übergangsregierung gab sich etwa zwei Jahre Zeit, um die notwendigen Reformen im Land durchzuführen und hört dabei auf die Vertreter der Studentenbewegung, der Zivilgesellschaft, der politischen Bewegungen und der Religionsgemeinschaften“, berichtet er. „Ich habe Yunus getroffen und er hat mir versichert, dass er sich verpflichtet, die Rechte aller zu respektieren, auch die der religiösen Minderheiten wie Hindus und Christen“, so D'Cruze weiter.
Yunus kündigte unterdessen die Einsetzung von sechs Kommissionen an, die sich mit der Reform so vieler Bereiche wie möglich befassen sollen: Wahlsystem, Polizei, Justiz, Korruptionsbekämpfung, öffentliche Verwaltung und Verfassung. „Die Themen, die auf der Tagesordnung stehen, sind vielfältig und anspruchsvoll, und wir brauchen Zeit, um die richtigen Schritte zu unternehmen. Ich glaube, dass das bangladeschische Volk jetzt geduldig und zuversichtlich sein muss. Wichtig ist, dass die Demokratie stets geschützt wird, dass die Rechte religiöser und ethnischer Minderheiten garantiert werden, dass die Säkularität des Staates nicht aufgegeben wird und dass die Rechtsstaatlichkeit stets geachtet und gefördert wird“, hofft der Erzbischof.
Unterdessen hat der Internationale Strafgerichtshof (International Crimes Tribunal, ICT) von Bangladesch in den letzten Tagen mit den Prozessen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit begonnen, die während der Proteste gegen die Regierung im Juli und August begangen wurden, und Haftbefehle gegen die ehemalige Premierministerin Sheikh Hasina und 45 weitere Personen erlassen, darunter mehrere prominente Mitglieder der Awami-Liga (Volksliga), Hasinas Partei. Die neue Regierung setzte das Gericht wieder ein und ernannte Richter, die mehr als 60 Klagen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord geprüft haben. Die ehemalige Premierministerin Hasina ist in über 200 Ermittlungen wegen Morden, Mordversuchen, Entführungen und anderen Verbrechen verwickelt.
Der Erzbischof erinnert an die Tage der Proteste: „In Wahrheit hat niemand eine so große Wende erwartet. Die frühere Premierministerin hatte drei Amtszeiten lang regiert und wurde der politischen Manipulation, Korruption und mangelnden Transparenz beschuldigt. Ihre Regierung ging hart gegen jede politische Opposition vor und schränkte die Meinungs-, Gewissens- und Redefreiheit ein. Nach anfänglichen Protesten reagierte die Polizei mit starker Gewalt, was die Gemüter zusätzlich erhitzte und das Ausmaß der Revolte vergrößerte, was schließlich zum Sturz der Regierung führte“, stellt der Erzbischof fest. „Es war für viele ein Schock, aber man muss sagen, dass das Land einen Wechsel brauchte. Jetzt versuchen wir, eine gerechte und friedliche Zukunft aufzubauen. Es stimmt, dass wir uns in einer Übergangsphase der Unsicherheit befinden, dass die Proteste noch nicht ganz abgeklungen sind und dass es einige Probleme gegeben hat, zum Beispiel für die Hindu-Gemeinschaften, die unbegründete Aggressionen erlitten haben. Es besteht die Befürchtung, dass radikale islamistische Gruppen die Gunst der Stunde nutzen und neue Anhänger anwerben könnten. Als bangladeschische Katholiken haben wir Vertrauen und Hoffnung in die gute Arbeit und den guten Willen der Regierung Yunus, von der wir hoffen, dass sie das Land in eine neue historische Phase der Stabilität, der Gerechtigkeit und des Wohlstands führen wird“, sagt Erzbischof D‘Cruze abschließend.
(PA) (Fides 22/10/2024)


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