AMERIKA/MEXIKO - Im Bundesstaat Chiapas: Indigener Priester und Menschenrechtler ermordet

Montag, 21 Oktober 2024

San Cristóbal de Las Casas (Fides) - Die Nachricht über die Ermordung eines indigenen Priester der Volksgruppe der Tsotsil, der im Viertels Cuxtitali in San Cristobal de las Casas (im Bundesstaat Chiapas) als Gemeindepfarrer tätig war, ist erst wenige Stunden alt. Der Überfall auf Pfarrer Marcelo Pérez Pérez, so der Name des Opfers, ereignete sich auf dem Rückweg von der Pfarrei „Nuestra Señora de Guadalupe“ in San Cristobal de las Casas, wo er die Messe gefeiert hatte. Den laufenden Ermittlungen zufolge näherten sich zwei bewaffnete Männer auf Motorrädern dem Auto, in dem Pater Marcelo saß, und erschossen ihn am Sonntagmorgen, den 20. Oktober.
Der Priester war bekannt für seinen Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden in den indigenen Gemeinden der Region und als Vermittler bei Konflikten in Gebieten wie Pantelhó, wo Gewalt und Unsicherheit erheblich zugenommen haben und bewaffnete Gruppen seit langem um die Kontrolle über das Gebiet kämpfen, und hatte im Laufe der Jahre eine Reihe von Morddrohungen erhalten, auch wegen seiner Aktionen und Anprangerungen der Aktionen bewaffneter Gruppen in der Region.
Wegen der ständigen Drohungen hatte die Diözese San Cristóbal de las Casas beschlossen, ihn von der Gemeinde Simojovel in die Gemeinde Nuestra Señora de Guadalupe zu versetzen. „Chiapas ist eine Zeitbombe, es werden viele Menschen vermisst, entführt und vom organisierten Verbrechen umgebracht“, sagte er in einem Interview am vergangenen 13. September während einer Friedenskundgebung, an der Gemeindemitglieder aus den drei Diözesen von Chiapas teilnahmen. Im August 2024 hatte er bekräfitgt, dass man in Simojovel ein Kopfgeld von einer Million Pesos (knapp 50.000 Euro) auf sein Leben ausgesetzt habe, dass er aber unter dem Schutz Gottes seinen Friedensprozess fortsetzen werde. „Ich habe ein göttliches Mandat“, erklärte er am 2. August 2024 gegenüber der Zeitung „El Sol de México“.
Der Sohn bäuerlicher Eltern wurde in der Gemeinde Chichelalhó, in San Andrés Larráinzar (Chiapas) geboren. Er besuchte das Priesterseminar, wurde am 6. April 2002 zum Priester geweiht und begann seine kirchliche Arbeit als Gemeindepfarrer in Chenalhó, wo er Kontakt zu den Überlebenden des Massakers von Acteal im Jahr 1997 hatte. Er war jahrzehntelang als Menschenrechtsaktivist tätig und lebte mehr als 10 Jahre lang in Simojovel. Er koordinierte die Sozialpastoral der Provinz Chiapas, zu der die Diözesen der Gemeinden San Cristóbal de Las Casas, Tapachula und Tuxtla Gutiérrez gehören, und unterstützte indigene religiöse Organisationen und Gruppen, leitete Wallfahrten und brachte Aktivitäten zu Gesundheit, Armut und Gewalt in Simojovel auf den Weg. Nachdem er als Priester 10 Jahre lang Gemeindepfarrer in Chenalhó, 10 Jahre lang in Simojovel war, war er nun seit mehr als zwei Jahren für die Pfarrei Unsere Liebe Frau von Guadalupe verantwortlich.
Im Jahr 2010 wurde mit dem „Per Anger 2020“-Preis ausgezeichnet, der an Personen und Organisationen verliehen wird, die sich für Menschenrechte und Demokratie einsetzen.
Unterdessen brachte der emeritierter Bischof von San Cristóbal de las Casas, Kardinal Felipe Arizmendi Esquivel, seine tiefe Trauer zum Ausdruck und erinnerte daran, dass Pfarrer Marcelo einer der ersten indigenen Priester aus der Volksgruppe der Tsotsile war, die er weihte. „Er hat sich immer für Gerechtigkeit und Frieden unter den indigenen Völkern eingesetzt, vor allem in Simojovel, und die Opfer der internen Gewalt in Pantelhó begleitet“, sagte Kardinal Esquivel. Dem Kardinal zufolge hat sich der Priester nie parteipolitisch engagiert, sondern sich stets für Respekt und Gerechtigkeit zwischen den Gemeinschaften eingesetzt: „Er hat dafür gekämpft, dass die Werte des Reiches Gottes in den Gemeinschaften lebendig werden. Die Werte von Wahrheit und Leben, Heiligkeit und Gnade, Gerechtigkeit, Liebe und Frieden“.
“Pfarrer Marcelo Pérez war ein lebendiges Beispiel für priesterliches Engagement für die Bedürftigsten und Schwächsten der Gesellschaft. Sein seelsorgerisches Wirken, das sich durch seine Nähe zu den Menschen und seine ständige Unterstützung für die Bedürftigsten auszeichnete, hinterlässt ein Vermächtnis der Liebe und des Dienstes, das in den Herzen all derer bleiben wird, die er durch seinen Dienst berührt hat“, so die Mexikanische Bischofskonferenz in einem Kommuniqué zum gewaltsamen Tod des Priesters, das von ihrem Präsidenten Rogelio Cabrera López und ihrem Generalsekretär Ramón Castro Castro unterzeichnet wurde.
„Die Ermordung von Pater Marcelo beraubt die Gemeinde nicht nur eines Seelsorgers, der sich für sein Volk eingesetzt hat, sondern bringt auch eine prophetische Stimme zum Schweigen, die unermüdlich für Frieden, Wahrheit und Gerechtigkeit in der Region Chiapas gekämpft hat. Marcelo Pérez war ein lebendiges Beispiel für priesterliches Engagement für die Bedürftigsten und Schwächsten der Gesellschaft“, so die Bischofskonferernz. Die Bischöfe fordern die Behörden auf, „eine umfassende und transparente Untersuchung durchzuführen, um dieses Verbrechen aufzuklären und Pater Marcelo Pérez Gerechtigkeit widerfahren zu lassen“, „wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit von Priestern und pastoralen Mitarbeitern zu gewährleisten“ und „ihre Anstrengungen im Kampf gegen Gewalt und Straflosigkeit zu verdoppeln, die die Region Chiapas“ und das Land im Allgemeinen plagen.
Unterdessen untersucht die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Chiapas den Mord. Das mexikanische Sekretariat für Sicherheit und Schutz der Bürger übermittelte eine Botschaft der „Solidarität mit der katholischen Gemeinde und der Verpflichtung der mexikanischen Regierung, dass es keine Straflosigkeit geben wird“.
(AP) (Fides 21/10/2024)


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