APOSTOLISCHE REISE - Papst Franziskus in Belgien: “Die Mission ist ein Geschenk und kein Grund sich zu rühmen“

Sonntag, 29 September 2024

Vatican Media

Bruxelles (Agenzia Fides) – „Wir alle haben nämlich mit der Taufe einen Auftrag in der Kirche erhalten. Aber diese Mission ist ein Geschenk und nicht ein Grund sich zu rühmen“, so Papst Franziskus bei der heiligen Messe im König-Baudouin-Stadion in Brüssel, mit der die 46. Auslandsreise des Papstes zu Ende ging.
Vor 35.000 Menschen und der königlichen Familie stand der der Papst der Seligsprechung der ehrwürdigen Dienerin Gottes Anne de Jésus vor und kündigte den Beginn des Seligsprechungsprozesses für König Baudouin an, den Monarchen, der für einige Tage zurückgetreten war, weil er das Abtreibungsgesetz nicht unterzeichnen wollte. Unter Beifall und Jubelrufen begrüßte Papst Franziskus vor Beginn des Gottesdienste im Papamobil die Anwesenden. In seiner Predigt, die er in italienischer Sprache und mit einigen Ergänzungen hielt, ging er auf drei Schlüsselbegriffe ein: Offenheit, Gemeinschaft und Zeugnis.
Zu der Episode des Evangeliums, die sich in Kafernaum abspielt, wo die Jünger einen Mann daran hindern wollen, im Namen des Meisters Dämonen auszutreiben, weil - so behaupten sie - „er uns nicht gefolgt ist“, sagt Franziskus: „Sie denken so: Wer uns nicht nachfolgt, wer nicht ‚einer von uns‘ ist, kann keine Wunder tun, hat kein Recht dazu“. Aber Jesus überrascht sie - wie immer - ... und weist sie zurecht, indem er sie auffordert, ihre gewohnten Denkmuster zu verlassen und nicht an der Freiheit Gottes „Anstoß“ zu nehmen. Er sagt ihnen: »Hindert ihn nicht […] wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“
Daher die Überlegungen zur Sendung der Getauften, die „ein Geschenk“ ist, „kein Grund sich zu rühmen“. Die Gemeinschaft der Gläubigen sei nämlich, wie der Bischof von Rom betont, „kein Kreis von Privilegierten, sondern eine Familie Geretteter, und wir sind nicht aufgrund unserer eigenen Verdienste gesandt, das Evangelium in die Welt zu tragen, sondern aufgrund der Gnade Gottes, seiner Barmherzigkeit und seines Vertrauens, dass er in seiner väterlichen Liebe trotz all unserer Grenzen und Sünden weiter in uns hat. Er sieht in uns, was wir selbst nicht sehen können. Deshalb ruft er uns, sendet er uns und begleitet er uns geduldig Tag für Tag“.
„Wenn wir also mit offener und aufmerksamer Liebe am freien Wirken des Geistes mitwirken wollen, ohne mit unserer Anmaßung und unserer Starrheit Ärgernis zu erregen, ohne ein Hindernis für irgendjemanden zu sein, müssen wir unseren Auftrag mit Demut, Dankbarkeit und Freude erfüllen. Wir dürfen also keinen Groll hegen, sondern müssen uns freuen, dass auch andere das tun können, was wir tun, auf dass das Reich Gottes wachse und wir alle eines Tages in den Armen des Vaters vereint sind“, fügte Papst Franziskus hinzu.
Das Wort Gottes ist eindeutig: Es sagt, dass man den „Schrei der Armen“ nicht ignorieren darf, nicht auslöschen kann, als wären sie ein falscher Ton im perfekten Konzert der Welt des Wohlstands. Auch können sie nicht gedämpft werden durch Formen einer oberflächlichen Scheinwohltätigkeit“, so Papst Franziskus, „Im Gegenteil, sie sind die lebendige Stimme des Geistes, sie erinnern uns daran, wer wir sind - wir sind alle arme Sünder, und ich zuallererst, und rufen uns zur Umkehr auf“.
„Und damit kommen wir zum dritten Wort: Zeugnis“, so Papst Franziskus abschließend, der an das Zeugnis der der Karmelitin Anna von Jesus erinnerte, „die heute seliggesprochen wird, gedeihen. Diese Frau war in der Kirche ihrer Zeit eine der Protagonistinnen einer großen Reformbewegung, auf den Spuren einer der ganz großen geistlichen Gestalten, Theresia von Ávila“.
Schließlich erinnerte der Papst an das Treffen, das er am Abend zuvor in der Apostolischen Nuntiatur in Brüssel mit einer Gruppe von Opfern von Missbrauch durch belgische Geistliche hatte, und sagte: „Ich habe ihr Leid als missbrauchte Menschen gespürt und ich wiederhole es hier: in der Kirche ist Platz für alle, für jeden“, aber „es gibt keinen Platz für Missbrauch, für die Vertuschung von Missbrauch“. „Ich bitte die Bischöfe, den Missbrauch nicht zu vertuschen“, fügte der Papst hinzu, dessen Worte von den anwesenden Gläubigen mit langem Applaus bedacht wurden. „Das Böse kann nicht versteckt werden, es muss mutig an die Öffentlichkeit gebracht werden“. Franziskus fordert, dass die Missbrauchstäter „verurteilt“ werden, „ob sie nun Laien, Priester oder Bischöfe sind“. Die Klage der Opfer „ist eine Klage, die zum Himmel steigt und uns beschämt“.
Beim Angelusgebet nach seiner Messfeier erinnerte der Papst an den Nahen Osten und insbesondere an den Libanon:„Ich verfolge die Ausweitung und Verschärfung des Konflikts im Libanon nach wie vor mit Schmerz und großer Sorge. Der Libanon ist derzeit eine Botschaft des Martyriums, und dieser Krieg hat verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung. Tag für Tag sterben so viele, zu viele Menschen im Nahen Osten!“
„Lasst uns für die Opfer, für ihre Familien, beten. Lasst uns beten für den Frieden“, so die Bitten von Papst Franziskus. „Ich bitte alle Parteien, das Feuer im Libanon, in Gaza, im übrigen Palästina und in Israel sofort einzustellen. Lassen Sie die Geiseln frei und erlauben Sie humanitäre Hilfe“, so der Appell des Papstes, der auch um Gebete für die Ukraine bat: „Vergessen wir die gequälte Ukraine nicht“.
(F.B.) (Fides 29/9/2024)


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