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Jakarta (Fides) - „Glaube, Geschwisterlichkeit, Mitgefühl“. Um diese drei Worte, die das Motto dieses Apostolischen Besuchs bilden, dreht sich die gesamte Rede von Papst Franziskus in der Kathedrale „Mariä Himmelfahrt“ in Jakarta, wo er mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Seminaristen und indonesischen Katechisten zusammentraf.
Bei seiner Ankunft in der Kathedrale wurde der Papst von einer jubelnden Menge begrüßt. Viele kamen auf ihn zu, in der Hoffnung, ihm die Hand schütteln zu können. Einigen gelang es, ein Selfie zu machen. Einer nach dem anderen begrüßte Franziskus die Kinder, die auf dem Kirchhof auf ihn warteten und dabei die Flaggen des Vatikans und Indonesiens schwenkten.
Anschließend betrat Franziskus zusammen mit dem Erzbischof von Jakarta, Kardinal Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo, dem Vorsitzenden der indonesischen Bischofskonferenz, Bischof Antonius Subianto Bunyamin (osc), und dem Pfarrer die Kathedrale. Der Papst küsste das Kreuz und besprengte die Anwesenden mit Weihwasser. Dann schritt er zwischen der Menschenmenge das Kirchenschiff hinunter und verteilte lächelnd seinen Händedruck.
Nach den Grußworten, Liedern und Zeugnissen eines Priesters, einer Nonne und zweier Katechisten ergriff der Papst das Wort und fügte in freier Rede vor der offiziellen Ansprache ein Lob für die Katechisten hinzu: „Die Kirche – das müssen wir bedenken –, die Kirche wird von den Katechetinnen und Katecheten vorangebracht. Die Katechetinnen und Katecheten sind diejenigen, die vorausgehen, die vorangehen. Dann kommen die Schwestern – gleich nach den Katechetinnen und Katecheten; dann kommen die Priester, der Bischof... Aber die Katechetinnen und Katecheten sind „an der Front“, sie sind die Stärke der Kirche. Einst wurde ein Staatspräsident in Afrika von seinem Vater, der Katechist war, getauft. Der Glaube wird zu Hause weitergegeben. Der Glaube wird im Dialekt weitergegeben. Und die Katechetinnen und Katecheten tragen diesen Glauben zusammen mit den Müttern und Großmüttern weiter“.
Es folgen die wichtigsten Passagen der Rede, die unmittelbar danach gehalten wurde:
Wie bereits erwähnt, wurde für diesen Apostolischen Besuch das Motto „Glaube, Geschwisterlichkeit, Mitgefühl“ gewählt. Ich denke, dass dies drei Tugenden sind, die sowohl euren Weg als Kirche als auch das Wesen eures Volkes gut zum Ausdruck bringen, das ethnisch und kulturell sehr vielfältig ist, aber zugleich von einem natürlichen Streben nach Einheit und friedlichem Zusammenleben geprägt ist, wie es in den traditionellen Prinzipien der Pancasila zum Ausdruck kommt. Ich möchte zusammen mit euch über diese drei Worte nachdenken.
Das erste ist Glaube. Indonesien ist ein großes Land mit enormen natürlichen Reichtümern. Ein solch großer Reichtum kann an Gott erinnern, an seine Gegenwart im Kosmos und im Leben des Kosmos und in unserem Leben, wie uns die Heilige Schrift lehrt.
Es ist nämlich der Herr, der all dies schenkt. Es gibt keinen Zentimeter des wunderbaren indonesischen Territoriums und auch keinen Augenblick im Leben eines jeden seiner Millionen Einwohner, der nicht ein Geschenk des Herrn wäre, ein Zeichen seiner unentgeltlichen und vorauseilenden Vaterliebe. Und auf all dies mit demütigen Kinderaugen zu schauen, hilft uns zu glauben, uns als klein und geliebt zu erkennen und Gefühle der Dankbarkeit und Verantwortung zu hegen.
Nach dem Glauben ist das zweite Wort im Motto Geschwisterlichkeit. Eine Dichterin des zwanzigsten Jahrhunderts hat diese Haltung mit einem sehr schönen Ausdruck beschrieben: Sie schrieb, Geschwister zu sein bedeute, sich gegenseitig zu lieben, und sich dabei als »unterschiedlich wie zwei Wassertropfen« anzuerkennen. Und genau so ist es. Kein Wassertropfen gleicht dem anderen, und keine zwei Geschwister, nicht einmal Zwillinge, sind vollkommen identisch. Geschwisterlichkeit zu leben bedeutet also, sich gegenseitig anzunehmen und sich in der Verschiedenheit als gleichwertig anzuerkennen.
Auch dies ist ein Wert, der der Tradition der indonesischen Kirche teuer ist. Er zeigt sich in der Offenheit, mit der sie mit den verschiedenen Wirklichkeiten umgeht, aus denen sie besteht und die sie umgeben, auf kultureller, ethnischer, sozialer und religiöser Ebene, wobei sie den Beitrag aller zur Geltung kommen lässt und ihren eigenen Beitrag in jedem Kontext großzügig einbringt.
Das Evangelium zu verkünden bedeutet nicht, den eigenen Glauben aufzudrängen oder ihn dem der anderen entgegenzusetzen, es bedeutet die Freude an der Begegnung mit Christus weiterzugeben und zu teilen immer mit großem Respekt und geschwisterlicher Zuneigung für alle.
Mitgefühl besteht nicht darin, Almosen an bedürftige Brüder und Schwestern zu verteilen und von oben, von den eigenen Sicherheiten und Privilegien aus, auf sie herabzublicken, sondern Mitleid bedeutet im Gegenteil, dass wir einander näherkommen, uns von allem befreien, was uns daran hindern könnte, uns hinabzubeugen, um wirklich mit denen in Kontakt zu treten, die am Boden liegen, und sie so wiederaufzurichten und ihnen neue Hoffnung zu geben. Und das heißt nicht, dass man ein Kommunist ist, das bedeutet Nächstenliebe, das bedeutet Liebe.
Es gibt Personen, die sich vor Mitleid fürchten, weil sie es für eine Schwäche halten. Das ist eine falsche Sichtweise auf die Wirklichkeit. Was die Welt weiterbringt, ist nicht Interessenskalkül – das in der Regel zur Zerstörung der Schöpfung und zur Spaltung der Gemeinschaften führt – sondern die Liebe, die sich verschenkt. Und das Mitgefühl trübt nicht die wahre Sicht auf das Leben; es lässt uns im Gegenteil die Dinge besser sehen, im Licht der Liebe.
Ich ermutige euch, eure Mission fortzusetzen, stark im Glauben, offen für alle in Geschwisterlichkeit und einem jeden nahe im Mitleid. Ich bin sehr beeindruckt von dem Gleichnis aus dem Evangelium, als die Hochzeitsgäste nicht kommen wollten und nicht kamen. Wird Gott verbittert? Nein, er schickt seine Diener: „Geht an die Wegkreuzungen und bringt alle, alle herein“. Das ist sehr schön.
(F.B.) (Fides 4/9/2024)