OZEANIEN/PAPUA NEUGUINEA - Priesteramtskandidaten vor dem Papstbesuch: “Missionare haben eine wichtige Rolle gespielt”

Donnerstag, 22 August 2024

Von Fabio Beretta

Port Moresby (Fides) - Unter den jungen Seminaristen in Papua-Neuguinea herrscht große Vorfreude: in wenigen Tagen werden sie Papst Franziskus treffen. Und während sie die letzten Vorbereitungen für diese Begegnung treffen, gibt es die eine Frage, die in ihren Köpfen weiterhallt: „Was will Gott von mir?“.
Eine Frage, auf die es schwierig ist, eine unmittelbare Antwort zu finden. Aber in der Gemeinschaft des nach dem „Heiligen Geist“ benannten Priesterseminars, das im März 1963 in Port Moresby gegründet und einige Jahre später nach Bomana (zwölf Kilometer von der Hauptstadt entfernt) verlegt wurde, dient diese Frage auch als Kompass.
„Der Eintritt ins Priesterseminar war nicht unbedingt das, was ich mir nach Abschluss meines Studiums vorgestellt hatte“, berichtet Mathew Gona, Seminarist aus der Erzdiözese Rabaul, gegenüber Fides, “ich wollte Lehrer oder Betriebswirt werden. Doch eine einzige Begegnung reichte aus, um alle Pläne über den Haufen zu werfen: Die Begegnung mit Pfarrer Michael P. Cornelius Gaga war eine große Veränderung in meinem Leben. Ich war beeindruckt von seiner Lebensweise, seiner Persönlichkeit und seinem Charakter. Diese Begegnung brachte mich zum Nachdenken und schließlich zur Frage 'Was will Gott von mir? Bis zu diesem Moment hatte ich nämlich die falsche Frage gestellt: 'Was will ich?'“.
Über seinen weiteren Lebensweg sagt Mathew: „Ich reifte in der Entscheidung, ins Priesterseminar zu gehen, was genau das Gegenteil von dem war, was ich machen wollte. Ich habe mit meinen Eltern darüber gesprochen, die mich sofort auf diesem Weg unterstützt und ermutigt haben“.
Für den Seminaristen Jeffrey Ossom aus der Diözese Madang steckt ebenfalls eine Begegnung hinter seiner Entscheidung, Priester zu werden: „Ich war in die Gemeindeaktivitäten eingebunden und besuchte Jugendgruppen. Ich bewunderte meinen Pfarrer, er war es, der mich inspirierte: zu sehen, wie er seine Berufung lebt, seine Präsenz unter den Menschen, die ihm immer mit Rat und Tat zur Seite stehen, die Worte seiner Predigten... Das weckte in mir den Wunsch, eines Tages ein Priester wie er zu sein, nahe bei den Menschen“.
Wenn man mit den Priesteramtskandidaten spricht, merkt man, dass die Frage „Was will Gott von mir?“ in den unmöglichsten Momenten wie ein Blitz aus heiterem Himmel auftaucht: „Ich war 2011 in der Schule, als ich beschloss, dem ‚Berufungsclub‘ meines Instituts beizutreten“, erzählt Jacob Tumun aus der Diözese Hagen, „ich beschloss, die Prüfung für die Aufnahme ins Seminar abzulegen, noch bevor ich mein Studium beendete, und am Tag meines Abschlusses kam die Nachricht: Ich hatte bestanden. Ich betete jeden Tag und fragte Gott: 'Was willst du von mir?', denn trotz guter Noten wollte mich niemand einstellen. Was will Gott von mir? Schließlich erkannte ich, dass sein Plan ein anderer war, und 2014 trat ich dann in das Kleine Seminar in Kap ein.“
Die Geschichten von Jeffrey, Mathew und Jacob ähneln sich in vielerlei Hinsicht, obwohl sie aus verschiedenen Teilen des Landes stammen. Fragt man jeden von ihnen: „Wer hat dir den Glauben weitergegeben?“, so lautet die Antwort unisono: „meine Eltern“. „Die ersten Gebete, die ich von ihnen gelernt habe“, erzählt Mathew, “waren das Kreuzzeichen, das Ave Maria und ein Gebet, das man vor dem Schlafengehen in Pidgin, meiner Muttersprache, spricht“. „Meine Mutter hat mich taufen lassen“, erinnert sich Jacob, “aber mein Glaube ist auch dank meiner Großeltern und Katecheten gereift“.
Im Leben der Priesteramtskandidaten haben aber auch die Missionare eine zentrale Rolle gespielt: „Dank ihnen habe ich meine Denkweise gefunden“, betont Jeffrey. Auch für Jacob spielten die Missionare eine wichtige Rolle in seiner Ausbildung: „Ich wurde von einem von ihnen getauft, meine Erstkommunion erhielt ich von einem polnischen Missionar. Auch die Schule, die ich besuchte, wurde von Missionaren geleitet“. „Ich bin in einer von Missionaren geleiteten Gemeinde aufgewachsen, mein Pfarrer war ein deutscher Missionar. Wenn ich zurückblicke“, sagt Mathew, “war er es, der ein solides Fundament für meinen Glauben und meine Berufung gelegt hat. Wenn ich heute so bin, wie ich bin, dann verdanke ich das Missionaren wie Pater Meinrad, die unermüdlich am Aufbau meines katholischen Glaubens mitgewirkt haben“.
Ein Glaube, der nun, durch den Besuch von Papst Franziskus bestätigt werden wird: „Von der Begegnung mit dem Papst erwarte ich eine Bestätigung des Glaubens, aber auch den Wunsch, immer mit Jesus verbunden zu sein. Ich möchte ihm in diesem Leben als Priester nachfolgen„, fährt Mathew fort. „Es wird ein Moment der Gnade für mich und mein Leben sein, in dem ich mich weiterhin frage ‚Was will Gott von mir?‘“.
Die gleichen Erwartungen hegt auch Jeffrey: „Es wird sein wie ein Vater, der seinem Sohn die Hand auf die Schulter legt, wenn er in Schwierigkeiten steckt, und sagt: ‚Ich bin da, du schaffst das‘. Der Besuch eines Papstes nach fast dreißig Jahren ist für uns eine große Freude und ein Segen. In seinen Worten und Gesten werden wir neuen Lebensmut finden, um voranzukommen“.
Für Jacob hingegen könnte der zweitägige Besuch von Papst Franziskus in Papua-Neuguinea der Beginn „neuer und vieler Veränderungen, geistiger und moralischer Art, in diesem Land sein. Zumindest hoffe ich das, genauso wie ich hoffe, dass der selige ToRot bald heiliggesprochen wird, um den Glauben unseres Volkes zu stärken“.
Nach der Begegnung mit dem Papst geht für alle drei das Studium weiter: Mathew ist fasziniert von der Liturgie, Jeffry von der Bibelexegese und Jacob von der Sakramentenlehre. Doch die eigentliche Herausforderung beginnt, wenn sie zu Priestern geweiht werden: „Ich möchte mein Leben der Nähe zu den Armen, Waisen, Witwen und denen, die am Rande leben, widmen, um ihnen die Schönheit der Verkündigung des Evangeliums zu bringen“, sagt Mathew. Auch Jeffry möchte sich „die Hände schmutzig machen“, um „unter den Menschen zu sein und sie auf dem Weg des Glaubens zu begleiten und so meinem Pfarrer nachzueifern, der mich zu dieser Berufung inspiriert hat“. Jacob hingegen träumt davon, Seelen zu heilen und zu unterrichten: „Ich möchte ein guter Beichtvater werden, Sünden vergeben und Ausbilder im Priesterseminar meiner Erzdiözese werden“.
(Fides 22/8/2024)


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