ASIEN/AFGHANISTAN - Seit tausend Tagen ist für Mädchen der Besuch weiterführender Schulen verboten

Samstag, 22 Juni 2024 menschenrechte   frauen  

Kabul (Fides) - Afghanische Mädchen gehen seit tausend Tagen nicht mehr zur Schule. Mehr als 1.000 Tage sind vergangen, seit die Taliban die Sekundarschulbildung für Mädchen in Afghanistan verboten haben. Millionen von afghanischen Frauen und Mädchen leben heute unter einem System der Geschlechterdiskriminierung und können weder zur Schule gehen noch arbeiten oder am öffentlichen Leben teilnehmen. Trotz dieser Umstände leisten Frauen und Mädchen Widerstand und lernen im Geheimen, berichtet der "Malala Fund", eine Organisation, die von Malala Yousafzai gegründet wurde, der pakistanischen Schülerin, die 2012 von den Taliban verletzt wurde und als jüngste Person überhaupt den Friedensnobelpreis erhielt. In ihrem beruflichen Werdegang war die junge Frau die Gründerin des nach ihr benannten Fonds, einer Organisation, die sich weltweit für die Bildung von Mädchen einsetzt.
Der Fonds kündigte neue Mittel in Höhe von mehr als 1,5 Millionen Dollar für Organisationen an, die sich dafür einsetzen, dass Mädchen in Afghanistan zur Schule gehen. Es gibt 13 begünstigte Organisationen, die digitale und alternative Lernprogramme für Mädchen in Afghanistan anbieten. "Wir sind stolz darauf, diese innovativen Initiativen zu unterstützen", sagt Sahar Halaimzai, Direktorin der Initiative des „Malala-Fonds“ für das zentralasiatische Land. "Durch die Bereitstellung digitaler und alternativer Bildungswege stellen wir sicher, dass afghanische Mädchen ihre Bildung trotz der Unterbrechungen, denen sie insbesondere in den letzten drei Jahren ausgesetzt waren, fortsetzen können“. Auf diese Weise, heißt es in einer Mittelung könnten bis zu einer Million Mädchen in Afghanistan erreicht werden: Bildungsinhalte werden über das Satellitenfernsehen bereitgestellt, und Tausende von afghanischen Mädchen werden in Klassen, die meist zu Hause stattfinden, durch Online-Lernen unterrichtet.
Afghanistan ist nach Angaben der Organisation das einzige Land der Welt, in dem Mädchen nicht zur Schule gehen dürfen. Schon vor der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan gingen 3,7 Millionen Jugendliche nicht zur Schule, die meisten von ihnen Mädchen. Seitdem hat das Regime weiteren 1,2 Millionen afghanischen Mädchen den Besuch einer weiterführenden Schule untersagt.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hatten Sozialarbeiter in dem Land am Wiederaufbau des Bildungssystems gearbeitet und Millionen von Mädchen und Frauen geholfen, zur Schule zu gehen. Jetzt, da die Taliban an der Macht sind, sind diese Fortschritte in Gefahr, und das Land weist heute eine schlechte Bilanz auf: Der Hälfte der Bevölkerung ist der Schulbesuch untersagt.
Seit 2017 hat der „Malala-Fonds“ Kontakte geknüpft und lokale Organisationen finanziert, um den Zugang afghanischer Mädchen zu kostenloser, sicherer und hochwertiger Bildung zu verbessern. Die Organisation hat dazu beigetragen, den landesweiten Mangel an weiblichen Lehrkräften zu beheben, indem sie in die Ausbildung und Einstellung von Lehrkräften investiert hat.
Nach der Machtergreifung der Taliban im Jahr 2021 sahen sich viele der Erzieherinnen und Lehrerinnen Repressalien ausgesetzt, weil sie sich für Mädchen und ihr Recht auf Bildung eingesetzt hatten. Es wurde Hilfe geleistet, damit sie und ihre Familien das Land verlassen konnten. Daneben wurden aber auch Anstrengungen unternommen, um alternative Bildungsprogramme für Mädchen zu unterstützen, während die Schulen geschlossen blieben. Und auf der Ebene der Interessenvertretung "sensibilieren wir weiterhin regionale und globale Institutionen, die Taliban-Regierung aufzufordern, die Schulen für Mädchen wieder zu öffnen", so die Stiftung.
Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf die Machtübernahme der Taliban hat zu einer humanitären und wirtschaftlichen Krise geführt, die die bestehenden Hindernisse für die Bildung von Mädchen in Afghanistan noch verschärft hat. Das Einfrieren der Vermögenswerte Afghanistans und die erhebliche Einschränkung der Hilfe hatten schwerwiegende Auswirkungen auf die afghanische Zivilbevölkerung, da 97 % der Bevölkerung nun von Armut bedroht sind. Das Bildungssystem steht kurz vor dem Zusammenbruch. Die Lehrer werden seit Monaten nicht mehr bezahlt.
Die Taliban hatten zugesagt, den Unterricht für alle Mädchen Ende März wieder zu öffnen, was jedoch nicht geschah. Außerdem "reicht es nicht aus, nur einen Erlass zu verabschieden oder die Türen der Klassenzimmer zu öffnen", stellt der Malala-Fonds fest. "Das Verbot der Taliban, Mädchen zu unterrichten, widerspricht sowohl der weltlichen als auch der religiösen Logik: Es steht im Widerspruch zu den Grundprinzipien des Islam und behindert die Bemühungen der Taliban um internationale Anerkennung", so Sultan Barakat, Dozent an der Hamad "Bin Khalifa University" in Katar und an der "University of York".
Nach Ansicht von Organisationen der Zivilgesellschaft sollte die internationale Gemeinschaft auf die Bildungskrise der Mädchen in Afghanistan reagieren, indem sie politische Instrumente nutzt, die den Mädchen eine sichere Rückkehr in die Schule ermöglichen.
(PA) (Fides 22/6/2024)


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