Von Cosimo Graziani
Nairobi (Fides) - Im März stellte Kenia seine nationale Strategie für Künstliche Intelligenz (KI) vor. Die „Kenya AI Strategy 2025-2023“ zielt darauf ab, Kenia zu einem Vorreiter bei der Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Inteligenz auf dem gesamten Kontinent zu machen. Die Strategie soll, die Verteidigung der nationalen Interessen durch Datensouveränität, eine Stärkung der Cybersicherheit des Landes und Fortschritte bei der Verwaltung von Technologie-Tools in einer ethisch angemessenen Weise gewährleisten und wurde von der Regierung ausgearbeitet. Dahinter aber steckt eine umfassende Zusammenarbeit, an der auch Privatunternehmen, Hochschulen, lokale Gemeinschaften und internationale Partner beteiligt waren, weshalb auch der EU-Botschafter und Vertreter der deutschen Botschaft in Kenia der Projektpräsentation beiwohnten.
Kenias beabsichtigter Einsatz der Technologie ist breit gefächert: Nach den Plänen der Regierung soll KI in Bereichen wie Landwirtschaft, Sicherheit, Gesundheit und Bildung eingesetzt werden. Die Strategie stützt sich auf drei Säulen und vier Bereiche für die Umsetzung. Die erste Säule ist die digitale Infrastruktur für die Einführung von KI: Kenia will die Datenverarbeitungskapazitäten stärken, die Breitbandanbindung ausbauen und Entwicklungs- und Forschungszentren schaffen, die sich ausschließlich mit KI befassen. Als zweite Säule versteht sich auf die Daten- und KI-Governance: Die kenianische Regierung will sich insbesondere auf die Entwicklung von Strategien und Vorschriften zum Schutz und zur Verwaltung der Privatsphäre und der Sicherheit bei der Nutzung künstlicher Intelligenz konzentrieren. Die dritte Säule hingegen soll die Innovation im Bereich der KI sein: Im Einzelnen wird die Regierung dazu Start-ups und Unternehmen, die sich in diesem Sektor engagieren, durch Finanzierung und erleichterten Marktzugang fördern.
Die vier Umsetzungsbereiche sind: Talententwicklung, Governance, Investitionen und die ethische Anwendung von Technologie. Zunächst zielt die Strategie der Regierung auf die Verbesserung der Kompetenzen ab, die durch spezifische Ausbildungsprogramme erworben werden sollen, während man auch auf Forschung und Innovation ausgerichtet ist. Besonders interessant ist die Entwicklung der Zusammenarbeit mit ausländischen Einrichtungen und Partnern, was bereits durch die Anwesenheit ausländischer Einrichtungen bei der Vorstellung der Strategie belegt wurde. Schließlich hat man auch die sozialen Auswirkungen im Blick, die diese Technologie haben kann. In einem Land wie Kenia, in dem das Durchschnittsalter der Bevölkerung bei etwa zwanzig Jahren liegt, dient die Zugänglichmachung von KI für weite Teile der jüngeren Generationen auch dazu, die Proteste zu verhindern, die im vergangenen Jahr ausgebrochen sind und größtenteils von der Unzufriedenheit der Jugend genährt wurden.
Kenia ist nicht das einzige afrikanische Land, das in den letzten Monaten eine solche Strategie vorgelegt hat. Im Januar stellte auch Ägypten seine bereits zweite KI-Strategie vor. In dem ägyptischen Dokument wird ähnlich wie in dem kenianischen darauf hingewiesen, dass die Technologie an sozialen Zielen ausgerichtet werden muss, um sie zu einem nützlichen Instrument für breite Bevölkerungsschichten zu machen; und wie Kenia will auch Ägypten zu einem kontinentalen Benchmark in der KI-Entwicklung werden.
Die nationalen Strategien sollten sich in die Agenda 2063 der Afrikanischen Union (AU) und die Strategie für Künstliche Intelligenz einfügen, die die afrikanische Organisation im vergangenen Jahr veröffentlicht hat. Im Rahmen dieser 2013 veröffentlichten Agenda 2063 soll KI eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des gesamten Kontinents spielen, und zwar durch einen auf integrative Entwicklung ausgerichteten Ansatz. In diesem Fall ist die Strategie der Afrikanischen Union auf fünf Bereiche ausgerichtet: die Vorteile für die Bevölkerung, die Beachtung der mit dem Einsatz von KI verbundenen Risiken, insbesondere im Hinblick auf Governance und Rechte, die Verstärkung der internationalen und regionalen Zusammenarbeit in diesem Sektor, die Unterstützung lokaler Unternehmen bei Investitionen in diesem Sektor und die Fähigkeit der Mitgliedsländer der Organisation, geeignete Infrastrukturen für die Technologie aufzubauen. Es wird sich zeigen, ob der gesamte Kontinent in der Lage sein wird, die weitreichenden Entwicklungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Künstlichen Intelligenz angemessen zu nutzen. Oder ob der Einsatz von KI die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten zwischen den oligarchischen Eliten und den Massen, die tagtäglich mit den Folgen von Ausbeutung und Unterentwicklung zu kämpfen haben, verschärfen wird.
(Fides 4/7/2025)