VATIKAN - Papst Leo an Pfingsten: Der Heilige Geist schenke uns den Mut allen Menschen Gottes Taten zu verkünden

Sonntag, 8 Juni 2025   evangelisierung   jubiläum   kirchliche bewegungen  

Vatican Media

Vatikanstadt (Fides) - „Die Kirche muss immer wieder neu zu dem werden, was sie schon ist: Sie muss die Grenzen zwischen den Völkern öffnen und die Barrieren zwischen Klassen und Rassen niederreißen. In ihr darf es keinen geben, der vergessen noch verachtet wird. In der Kirche gibt es nur freie Brüder und Schwestern von Jesu Christi“, damit zitierte Papst Leo in seiner Predigt am Pfingstsonntag, dem 8. Juni, seinen Vorgänger Benedikt XVI.. Auf dem Petersplatz waren mindestens 80.000 Gläubige und Pilgern versammelt, die in diesen Tagen in Rom an den Heilig-Jahr-Feiern der Bewegungen, Vereinigungen und neuen Gemeinschaften teilnehmen.
In seiner Predigt ging Papst Leo auf die verschiedenen Grenzen ein, die das Wirken des Heiligen Geistes zu überwinden und zu beseitigen hilft.
Die Erfahrung, auf die man schauen müsse, so der Bischof von Rom, sei immer die der Apostel, in deren Leben der Geist „etwas Außergewöhnliches“ bewirkte. Nach dem Tod Jesu am Kreuz „hatten sie sich in Angst und Trauer verschlossen“. Dann erfuhren sie die Gegenwart des Auferstandenen und empfingen die Gabe des Heiligen Geistes, der „ihre Angst besiegt, ihre inneren Fesseln aufbrach, ihre Wunden heilte, sie mit Kraft salbte und ihnen den Mut schenkte, hinauszugehen, um allen Menschen Gottes Taten zu verkünden“.
Der Heilige Geist - so der Papst - „öffnet die Grenzen vor allem in uns“. Er ist „die Gabe, die unser Leben für die Liebe öffnet“, die „unsere Verhärtungen, unsere Verschlossenheit, unseren Egoismus, unsere Ängste, die uns blockieren, unseren Narzissmus, der uns nur um uns selbst kreisen lässt“, löst.
Der Geist „öffnet zudem die Grenzen in unseren Beziehungen“. Jesus sage nämlich, so der Papst, „dass diese Gabe die Liebe zwischen ihm und dem Vater ist, die in uns Wohnung nimmt. Und wenn die Liebe Gottes in uns wohnt, werden wir fähig, uns unseren Brüdern und Schwestern gegenüber zu öffnen, unsere Starrheit zu überwinden, die Angst vor den Anderssein zu besiegen und die Leidenschaften, die in uns aufwallen, recht zu lenken“, einschließlich der verborgenen Gefahren, „die die Beziehungen vergiften“. „Ich denke auch mit großem Schmerz“, fügte der Papst hinzu, “an den Fall, wenn eine Beziehung der Willen aufkommt, den anderen zu berherrschen, eine Haltung, die oft in Gewalt mündet, wie die zahlreichen Fälle von Feminiziden in jüngster Zeit leider zeigen“.
Der Geist, so der Nachfolger Petri weiter, “öffnet schließlich auch die Grenzen auch zwischen den Völkern. An Pfingsten sprechen die Apostel die Sprachen derer, denen sie begegnen, und das babylonische Gewirr wird endlich durch die vom Geist geschaffene Harmonie überwunden. Wenn der göttliche Hauch unsere Herzen vereint und uns im anderen das Antlitz eines Bruders erblicken lässt, werden die Unterschiede nicht zum Anlass für Spaltung und Konflikt, sondern zu einem gemeinsamen Erbe, aus dem wir alle schöpfen können und das uns alle miteinander auf den Weg der Geschwisterlichkeit führt“.
Stattdessen „gibt es heute in der Welt“, so Papst Leo, der Papst Franziskus zitiert, „viel Zwietracht, viel Spaltung. Wir sind alle miteinander verbunden und doch erfahren wir uns als voneinander getrennt, betäubt von Gleichgültigkeit und niedergedrückt von Einsamkeit“. Und davon seien „sind die Kriege, die unseren Planeten erschüttern“ ein „tragisches Zeichen“. „Lasst uns den Geist der Liebe und des Friedens anrufen“, so der Papst abschließend, “damit er Grenzen öffne, Mauern niederreiße, den Hass auflöse und uns helfe, als Kinder des einen Vaters im Himmel zu leben“.
Ebenfalls auf dem Petersplatz hatte Papst Leo XIV. am Abend des 7. Juni der Pfingstvigil mit Zehntausenden von Mitgliedern von kirchlichen Bewegungen, Vereinigungen und neuen Gemeinschaften vorgestanden, die nach Rom gekommen waren, um an den Heilig-Jahr-Feiern teilzunehmen. „Evangelisierung“, so der Papst in seiner Predigt während der Vigil, “ist keine menschliche Bezwingung der Welt, sondern die unendliche Gnade, die sich vom Reich Gottes verwandeln ließen Leben. Sie ist der Weg der Seligpreisungen, ein Weg, den wir gemeinsam gehen … hungernd und dürstend nach Gerechtigkeit, arm im Geiste, barmherzig, sanftmütig, rein im Herzens, als Friedensstifter“. Und „um Jesus auf diesem von ihm gewählten Weg zu folgen“, fügte Leo XIV. hinzu, „braucht es keine mächtigen Unterstützer, keine weltlichen Kompromisse, keine emotionalen Strategien“. „Die Evangelisierung ist das Werk Gottes, und wenn sie manchmal durch uns Menschen geschieht geht, dann wegen der Verbindungen, die sie ermöglicht. Seid daher tief verbunden mit jeder einzelnen Teilkirche und jeder Pfarrgemeinde, wo ihr eure Charismen nährt und einsetzt“.
Am Freitag, dem 6. Juni, hatte Papst Leo am Vormittag die Moderatoren der Vereinigungen der Gläubigen, kirchlichen Bewegungen und neuen geistlichen Gemeinschaften, die an dem vom Dikasterium für Laien, Familie und Leben organisierten Jahrestreffen teilgenommen hatten, in der „Sala Clementina“ im Vatikan in Audienz empfangen. In seiner Ansprache erinnerte Papst Leo unter anderem daran, dass „das christliche Leben nicht in Isolation gelebt wird, als wäre es ein intellektuelles oder sentimentales Abenteuer, das auf unseren Verstand und unser Herz beschränkt ist. Man lebt mit den anderen, in einer Gruppe, in einer Gemeinschaft, weil der auferstandene Christus sich unter den in seinem Namen versammelten Jüngern gegenwärtig macht“.
In seiner Ansprache erinnerte Papst Leo auch daran, dass „alles in der Kirche in Bezug auf die Gnade verstanden wird: Die Institution existiert, damit die Gnade weitergegeben werden kann, die Charismen werden geweckt, damit diese Gnade angenommen wird und Früchte trägt“. „Ohne Charismen“, fügte der Papst hinzu, “besteht die Gefahr, dass die Gnade Christi… keinen guten Boden findet, um sie aufzunehmen! Deshalb weckt Gott die Charismen, damit sie in den Herzen die Sehnsucht nach der Begegnung mit Christus wecken, den Durst nach dem göttlichen Leben, das er uns schenkt, mit einem Wort, die Gnade“.
(GV) (Fides 8/6/2025)


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