VATIKAN - Auslandsschulden belasten vor allem die ärmsten Länder

Freitag, 6 Juni 2025 auslandsverschuldung   jubiläum  

Vatikanstadt (Agenzia Fides) - Es gibt 48 Staaten, die mehr für Zinszahlungen ausgeben als für Bildung oder Gesundheit. Dies geht aus dem Bericht „A World of Debt“ der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UN Trade and Development, UNCTAD) hervor.
Der so genannte Schuldendienst, d. h. die Zahlung von Zinsen für erhaltene Kredite, wirkt sich somit stark auf das Leben der ärmsten Länder aus, da die für Bildung, Gesundheit und Subventionen für den Kauf von Grundbedarfsgütern und Treibstoff bestimmten Gelder der Staatshaushalte gekürzt werden. Die Proteste, die 2024 in Nigeria und Kenia vor allem von jungen Menschen ausgingen, stehen in engem Zusammenhang mit diesem Schuldenmechanismus. Um die Zinsen bezahlen zu können und die Gesamtverschuldung ihrer Länder zu verringern, hatten die kenianischen und nigerianischen Regierungen Finanzgesetze vorgelegt, die Steuererhöhungen und Subventionskürzungen vorsahen.
Bei seiner Audienz für die Teilnehmer der von der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften veranstalteten Tagung „Schuldenkrise im Globalen Süden“, sagte Papst Franziskus am 5. Juni 2024: „Nach einer fehlgeleiteten Globalisierung, Pandemien und Kriegen sind wir mit einer Schuldenkrise konfrontiert, die vor allem die Länder des Globalen Südens betrifft, Elend und Angst verursacht und Millionen von Menschen der Möglichkeit einer würdigen Zukunft beraubt“.
Der Papst brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass das Heilige Jahr 2025 den Weg für „eine mutige und kreative neue internationale Finanzarchitektur“ ebnen wird. Der UNCTAD-Bericht stimmt Papst Franziskus zu, wenn er feststellt: „Die globale Finanzarchitektur ist nicht mehr in der Lage, die Bedürfnisse der Welt im 21. Jahrhundert gerecht zu werden. Dies ist eine große Herausforderung für die nachhaltige Entwicklung“.
Daher sind Kreativität und Mut gefragt, um eine Finanzstruktur zu überwinden, die die Kluft zwischen Arm und Reich noch vergrößert. Dem UNCTAD-Bericht zufolge „haben die Entwicklungsländer mit einer internationalen Finanzarchitektur zu kämpfen, deren tief verwurzelte Asymmetrien die Auswirkungen aufeinanderfolgender Krisen auf die nachhaltige Entwicklung noch verschärfen. Dieses System verschärft ihre Schuldenlast, indem es ihren Zugang zu Finanzmitteln für eine nachhaltige Entwicklung einschränkt und sie dazu zwingt, sich bei teureren externen Quellen zu verschulden“.
Die jüngsten Ereignisse haben diese Herausforderung noch verschärft. Die seit 2022 weltweit steigenden Zinssätze haben die öffentlichen Haushalte der Entwicklungsländer weiter belastet. Die hohen Zinszahlungen übersteigen das Wachstum grundlegender öffentlicher Ausgaben wie Gesundheit, Bildung und Maßnahmen zur Eindämmung der Folgen des Klimawandels. In den Entwicklungsländern, in denen 3,3 Milliarden Menschen leben, gibt jedes dritte Land mehr für Zinszahlungen aus als für diese Schlüsselbereiche der menschlichen Entwicklung.
„Der Schuldendienst für die öffentliche Auslandsverschuldung erreichte im Jahr 2022 insgesamt 365 Mrd. USD, was 6,3 % der Exporterlöse entspricht. Zum Vergleich: Im Londoner Abkommen über die deutschen Kriegsschulden von 1953 wurde der Anteil der Exporteinnahmen, der für die Bedienung der Auslandsschulden (öffentliche und private) ausgegeben werden durfte, auf 5 % begrenzt, um den Aufschwung nicht zu untergraben“, heißt es in dem UNCTAD-Bericht, der die davon abweichende Behandlung der ärmeren Länder heute hervorhebt. Er stellt insbesondere fest, dass 61 % der Schulden der Entwicklungsländer von privaten Gläubigern gehalten werden, die kaum politischen Zwängen unterliegen, wenn sie Zinszahlungen verlangen.
So formulierte Papst Franziskus am 16. Dezember 2024 bei der Audienz für Leiter und Mitarbeiter der „Banca Etica“, der Genossenschaftlichen Kreditinstitute der italienischen Regionen Abruzzen, Molise und Kampanien den Aufruf: „Das bevorstehende Jubiläum erinnert uns an die Notwendigkeit, Schulden zu vergeben. Das ist die Voraussetzung, um im Leben vieler Menschen, vor allem der Armen, Hoffnung und Zukunft zu schaffen. Ich ermutige Sie, Vertrauen zu säen. Werden Sie nicht müde, das Niveau der sozialen Gerechtigkeit zu begleiten und aufrechtzuerhalten“.
(L.M.) (Fides 6/6/2025)


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