Dossier herausgegeben von Fabio Beretta
Vatikanstadt (Agenzia Fides) - „Wir können fragen: Wie habt ihr so viel Trübsal ertragen? Sie werden uns das sagen, was wir in diesem Abschnitt aus dem zweiten Korintherbrief gehört haben: „Gott ist ein barmherziger Vater und der Gott allen Trostes. Er war es, der uns getröstet hat!“.
Wir haben diese Worte, die Papst Franziskus in der Kathedrale von Tirana während seiner apostolischen Reise nach Albanien im Jahr 2014 gesprochen hat, ausgewählt, um den üblichen Jahresbericht der Agentur Fides über Missionare und pastorale Mitarbeiter, die im Jahr 2024 auf der ganzen Welt getötet wurden, einzuleiten.
Wie schon seit einiger Zeit umfasst die von Fides vorgeschlagene jährliche Liste nicht nur die Missionare ad gentes im engeren Sinne, sondern betrachtet die Definitionen von „ Missionare und Missionarinnen “ in einem breiteren Horizont und zielt darauf ab, alle Katholiken zu erfassen, die in irgendeiner Weise in der Seelsorge und in kirchlichen Aktivitäten tätig sind und gewaltsam sterben, auch wenn sie nicht ausdrücklich „aus Hass gegen den Glauben“ sterben.
Aus diesem Grund ziehen wir es vor, den Begriff „Märtyrer“ nicht zu verwenden, außer in seiner etymologischen Bedeutung von „Zeugen“, um nicht in das Urteil einzugreifen, das die Kirche möglicherweise über einige von ihnen durch Heiligsprechungsprozesse fällt
Die Zahlen
Im Jahr 2024 wurden nach den von der Agentur Fides überprüften Daten 13 katholische „Missionare“ in der Welt getötet, darunter acht Priester und fünf Laien. Afrika und Amerika verzeichneten auch in diesem Jahr die höchste Zahl getöteter Seelsorger: fünf auf beiden Kontinenten. In den letzten Jahren waren es Afrika und Amerika, die abwechselnd an der Spitze dieser tragischen Rangliste standen.
Im Einzelnen wurden insgesamt sechs Männer in Afrika (2 in Burkina Faso, 1 in Kamerun, 1 in der Demokratischen Republik Kongo und 2 in Südafrika), fünf in Amerika (1 in Kolumbien, 1 in Ecuador, 1 in Mexiko und 1 in Brasilien) und zwei in Europa (1 in Polen und 1 in Spanien) getötet.
Wie die verlässlichen und nachgeprüften"Informationen über ihre Biografien und die Umstände ihres Todes zeigen, standen die getöteten Missionare und Pastoralreferenten nicht wegen ihrer auffälligen Werke oder ihres Engagements im licht, sondern um in den Alltäglichkeit des Lebens Zeugnis für ihren Glauben abzulegen, nicht nur in von Gewalt und Konflikten geprägten Kontexten.
Die Nachrichten über das Leben und die Umstände, unter denen diese Menschen eines gewaltsamen Todes starben, bieten uns ein Bild des alltäglichen Lebens in Kontexten, die oft von Gewalt, Elend und fehlender Gerechtigkeit geprägt sind. Oft handelt es sich um Glaubenszeugen und Missionare, die ihr Leben bis zum Ende freiwillig Christus angeboten haben.
Zu den 2024 getöteten Seelsorgern gehörten Edmond Bahati Monja, Koordinator von Radio Maria/Goma, und Juan Antonio López, Koordinator der Sozialpastoral in der Diözese Truijllo und Gründungsmitglied der integralen Ökopastoral in Honduras.
Edmond, der in einem vom Vormarsch der bewaffneten Gruppe M23 erschütterten Gebiet in Nord-Kivu lebte, wurde von einer Gruppe bewaffneter Männer in der Nähe seines Hauses im Bezirk Ndosho, am Stadtrand von Goma, erschossen. Die reguläre kongolesische Armee hat sich zur Verstärkung der Verteidigung der Stadt mit anderen bewaffneten Gruppen verbündet und einigen Milizen namens Wazalendo („Patrioten“ auf Suaheli) Waffen geliefert. Die Anwesenheit der irregulären bewaffneten Gruppen hat jedoch zu einem Anstieg der Gewaltkriminalität in Goma geführt, wobei Raubüberfälle und Morde an der Tagesordnung sind. Die Ermordung von Edmond Bahati, der an Ermittlungen zu lokalen Problemen und diesen bewaffneten Gruppen beteiligt war, hängt auch mit der Leidenschaft zusammen, mit der er seine Arbeit verrichtete. In den letzten zwei Jahren wurden in und um Goma mindestens ein Dutzend Medienschaffende ermordet. Bahati hatte Nachforschungen über die Gewalt der bewaffneten Gruppen in der Region angestellt.
Juan Antonio López war jedoch für sein Engagement für soziale Gerechtigkeit bekannt und schöpfte Kraft und Mut aus seinem christlichen Glauben. Das Verbrechen ereignete sich nur wenige Stunden nach einer Pressekonferenz, auf der er und andere Gemeindevertreter angebliche Verbindungen zwischen Mitgliedern der Gemeindeverwaltung von Tocoa und dem organisierten Verbrechen angeprangert hatten. Die Ermordung von López ist Teil einer zunehmenden Repression gegen Menschenrechtsverteidiger in Honduras. Papst Franziskus betonte während des Angelus am 22. September, wie wichtig es ist, diejenigen zu schützen, die sich für die Gerechtigkeit einsetzen. „Ich schließe mich der Trauer dieser Kirche und der Verurteilung aller Formen von Gewalt an“, sagte er. „Ich bin denen nahe, die sehen, dass ihre elementaren Rechte mit Füßen getreten werden, und denen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen, als Antwort auf den Schrei der Armen und der Erde“, fügte der Papst hinzu und erinnerte an das Vermächtnis von López als Mann des Glaubens, der sein Leben für andere gab.
Von 2000 bis 2024 wurden insgesamt 608 Missionare und pastorale Mitarbeiter getötet: „Diese Brüder und Schwestern mögen wie Versager aussehen, aber heute sehen wir, dass dies nicht der Fall ist. Damals wie heute geht der Same ihrer Opfer, der zu sterben scheint, auf und trägt Früchte, weil Gott durch sie weiterhin Wunder wirkt, die Herzen verändert und die Menschen rettet“ (Papst Franziskus, 26. Dezember 2023, liturgisches Fest des heiligen Stephanus des Protomärtyrers). (Agenzia Fides, 30/12/2024)