ASIEN/SÜDKOREA - Seoul bringt Maßnahmen gegen zunehmende Vereinsamung auf den Weg

Samstag, 2 November 2024 menschenrechte   jugendliche   senioren   gesellschaft  

Seoul (Fides) - In einer Metropole wie der südkoreanischen Hauptstadt Seoul, wo das Leben hektisch ist und sich alles um den individuellen Erfolg dreht, ist Einsamkeit ein Thema, das Tausenden von Menschen betrifft, oft ältere Menschen, aber auch eine wachsenden Zahl von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. „Einsamkeit ist Armut und Armut ist Ausgrenzung. Es handelt sich nicht nur um wirtschaftliche Armut, sondern auch um Armut in menschlichen Beziehungen, um soziale, psychologische und spirituelle Armut“, erklärt der Jesuitenpater Sang-Hoon Park, Direktor des ‚Forschungszentrums für soziale Solidarität und Menschenrechte‘ in der südkoreanischen Hauptstadt. „Einsamkeit“, erklärt er, “erzeugt einen Zustand tiefer Angst und Sorge, sowohl persönlich als auch gesellschaftlich. Sie führt dazu, dass sich die Traurigkeit ausbreitet. Einsamkeit ist oft die Ursache für viele Probleme wie Angst, Gewalt, Trauma, Kriminalität, Selbstmord, Depression, Apathie und sogar politische Polarisierung. Dies ist ein wichtiges Thema und ein neues soziales Problem“.
Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich junge südkoreanische Erwachsene zunehmend von der Gesellschaft isolieren. Dies wirft Fragen über den Zustand der Jugend in einem Land auf, das für seinen rücksichtslosen Wettbewerb und den sozialen Druck im Hinblick auf die berufliche Leistung bekannt ist. Bereits 2019 schätzte eine Studie des „Korea Institute for Health and Social Affairs“ der koreanischen Regierung, dass rund 3 Prozent der südkoreanischen Bevölkerung im Alter zwischen 19 und 34 Jahren unter Isolation leiden, die in der Studie als „Fehlen sinnvoller Interaktionen“, sporadische Beziehungen innerhalb der Familie und „Fehlen von jemandem, den man in der Not um Hilfe bitten kann“ definiert wird.
Aus diesem Grund hat die katholische Glaubensgemeinschaft den neuen Plan der Stadtverwaltung von Seoul begrüßt, mit dem das Phänomen der Einsamkeit und der sozialen Isolation bekämpft werden soll, das unter den Einwohnern der Hauptstadt zunehmend verbreitet ist. Die Stadt, so kündigte Bürgermeister Oh Se Hoon an, werde über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt 451,3 Milliarden Won (etwa 330 Millionen Dollar) investieren, um eine „einsamkeitsfreie Stadt“ zu schaffen. Ziel ist es, dem rasch zunehmenden Phänomen des „einsamen Todes“ in der Stadt entgegenzuwirken und das zu bekämpfen, was Soziologen als echte „soziale Störung“ bezeichnen.
Es soll die neue Online-Plattform „Smart 24 Platform“, eingerichtet werden, an die sich koreanische und ausländische Einwohner wenden können, um psychologische Hilfe und Beratung zu erhalten, auch dank einer 24-Stunden-Hotline. Die Stadt beabsichtigt außerdem, Begegnungsräume zu schaffen und zu fördern, in denen auch einfache Mahlzeiten zu bescheidenen Preisen angeboten werden. Die Stadtverwaltung kündigte zudem ein System an, das die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen wie Festivals und Bibliotheken im Freien sowie den Besuch von Kulturstätten und Grünanlagen fördern soll, um eine Stadt zu schaffen, in der sich „niemand einsam fühlt“. „Einsamkeit und Isolation sind Herausforderungen, denen wir uns gemeinsam in der Gesellschaft stellen müssen, und wir werden alle notwendigen Ressourcen mobilisieren“, sagte der Bürgermeister von Seoul.
Die koreanischen Katholiken begrüßen diese Maßnahmen, indem sie auf einen wesentlichen Punkt hinweisen, nämlich auf die „Gemeinschaft“ und die „Geschwisterlichkeit“, Dimensionen, die in den Kirchen gelebt werden und die jedem Menschen helfen, sich nicht allein zu fühlen: „Wenn uns jemand zuhört und echtes Interesse an unseren Schwierigkeiten und unserer Not zeigt, geschieht etwas sehr Tiefgreifendes in uns. Langsam verschwinden Angst und Beklemmung. Die Erfahrung, für jemanden wertvoll zu sein, ist eine enorme kreative Kraft“, erklärt der Jesuitenpater Sang-Hoon Park.
Die koreanische Schwester Georgia Kim Yong-eun von den Don Bosco-Schwestern fügt hinzu: „Wir sind nie allein, denn der Herr ist immer bei uns und geht neben uns her. Gebet, Liebe und Dienst am Nächsten sind die Mittel gegen die Einsamkeit“.
(PA) (Fides 2/11/2024)


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