Caritas Interntionalis
Yangon (Fides) - Der Bürgerkreig im burmesischen Bundesstaat Rakhine an der Westküste Myanmars verschärft sich mit einer Zunahme der Opfer und der Vertreibung der Rohingya, einer ethnischen Gruppe muslimischen Glaubens, die in dem Bundesstaat zusammen mit der buddhistischen Mehrheit der Bevölkerung lebt. Angesichts der Lage vor Ort hält der Zustrom von Rohingya-Flüchtlingen, die in Bangladesch Zuflucht und Schutz suchen, an - sieben Jahre nach der ersten massiven Auswanderungsbewegung von 750.000 Rohingya, die vor der Gewalt und Verfolgung in Myanmar über die Grenze geflohen sind und sich im bangladeschischen „Cox's Bazar“ niedergelassen haben, wo die Regierung in Dhaka sie mit Unterstützung von UN-Organisationen und der internationalen Gemeinschaft in großen Flüchtlingslagern untergebracht hat.
Die Lage der Rohingya scheint heute auf beiden Seiten der Grenze kritisch zu sein. In Myanmar, im Bundesstaat Rakhine, werden über 130.000 Zivilisten, insbesondere Kinder und Familien, zur Zielscheibe oder geraten ins Kreuzfeuer der Auseinandersetzungen zwischen der regulären birmanischen Armee und den Milizionären der „Arakan Army“, einer lokalen Militärorganisation, die zu den Gegnern der birmanischen Junta gehört. Der Hintergrund ist der anhaltende Bürgerkrieg im Land, die Zahl der Binnenvertriebenen ist mit über 3,3 Millionen so hoch wie nie zuvor. „Die Rohingya-Zivilbevölkerung in Rakhine ist die Hauptleidtragende der Gräueltaten, die von der myanmarischen Armee und der oppositionellen Arakan Army begangen werden“, erklärte Elaine Pearson, Asien-Direktorin von „Human Rights Watch“, bei der Vorstellung des jüngsten Berichts über die Übergriffe in dem Gebiet.
Der Zugang für humanitäre Organisationen in Rakhine sei extrem schwierig geworden, stellt das Kinderhilfswerk UNICEF fest. Grundlegende Dienstleistungen wie der Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung seien gefährdet, was durch Strom- und Telekommunikationsausfälle noch verschlimmert werde und sowohl zivile als auch humanitäre Maßnahmen beeinträchtige.
Auch jenseits der Grenze in Bangladesch scheint das Leben in den Flüchtlingslagern sehr kritisch zu sein, da es Schwierigkeiten bei der Verteilung von lebensnotwendigen Gütern gibt und es an Bildung, Entwicklung, sozialer Wiedereingliederung oder Beschäftigung fehlt, um den Vertriebenen eine Zukunft zu bieten. Darüber hinaus „untergraben neue Sicherheitsprobleme und Finanzierungsunsicherheiten jegliche Hilfe“, warnte das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) kürzlich, während die für die Unterstützung von rund 1,3 Millionen Menschen erforderlichen 852 Millionen Dollar pro Jahr nicht durch internationale Mittel gedeckt werden konnten. Infolgedessen wurden die Lebensmittelrationen für die Vertriebenen gekürzt, in den Gesundheitszentren fehlen medizinisches Personal und Medikamente, und die schlechte Wasserqualität führt zu Cholera- und Hepatitis-Epidemien.
Die Rohingya sind vollständig von humanitärer Hilfe abhängig und leben in provisorischen Unterkünften in stark überfüllten Lagern. „Die fortgesetzte Unterstützung Bangladeschs für die Flüchtlingsbevölkerung - insbesondere für die rund 500.000 Kinder - ist von entscheidender Bedeutung“, erklärte UNICEF und wies auf die Verletzung der Kinderrechte in dieser Situation hin.
In Bangladesch, das von einer politischen Krise erschüttert wurde, die mit der Flucht der ehemaligen Präsidentin Sheikh Hasina ihren Höhepunkt erreichte, zeigte die Übergangsregierung von Muhammad Yunus eine gewisse Solidarität mit den Rohingya-Flüchtlingen. Die Behörden streben nach wie vor eine „würdige, freiwillige und dauerhafte“ Rückkehr nach Myanmar an, aber angesichts des eskalierenden Konflikts in Myanmar, der die Bedingungen für die in ihren ursprünglichen Bezirken verbliebenen Rohingya verschlechtert hat, gibt es vor Ort nicht die Bedingungen, die dies ermöglichen würden.
Bis eine Lösung gefunden ist, bleibt das Leben der Rohingya ungewiss, und sowohl in Bangladesch als auch in Myanmar, so das UNHCR, ist eine „breite und systematische globale Unterstützung“ durch die internationale Gemeinschaft erforderlich.
Papst Franziskus bat die Rohingya bei seinem Besuch in Bangladesch im Jahr 2017 um Vergebung durch die ganze Welt und rief dazu auf, die Würde und Rechte der Flüchtlinge zu respektieren.
(PA) (Fides 14/9/2024)