von Pater Ibrahim Faltas ofm *
Jerusalem (Fides) - Die Franziskaner eröffneten 1598 ihre erste Schule im Nahen Osten, in Bethlehem, im Heiligen Land.
Seitdem sind viele weitere Schulen eröffnet worden, die den Kindern und Jugendlichen des Heiligen Landes die Bildungschancen und andere Möglichkeiten des Wachstums bieten.
Seit vielen Jahren bin ich Direktor der Schulen der Kustodie des Heiligen Landes.
In Jerusalem, im Westjordanland und in all unseren insgesamt achtzehn Schulen haben wir stets die schulische und persönliche Bildung gefördert, wir haben die Aufnahme und die Integration unterstützt und Werte wie Solidarität und Geschwisterlichkeit vermittelt.
Jugendliche und Kinder haben, auch wenn sie aus unterschiedlichen Realitäten und Umfeldern kommen, alle die Kraft eines reinen Herzens und verhalten sich von Natur aus friedlich. Ich habe dies erfahren, indem ich mir ihre Ängste und Sorgen angehört und ihren Wunsch und ihre Sehnsucht nach Frieden beobachtet habe.
Morgens, vor dem Unterricht, beten christliche und muslimische Schüler und Schülerinnen gemeinsam das Gebet des Heiligen Franziskus: "Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens". Es ist ein wichtiger und schöner Moment: ein Zeichen der Einheit und Geschwisterlichkeit.
Wenn ich sehe, wie sie auf dem Schulhof spielen und herumtollen, bin ich davon überzeugt, dass Frieden Aktion ist, Bewegung und Leben, nicht nur die Abwesenheit von Krieg.
Die Schule muss neben der Ausbildung auf dem Bildungsweg auch Werkzeuge für die persönliche Entwicklung bereitstellen.
Im Heiligen Land muss dem Bildungsweg mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, und alle Komponenten der Schule müssen stärker einbezogen werden. Zu den Fächern und Disziplinen, die in einer normalen Schulorganisation vorgesehen sind, muss die Friedenserziehung hinzukommen, die keinen festen wöchentlichen Stundenplan hat, sondern ein wesentlicher Bestandteil jedes Augenblicks ist, der in und außerhalb der Schule erlebt wird.
Für eine solche Friedenserziehung gibt es kein Lehrbuch, sondern das Verhalten ist das Instrument, das von allen - Lehrern, Eltern, Schülern - kontinuierlich eingeübt werden muss und das sich an alle richtet, insbesondere in Gebieten, die von Krieg betroffen und bedroht sind.
Überall auf der Welt sollte die Schulbildung Wettbewerb vermeiden und das Teilen und die gegenseitige Unterstützung bevorzugen. Insbesondere wo Krieg herrscht, ist dies unerlässlich.
Sport, Theater und Musik sind Aktivitäten, die ganz konkret zur Bildung und zu einer Kultur des Friedens beitragen.
Vor einigen Tagen haben wir ein Theater in der „Holy Land School“ in Jerusalem eingeweiht, letztes Jahr ein Schwimmbad ebenfalls in Jerusalem und vor einigen Jahren ein Hallenfußballfeld in Bethlehem. Dies sind die Voraussetzungen dafür, dass unsere Jungen und Mädchen heranwachsen und sich in Zukunft zu Männern und Frauen des Friedens entwickeln können.
So lernen sie den Respekt und die Solidarität, die notwendig sind, um Teil eines Ganzen zu sein, das ein gemeinsames Ziel verfolgt: die Überwindung von Egoismus und Unterdrückung.
Dank der Großzügigkeit eines früh verstorbenen Priesters, Pfarrer Giuseppe Ballia, konnten wir das Theater fertigstellen. Die Kinder und Jugendlichen traten im Beisein des Generalministers des Franziskanerordens, Pater Massimo Fusarelli, des Apostolischen Nuntius und des Pater Kustos, von Botschaftern, Konsuln, Direktoren anderer Schulen und vielen Brüdern auf. Die jungen Leute auf der Bühne waren aufgeregt, aber mit traditionellen Liedern und Tänzen sehr gut vorbereitet. Ihr Auftritt stand unter dem Motto "Wir sind die Hoffnung", und ich bin sicher, dass sich ihr Engagement auf der Bühne in ihrem Leben auszahlen wird.
Sport, Theater und Musik tragen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche im Heiligen Land, das so sehr vom Krieg gezeichnet ist, in einem friedlichen Umfeld aufwachsen, in gegenseitigem Respekt und mit friedlichem Verhalten.
(Fides 20/4/2024)
*Vikar der Kustodie des Heiligen Landes
AFRIKA/D.R. KONGO - Friedensgipfel in Luanda abgesagt: Kämpfe im Osten des Landes wieder aufgeflammt