Khartoum (Fides) – Rund 16.000 Tote und über 8 Millionen Vertriebene und Flüchtlinge: die schwerste Vertreibungskrise der Welt. Diese Zahlen veranschaulichen die humanitäre Tragödie des vergessenen Krieges im Sudan, der vor genau einem Jahr, am 15. April 2023, ausbrach, als nach monatelangen Spannungen die etwa 300.000 Mann starke reguläre Armee (SAF,) unter der Führung von General Abdel Fattah al-Burhan und die paramilitärische Miliz der „Rapid Support Forces“ (RSF) unter Leitung von Mohamed Hamdan "Hemedti" Dagalo mit etwa 100.000 Mann in Konflikt gerieten (vgl. Fides 17/4/2023).
Es ging um die Integration der RSF in die nationale Armee, insbesondere den Zeitpunkt der Integration und die Kommando- und Kontrollstruktur. Der Konflikt, der in der Hauptstadt Khartum begann, breitete sich bald auf Darfur, die Hochburg der RSF, und dann praktisch auf das ganze Land aus. In Darfur nahm der Krieg sofort eine ethnische Dimension an und legte unverheilte Wunden aus dem vorangegangenen Konflikt zu Beginn der 2000er Jahre frei. Die RSF sind aus den berüchtigten arabischen Dschandschawid aus berittenen Kämpfern hervorgegangen, die das vorherige Regime von Omar al Bashir zur Unterdrückung der nicht-arabischen Bevölkerung in dieser riesigen Region im Westen des Sudan eingesetzt hatte. Zu den beiden Kriegsparteien, SAF und RSF, gesellten sich dann die verschiedenen bewaffneten Gruppen, die bereits im Sudan präsent waren und sich der einen oder anderen Seite anschlossen (vgl. Fides 21/11/2023).
Der Krieg hat die Landwirtschaft des Landes verwüstet, so dass zu den oben genannten Zahlen noch die rund fünf Millionen Menschen hinzukommen, die vom Hungertod bedroht sind, und die 18 Millionen, die sich in einer schweren Nahrungsmittelkrise befinden.
Und Lebensmittel sind zu einer Waffe geworden: Beide Kriegsparteien verhindern, dass Konvois mit Nahrungsmittelhilfe, die von humanitären Organisationen geschickt werden, in die vom Gegner kontrollierten Gebiete fahren.
Die Vorwürfe über schwere Menschenrechtsverletzungen durch das Militär und die Milizen häufen sich, darunter sexuelle Gewalt, Folter und Massenhinrichtungen.
Die beiden Fraktionen scheinen sich nicht an den Verhandlungstisch setzen zu wollen, weil sie beide glauben, den Konflikt gewinnen zu können. Auch die Unterstützung von außen, die beide erhalten, könnte das Kalkül der beiden rivalisierenden Anführer beeinträchtigen. Die RSF wird von russischen Söldnern aus der ehemaligen Wagner-Group, von den Vereinigten Arabischen Emiraten, die Hilfe über die Zentralafrikanische Republik, den Tschad und die libysche Cyrenaika schicken, unterstützt. Die reguläre Armee wird hingegen von Ägypten, der Türkei und dem Iran unterstützt (iranische Drohnen wurden kürzlich für Angriffe auf die SFR eingesetzt), während die ukrainischen Spezialeinheiten gelegentlich Videos veröffentlichen, in denen sie russische Söldner, die die SFR unterstützen, treffen. Auf dem sudanesischen Kriegsschauplatz, inmitten einer nicht enden wollenden humanitären Tragödie, kommt es zu einer seltsamen Vermischung
(L.M.) (Fides 15/4/2024)