AFRIKA/ÄGYPTEN - Liebe zu Christus, Studium, Dialog und Gebet: Tawadros nennt vier Schritte auf dem Weg zur christlichen Einheit

Donnerstag, 4 Mai 2023 ostkirchen   Ökumene   theologie   papst franziskus   ostern  

Kairo (Fides) - Der Dialog zwischen den Kirchen und ihr Weg zur Wiedererlangung der vollen Gemeinschaft könne nur auf dem Kreuz Christi gründen und nach seinem Vorbild gestaltet werden. Dies bekräftigte der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. am Vorabend seines dreitägigen Besuchs in Rom in der kommenden Woche (10. bis 12. Mai).
Während seines Besuchs im Vatikan, der anlässlich des 50-jährigen Bestehens des theologischen Dialogs zwischen der koptisch-orthodoxen Kirche und der Kirche von Rom stattfindet wird Tawadros auch die Gelegenheit haben, Papst Franziskus zu treffen und persönlich mit ihm zu sprechen. Vor seiner Abreise äußerte sich der Primas der koptisch-orthodoxen Kirche in einem kurzen Video, das über die offiziellen Kanäle des koptisch-orthodoxen Patriarchats veröffentlicht wurde , auf "vier Schritte" hinweisen, die seiner Meinung nach als Grundlage für die Beziehungen zwischen den christlichen Konfessionen auf dem Weg zur vollen Einheit unter den Getauften unternommen werden sollten.
Der erste Schritt", an den Papst Tawadros erinnert, besteht in der Erkenntnis, dass die Einheit zwischen Christen verschiedener Konfessionen „nur in der gemeinsamen Liebe in Christus" gedeihen kann. Der Patriarch definiert die Einheit der Christen deshalb auch als "Einheit in Liebe", die nur erfahren werden könne, wenn man den Lehren und Schritten Jesu folge. Dabei betont er auch, dass es nach Jahrhunderten der Spaltung Zeit brauche, um den Weg zur vollen Einheit zu finden, und dass Vertrauen und aufrichtiger Wunsch in den Herzen wiedergeboren werden.
Der von Patriarch Tawadros genannte "zweite Schritt" ist das gegenseitige Studium der jeweiligen Lehre, Geographie, Geschichte und Traditionen der verschiedenen Kirchen. Der "dritte Schritt" sei der des Dialogs, aus den beiden vorangegangenen Schritten schöpft. "Während des Dialogs", so Papst Tawadros, "können wir den anderen fragen: 'Erkläre mir, was genau du mit diesen deinen Formeln und Worten meinst.' Auf diese Weise können wir erkennen, dass wir den gleichen Glauben teilen, aber die Sprache hilft uns nicht weiter. Und das ist ein Problem, unter dem wir seit dem unglückseligen Konzil von Chalkedon leiden". „Nach diesem Konzil", so erinnerte der Patriarch, "begannen Spaltungen die Christen zu zerreißen, auch aufgrund von Missverständnissen über die theologische Terminologie. Man hat uns des Monophysismus beschuldigt (Zweifel an der Menschlichkeit Christi, Anm. d. Red.) ein Begriff, der uns nicht in der absolutesten Weise repräsentiert". Der vierte Schritt, den Papst Tawadros für grundlegend erachtet, ist das Gebet: "Wenn wir diese vier Schritte tun", so der koptisch-orthodoxe Patriarch, "gelangen wir zum Herzen Christi und gehen Hand in Hand. Dies sind die Kriterien, die uns in unseren Beziehungen zu allen Kirchen der Welt leiten".
Der 10. Mai ist auch der "Tag der brüderlichen Liebe zwischen der koptisch-orthodoxen Kirche und der Kirche von Rom", der jedes Jahr am Jahrestag der Reise von Patriarch Tawadros nach Rom im Jahr 2013 begangen wird, wo er zum ersten Mal Papst Franziskus persönlich traf.
(GV) (Fides 4/5/2023)


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