ASIEN/SÜDKOREA - Ordensschwestern helfen Frauen in Not: “Ein einziges Leben ist wertvoller als die ganze Welt“

Donnerstag, 3 Juli 2025 frauen   schwestern   nächstenliebe   gewalt   mutterschaft  






Von Pascale Rizk

Chuncheon (Fides) - Seit mehr als 50 Jahren beten und arbeiten die Schwestern Unserer Lieben Frau vom Guten Hirten in Chuncheon, Seoul und Jeju in Südkorea für Frauen und Mädchen in Schwierigkeiten: alleinstehende Mütter, Einwanderinnen, schwangere Frauen, in der Familie misshandelte Mädchen. In den letzten Monaten haben sie in ihrem Provinzhaus der internationalen Ordenskongregation in Chuncheon eine neue Einrichtung für Frauen in Not eingeweiht.
Das 1995 mit Hilfe von Spenden gegründete Schwesternhaus in Chuncheon wächst auch heute noch mit der Unterstützung alter und neuer Wohltäter, die die Arbeit der Schwestern zugunsten von Frauen und Mädchen aus dem ganzen Land schätzen.
Der Bischof von Chuncheon Simon Kim Ju-young, wandte sich bei der Einweihungsfeier im vergangenen April an die Wohltäter mit den Worten: „Sie müssen die Glücklichsten von allen sein. Sie sollten wissen, dass wenn wir Priester das Gebet manchmal vernachlässigen, die Nonnen aber im Gegenteil immer fleißig beten“. Er selbst war es, der ein Jahr zuvor die Pfarreien der Diözese eingeladen hatte, die von den Schwestern gestartete Spendenkampagne zu unterstützen.
„Seit 1993“, berichtet Schwester Marie Jean Bae, die von 2014 bis 2019 Provinzoberin war, “hatten die Schwestern von Chuncheon das Grundstück, auf dem das neue Gebäude steht, kostenlos genutzt. Dann, im Jahr 2022, bot der Eigentümer das Land zum Verkauf an. Wenn es verkauft und ein anderes Gebäude an dieser Stelle gebaut worden wäre, hätten die Nonnen ihr Projekt aufgeben müssen“. „Wir und die Schwestern des kontemplativen Zweigs beteten gemeinsam aus Verzweiflung. Der barmherzige Gott erhörte unsere Gebete, und nur zwei Tage, nachdem wir unsere Gebete intensiviert hatten, änderte der Eigentümer des Grundstücks seine Meinung und beschloss, es dem Kloster zu schenken, wobei er sich dafür entschuldigte, dass er dies nicht früher getan hatte“, so die Ordensfrau weiter. „Was noch überraschender ist, ist, dass er uns auch dafür gedankt hat, dass wir das Geschenk angenommen haben“, fasst Schwester Marie Jean zusammen, die inzwischen in Südkorea Koordinatorin von „Talita khum“, dem internationalen Netzwerk gottgeweihter Frauen gegen Menschenhandel, geworden ist.
In diesem Jahr feiert die Kongregation das zweihundertjährige Bestehen ihres kontemplativen Zweigs, dessen Geschichte auf die Werke und spirituellen Erkenntnisse des heiligen Johannes Eudes (1601-1680) aus dem 17. Jahrhundert zurückgeht, als Prostitution eine soziale Geißel war und mit Gefängnis bestraft wurde. Angesichts des Elends und der Ungerechtigkeit, die in einer Zeit des geistigen und moralischen Niedergangs herrschten, wurde Eudes von der jungen Madeleine Lamy in Caen in der Normandie dazu gedrängt, das erste Zufluchtshaus zu gründen, ein echtes „Hospiz für diese Seelen“. Von der päpstlichen Genehmigung bis zur Revolution von 1789 vergingen 150 Jahre, in denen sich die Ordensleute zerstreuten und ihre Häuser geschlossen wurden. Erst 1825 wurden die Häuser dank des Mutes einer jungen Oberin, Maria Euphrasia, der Gründerin der Schwestern der heiligen Magdalena, heute Schwestern Unserer Lieben Frau von der Barmherzigkeit des Guten Hirten, wieder eröffnet.

Ordensschwestern an der Seite von Frauen in Not

Zwischen den 1960er und 1970er Jahren - unmittelbar nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil - begannen sich auch in Korea Veränderungen im Leben der Schwestern abzuzeichnen. Im Jahr 1966 kamen auf Einladung von Bischof Peter Han Kong-ryel aus der Diözese Gwangju vier US-amerikanische Ordensfrauen nach Korea, um die Spiritualität der Schwestern vom Guten Hirten zu etablieren. Han war erschüttert über die sexuelle Ausbeutung junger Mädchen und Frauen durch das US-Militär in seiner Diözese und ersuchte die Schwestern im Charisma der Gründerin, der heiligen Maria Euphrasia diesen Opfern der Unterdrückung zu helfen. So kam es, dass die Schwestern 1968 in der Nähe des US-Luftwaffenstützpunkts in Gunsan ein Wohnheim und eine Berufsschule einrichteten. Diese Einrichtung blieb bis 1976 in Betrieb.
Inspiriert von dem Motto „Ein Leben ist kostbarer als die ganze Welt“ das Engagement für alleinstehende schwangere Frauen zu unterstützen, deutlich, wie wichtig es für die katholische Kirche war, geeignete Einrichtungen für diese Frauen zu schaffen. So begannen die Schwestern auf Einladung von Bischof Park Thomas Stewart mit einem kleinen Haus in Seoul und eröffneten 1979 in der Provinz Chuncheon das „Mary's Home“ für alleinstehende Mütter, bevor sie 1985 in den heutigen Provinzhauskomplex und in die Beratungs- und Unterstützungszentren für Frauen umzogen.
Mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Bekämpfung der Prostitution im Jahr 2004 in Südkorea und der erheblichen Zunahme internationaler Ehen - vor allem aufgrund der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu China im Jahr 1992 - wurden die Formen der Unterstützung für Frauen in Not verstärkt, um dem dringenden Bedarf an Beratung für Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, gerecht zu werden und die Kommunikation zwischen Ehepartnern verschiedener Nationalitäten zu verbessern, die häufig durch sprachliche und kulturelle Barrieren erschwert wird.

Heilung der Wunden an Körper und Seele

Das gestiegene Bewusstsein für Gerechtigkeit und die Anprangerung des Missbrauchs von Frauen führte 1995 in Südkorea zur Verabschiedung des „Grundgesetzes für die Entwicklung der Frauen“ (여성발전기본법).
In Zentren für schwangere Frauen wie „Mary's Home“ werden die Frauen auf eine sichere Geburt vorbereitet und können dann entscheiden, ob sie ihr Kind behalten oder in Pflege geben wollen. Die Arbeit der Schwestern ist in diesem Bereich von entscheidender Bedeutung, da sie sich für eine Anti-Abtreibungspolitik zugunsten der Würde des Lebens einsetzen. Indem sie die Frauen in diese Häuser aufnehmen, wollen sie sie auch vor sozialen Vorurteilen schützen. Mütter, die Opfer verschiedener Formen von Gewalt geworden sind, können auch von außerhalb kommen, um in den von den Schwestern geleiteten Einrichtungen Zuflucht zu suchen, z. B. im „Haus der Freunde“ in Seoul oder in einem anderen Frauenhaus in Jeju. Die Formen der Unterstützung können kurzfristig (sechs Monate) - verlängerbar - oder langfristig (zwei Jahre) sein. Um ihnen die Rückkehr zur Normalität zu erleichtern, werden Programme entwickelt, die ihnen helfen, ihre seelischen und körperlichen Wunden zu heilen. Die Frauen werden bei der persönlichen und beruflichen Entwicklung begleitet und erfahren Unterstützung in Form von kostenloser Unterkunft und Verpflegung, medizinischer Versorgung, Berufsausbildung zur Erlangung wirtschaftlicher Unabhängigkeit und Vorbereitung auf den GED, eine Prüfung, die dem weiterführenden Schul-Abschluss entspricht.
Besondere juristische Unterstützung und Rechtsberatung bietet das Zentrum in Chuncheon, das in Zusammenarbeit mit der Caritas betrieben wird, z. B. bei Klagen gegen den Täter oder beim Verfassen einer Erklärung in Zivilprozessen.
Die Schwestern betreiben auch Heime für Mädchen, die Opfer von häuslicher Gewalt und familiären Problemen geworden sind. In diesen Einrichtungen wie z. B. dem „Good Shepherd House“ in Seoul wird versucht, jungen Mädchen die Wärme der Familie, das Gefühl der Liebe und der Aufnahme an einem sicheren und angenehmen Ort zurückzugeben, wo man ihnen ein Stück Normalität zurückgeben will. „Es gibt keinen größeren Schmerz, als zu Hause von den eigenen Eltern missbraucht zu werden. Um eine gesunde Unabhängigkeit zu erlangen und sich psycho-emotional zu erholen, ist es ein langer Weg, aber sie schaffen es“, sagt Mariana Inea Young, Therapeutin und Sozialarbeiterin, „So viele kommen zurück, um ihre Geschichten der Genesung zu erzählen“, fügt Schwester Damiana Ham hinzu.


Eine Hotline als erste Anlaufstelle

Jeden Donnerstag ging Schwester Rufina Hwa Jung Shim - 66 Jahre alt und nach sieben Jahren als Leiterin der „Hotline“ in Jeju nun im Ruhestand - in die Stadtviertel, um Frauen auf der Straße zu helfen. Ihr Eifer, das vierte Gelübde der Schwestern vom Guten Hirten, lässt sie die Grenzen von Raum und Zeit überwinden, um ihre Mission fortzusetzen. „Jeden Morgen beginnen wir mit einer Bibellesung, und auch wenn das Personal aus Frauen aller koreanischen Konfessionen besteht, bleibt das Evangelium das Herzstück der Mission.“ Im „1366-Centre“ sind die Schwestern von der Diözese beauftragt, den telefonischen Beratungsdienst „Catholic Women's Line“ zu leiten, der 1998 vom Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt eingeführt wurde. Je nach Fall werden die Frauen vor Ort unterstützt oder in Frauenhäusern untergebracht und mit der Polizei, Krankenhäusern oder anderen Einrichtungen, die zu ihrem Schutz eingerichtet wurden, in Verbindung gebracht.
Unterdessen erließ das Ministerium für Chancengleichheit und Familienangelegenheiten am 1. Juli ein Gesetz, mit dem die Regierung das „System der Vorauszahlung von Familienbeihilfen“ einführt. Das System sieht die Vorauszahlung von Familienbeihilfen und -beiträgen auch dann vor, wenn sich ein Elternteil (in der Regel der Vater) seinen Unterhaltspflichten entzieht. Die nicht gezahlten Beiträge des zahlungsunfähigen Elternteils verbleiben bei diesem als Schuld gegenüber den öffentlichen Einrichtungen, die durch Zahlung der Beiträge an die Sozialversicherungsträger zu begleichen ist.
Das Gesetz sieht für jedes Kind bis zur Volljährigkeit einen monatlichen Unterhalt von 200.000 KRW (entspricht 125 Euro) vor. Dies ist eine Form der Unterstützung, die auch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von alleinerziehenden Müttern und Frauen, die von ihren Ehepartnern verlassen wurden, lindert.
(Fides. 3/7/2025)


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