VATIKAN/GENERALAUDIENZ - Papst Franziskus: "Charismen sind Gaben, die einigen gegeben wurden, um allen nützlich zu sein"

Mittwoch, 20 November 2024

Vatican Media

Vatikanstadt (Fides) – Bei der heutigen Generalaudienz auf dem Petersplatz sprach Papst Franziskus über die Bedeutung der so genannten Charismen. Der Papst, der damit den Zyklus der Katechese über den Heiligen Geist fortsetzte, begann seine Überlegungen mit einem Zitat aus der Konzilskonstitution „Lumen gentium“, in der es heißt: „Der Heilige Geist heiligt das Gottesvolk nicht nur durch die Sakramente und die Dienstleistungen, er führt es nicht nur und bereichert es mit Tugenden, sondern teilt den Einzelnen wie we will (vgl. 1 Kor 12,11) seine Gaben aus.“
Er nannte dabei zwei Elemente, die helfen zu definieren, was Charisma ist. Erstens: „Es ist die Gabe, die gegeben wurde, um allen nützlich zu sein. Es ist also nicht in erster Linie und gewöhnlich für die Heiligung der Person bestimmt, sondern für den „Dienst“ an der Gemeinschaft“, so der Papst. Zweitens, so erklärte der Papst, ist es die Gabe, „die ‚einem‘ oder ‚einigen‘ im Besonderen und nicht allen in gleicher Weise zuteil wird, und das unterscheidet es von der heiligmachenden Gnade, von den theologischen Tugenden und von den Sakramenten“.
Mit anderen Worten, fügte der Bischof von Rom hinzu, „die Charismen sind die ‚Juwelen‘, die der Heilige Geist verteilt, um die Braut Christi schön zu machen“. Der Papst zitierte in diesem Zusammenhang seineb Vorgänger Papst Benedikt XVI., der in seiner Predigt bei der Chrisam-Messe 2012 gesagt hatte: „Wer die Geschichte der nachkonziliaren Ära betrachtet, kann die Dynamik der wahren Erneuerung erkennen, die oft unerwartete Formen in Bewegungen voller Leben angenommen hat und die die unerschöpfliche Lebendigkeit der heiligen Kirche, die Gegenwart und das wirksame Wirken des Heiligen Geistes fast greifbar macht“.
Es sei heute wichtig, „die Charismen wiederzuentdecken, weil dadurch die Förderung der Laien und insbesondere der Frauen nicht nur als institutionelle und soziologische Tatsache, sondern in ihrer biblischen und spirituellen Dimension verstanden werden kann. Die Laien sind nämlich nicht eine Art externe Hilfskräfte des Klerus, sondern leisten mit ihre eigenen Charismen und Gaben einen wesentlichen Beitrag zur Sendung der Kirche“.
„Wenn wir von Charismen sprechen“, so Papst Franziskus, „müssen wir sofort ein Missverständnis ausräumen, sie mit spektakulären und außergewöhnlichen Gaben und Fähigkeiten zu identifizieren; stattdessen sind es gewöhnliche Gaben, die einen außergewöhnlichen Wert erlangen, wenn sie vom Heiligen Geist inspiriert und in den Situationen des Lebens mit Liebe verkörpert werden. Eine solche Interpretation des Charismas ist wichtig, weil viele Christen, wenn sie von Charismen hören, überzeugt sind, keine zu besitzen, und sich ausgeschlossen oder als Christen zweiter Klasse fühlen“.
Am Ende der Audienz gab der Papst überraschend die Termine für die Heiligsprechung von Carlo Acutis und Pier Giorgio Frassati bekannt. Acutis wird demnach während des Jubiläums der Kinder und Heranwachsenden (vom 25. bis 27. April 2025) und Frassati während des Jubiläums der Jugendlichen (vom 28. Juli bis 3. August 2025) heiliggesprochen.
Außerdem kündigte Papst Franziskus ein Welttreffen zu Kinderrechten im Vatikan an: Das Treffen am 3. Februar „wird eine Gelegenheit sein, neue Wege zu finden, um Millionen von Kindern zu helfen und sie zu schützen, die noch immer ohne Rechte sind, die in prekären Verhältnissen leben, die ausgebeutet und missbraucht werden und die unter den dramatischen Folgen von Kriegen leiden“.
Tausend Tage nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine richtete der Papst einen eindringlichen Appell an die Weltgemeinschaft: „Ein tragischer Jahrestag für die Opfer und die Zerstörung, aber gleichzeitig eine beschämende Katastrophe für die ganze Menschheit! Dies darf uns jedoch nicht davon abhalten, dem gepeinigten ukrainischen Volk nahe zu sein, um Frieden zu bitten und dafür zu beten und uns dafür einzusetzen, dass die Waffen dem Dialog und die Konfrontation der Begegnung weichen“. Anwesend bei der Generalaudienz war auch Olena Senlenska, die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Vor dem Schlusssegen verlas der Papst den Brief, den er von ukrainischen Studenten erhalten hatte: „Vater, wenn du am Mittwoch meines Landes gedenkst und die Gelegenheit hast, am tausendsten Tag dieses schrecklichen Krieges zu der ganzen Welt zu sprechen, bitte ich dich, sprich nicht nur von unserem Leiden, sondern sei auch ein Zeugnis unseres Glaubens“, heißt es in dem Brief wörtlich, „auch wenn er unvollkommen ist, mindert das nicht seinen Wert, denn er malt das Bild des auferstandenen Christus mit schmerzhaften Pinselstrichen
(F.B.) (Fides 20/11/2024)


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